Schwätzen, Stören, Rauchen: Buch über schlechtes Benehmen in Kirchen

Nachricht 14. Mai 2021

epd-Gespräch: Daniel Staffen-Quandt

Hildesheim, Würzburg (epd). Früher gab's fürs Schwätzen in der Kirche mitunter eine Watschn, heute zumindest missbilligende Blicke: Die Liste an Fettnäpfchen beim Kirchenbesuch ist jedenfalls recht lang, sagte der emeritierte Würzburger Liturgiewissenschaftler Guido Fuchs. Der Professor, der in Hildesheim sein privates Institut für Liturgie- und Alltagskultur betreibt, hat nun eine „Kleine Geschichte des schlechten Benehmens in der Kirche“ geschrieben. Historisch betrachtet gab es jedenfalls „nichts, was es nicht gibt“, sagt er. Vieles sei zwar zum Kopfschütteln, manches aber auch zum Schmunzeln.

Das „Fehlverhalten“ in Kirchenräumen und während Gottesdiensten reiche „vom unzeitigen Kommen und Gehen“ über das Schlafen, lautes Schwätzen, das Mitbringen von Tieren, Essen, Trinken, Rauchen oder die unpassende Kleidung bis hin zu politisch motivierten Störungen, sagte Fuchs. Im Laufe der Zeit habe sich stark verändert, was als schlechtes Benehmen gilt: „Manches, was früher offensichtlich ein Problem war, gibt es heute kaum noch.“ Schlafende Gottesdienst-Besucher etwa. Auf der anderen Seite hätten „mit der heute üblichen Bekleidung“ manche früher nicht in die Kirche gedurft.

Laut Fuchs sei zwar „jeder und jede selbst“ für sein oder ihr Benehmen verantwortlich. Doch auch die Rahmenbedingungen taten ihr übriges: So sei die katholische Liturgie „jahrhundertlang auf Latein gefeiert“ worden, die aktive Teilnahme am Gottesdienst war deshalb nur wenigen Gläubigen möglich. „Der Priester zelebrierte mit dem Rücken zum Volk, hatte es nicht im Blick“, erläuterte Fuchs. Zudem waren die Kirchen meist die größten Gebäude einer Stadt und damit auch „Kommunikationszentren“. Sie waren also auch „Orte, an denen gebettelt wurde oder Geschäfte getätigt wurden“.