Ausstellung zeigt kolonialistischen Blick kaiserlicher Marinesoldaten

Nachricht 09. Mai 2021

Bremerhaven (epd). Am Beispiel historischer Reisealben zeigt das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven in einer Open-Air-Ausstellung den kolonialistischen Blick kaiserlicher Marinesoldaten auf Völker und Länder in Übersee. Ideologisch geprägte Annahmen einer politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und geistigen Überlegenheit durchzögen die Bildsammlungen wie ein roter Faden, teilte das Museum am Donnerstag mit.

Unter dem Titel „Das Andere sehen? Der Kolonialistische Blick“ ist die Schau bis Ende Oktober in der Rotunde des Museumshafens zu sehen. Die ausgestellten „Denkbilder“ und Bildbesprechungen beziehen sich auf Fotos aus der kolonialgeschichtlichen Sammlung des Schifffahrtsmuseums.

Ende des 19. Jahrhunderts habe der Dienst an Bord der deutschen Kaiserlichen Marine vielen jungen Männern aus einfachen Milieus die Möglichkeit gegeben, etwas von der Welt zu sehen, hieß es. Fotografische Reisealben spiegelten Neugier und Faszination des Fremden wider. „Zugleich zeugen sie aber auch von der Erinnerungskultur der Marine, zahlreichen gewalttätigen Übergriffen und der allgemeinen Kriegsbegeisterung, die beispielsweise die Entsendung des Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxerkrieges in Nordostchina begleitete.“

In den Jahren von 1884 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs entsandte das Kaiserreich Truppen nach Nordostchina, den Pazifik sowie nach West-, Südwest- und Ostafrika. Mit Gewalt sollten dort die Gesetze der deutschen Kolonialmacht durchgesetzt und die wirtschaftliche Ausbeutung von Rohstoffen und Ressourcen der Kolonien gesichert werden.