Wohlfahrtsverband fordert vorausschauende Sozialpolitik

Nachricht 28. März 2021

Hannover (epd). Der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen richtet den Blick auf die Zeit nach Corona und verlangt eine vorausschauende Sozialpolitik zugunsten benachteiligter Menschen. "Die Corona-Pandemie ist noch lange nicht vorbei. Gerade deswegen müssen wir uns jetzt schon Gedanken über die Zeit danach machen", sagte die Verbandsvorsitzende Birgit Eckhardt am Donnerstag. Der Paritätische wolle sich konstruktiv an dieser Debatte beteiligen und habe deshalb das Positionspapier "Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken - Aus der Corona-Pandemie die richtigen Lehren ziehen" veröffentlicht.

"Das Virus hat unser aller Leben nachdrücklich verändert", betonte Eckhardt. Dennoch bestünden signifikante Unterschiede bei der individuellen Krisenerfahrung. Wie einzelne Bevölkerungsgruppen durch die Krise kämen, hänge viel zu sehr mit der bereits vor der Krise bestehenden Ungleichheit von Einkommen und Lebensbedingungen zusammen.

Die Pandemie wirkt nach Ansicht des Paritätischen wie ein "Brandbeschleuniger für soziale Ungleichheiten und für die Polarisierung der Gesellschaft". Besonders vulnerable und marginalisierte Gruppen trügen in der Krise größere Lasten. "Der sozioökonomische Status bestimmt maßgeblich den Grad der Betroffenheit durch die Folgen der Krise", sagte Eckhardt. "Das Virus und seine Folgen treffen uns alle. Aber in der Krise sind wir längst nicht alle gleich."

Deshalb dürften die aus der Krise resultierenden Belastungen für die Haushalte von Bund, Land und Kommunen keine fiskalpolitische Prioritätensetzung nach sich ziehen, die am Ende zu Sozialabbau und zum Zurückfahren öffentlicher Dienstleistungen führe. Ein gut funktionierendes und auskömmlich finanziertes System der öffentlichen und freien Wohlfahrt sei und bleibe unabdingbar, um allen Menschen auch in herausfordernden Lebenssituationen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Alltag zu ermöglichen.

Vor diesem Hintergrund fordere der Paritätische eine aktive Sozial- und Gesellschaftspolitik, die die soziale Spaltung der Gesellschaft bekämpfe und das Gemeinwohl wieder in den Mittelpunkt des Handelns stelle. Die Menschen verbänden nicht nur den Mangel an sozialen Kontakten oder das Fehlen von Freizeitmöglichkeiten mit Corona. Auch der zwischenzeitliche Wegfall vermeintlich selbstverständlich gewordener Errungenschaften des Sozialstaats habe vor Augen geführt, was alles während der Pandemie fehlt. "Entlastung bei der Sorgearbeit, Bildung von Kindern und Jugendlichen in Schulen und Kitas, die Unterstützung von Bedürftigen durch die Tafeln - alles, was gleichzeitig den Zusammenhalt und die Lebensqualität unserer Gesellschaft ausmacht, kann derzeit nur eingeschränkt oder gar nicht stattfinden", sagte Eckhardt.

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Info
Die Broschüre "Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken - Aus der Corona-Pandemie die richtigen Lehren ziehen" steht unter www.paritaetischer.de zum Download bereit.

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