Kommunikationspsychologe lobt Corona-Stufenplan aus Niedersachsen

Nachricht 04. Februar 2021

epd-Gespräch: Julia Pennigsdorf

Hannover/Berlin (epd). Der Kommunikationspsychologe Professor Jo Groebel lobt die niedersächsische Landesregierung für den Stufenplan, der abhängig vom Infektionsgeschehen mögliche Lockerungen der Corona-Einschränkungen für die kommenden Monate skizziert. "Das ist genau das, was die Menschen dringend brauchen", sagte der Berliner Medienwissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Nichts schafft mehr Unwohlsein, Verunsicherung und unter Umständen auch Aggression als das Gefühl, dass es in der Krise keinen Plan gibt und niemand die Situation unter Kontrolle hat."

Die rot-schwarze niedersächsische Landesregierung hatte am Dienstag ihren Stufenplan zur Bekämpfung der Corona-Pandemie vorgelegt. Er sieht sechs Stufen vor, in denen abhängig von der Inzidenzzahl festgelegt wird, ob die Corona-Beschränkungen gelockert oder weiter verschärft werden.

Menschen könnten besser mit unangenehmen Wahrheiten leben als mit unklaren, unzuverlässigen und sich ständig ändernden Aussagen, sagte Groebel. "So ein Plan schafft Sicherheit. Nicht im Sinne, dass alles sofort gut wird, aber im Sinne von einer klaren Perspektive." Die Menschen in Deutschland hätten immer wieder bewiesen, dass sie mit strikten Maßnahmen gut leben können. "Sie wollen aber wissen, was die Grundlagen und die Kriterien für die Beschlüsse sind und womit sie weiter rechnen müssen."

Der Stufenplan können darüber hinaus motivationsfördernd wirken und die Menschen dabei unterstützen, weiter durchzuhalten. Das Aufstellen eines solchen Plans helfe aber nicht nur den Bürgern, sondern auch den Verantwortlichen selbst, sagte Groebel. "Der Stufenplan ist umfangreich und durchdacht und funktioniert wie eine Art Checkliste."

Die Stufen und die damit verbundenen konkreten Ausblicke und Erleichterungen vermittelten den Bürgerinnen und Bürger das Gefühl, dass sich die Anstrengungen lohnten und die Pandemie trotz ihrer Komplexität in den Griff zu bekommen sei, sagte Groebel. Insofern sei der Plan ein Paradebeispiel aus der Lern- oder Arbeitspsychologie. "Wenn man das Gefühl hat, dass man einen Riesenberg von Arbeit vor sich hat, macht es Sinn überschaubare Pakete zu schnüren, die man schaffen kann und die, sobald sie bewältigt sind, einen motivieren, weiter zu machen."

Damit der Stufenplan sein Ziel nicht verfehle, müsse die Landeregierung ihn allerdings kommunikativ überarbeiten, lautet die Empfehlung des Medienexperten. In seiner jetzigen Form sei er zu behördlich und juristisch. "Das ist so nichts für den Endkunden, also in diesem Fall den Bürger." Sinnvoll sei es, die aufgeführten Bereiche wie Gastronomie, Sport, Einzelhandel, Schulen, religiöse Veranstaltungen oder öffentlicher Nahverkehr zu fünf bis zehn Sektoren übersichtlich zusammenzufassen, um den Lesern den Überblick zu erleichtern.

Ebenso wichtig sei die visuelle Darstellung. "Wir können nicht davon ausgehen, dass sich das jeder gründlich durchliest." Prägnante Icons oder Smiley-Symbole könnten das Verständnis erleichtern. Über den Stufenplan soll unter anderem im niedersächsischen Landtag beraten werden. Zudem sind Verbände zu Stellungnahmen aufgerufen, und Bürger können sich landesweit an der Diskussion beteiligen.

epd lnb jul mig
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