Hannover (epd). Die evangelische Altenpflege in Niedersachsen lehnt die Pläne der Bundesregierung, Auszubildende in der Pflege für Corona-Tests einzusetzen, vehement ab. "Die politischen Versäumnisse der vergangenen 30 bis 40 Jahre dürfen jetzt nicht auf den Rücken der Auszubildenden ausgetragen werden", sagte der Geschäftsführer des Niedersächsischen Evangelischen Verbands für Altenhilfe und Pflege (NEVAP), Frank Pipenbrink, am Donnerstag in Hannover dem epd. Der Verband empfehle seinen Mitgliedseinrichtungen dringend, ihre Auszubildenden nicht als Tester einzusetzen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hatten in einem Brief an die Betreiber von Pflegeeinrichtungen appelliert, Azubis stärker als Helfer einzubinden. Sie sollten nach entsprechender Einweisung die Bewohnerinnen und Bewohner der Heime sowie deren Angehörigen auf das Coronavirus testen.
Der Verband sei "froh und dankbar", die Auszubildendenzahlen halten zu können, sagte Pipenbrink. "Wenn die jungen Leute nun in den Netzwerken posten, dass sie nichts lernen, weil sie den ganzen Tag über Rachenabstriche machen - dann ist das keine Werbung für den Pflegeberuf." Das Ziel der Pflegeverbände sei, die Ausbildungszahlen um mindestens zehn Prozent zu steigern.
In den Einrichtungen werde für die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner alles Menschenmögliche getan, betonte Pipenbrink. Er kritisierte die seit Wochenbeginn geltende Verordnung, derzufolge die Pflegekräfte sich täglich testen lassen müssen. "Das ist zu viel und kostet wertvolle Ressourcen."
Besonders hart trifft die Verordnung laut Pipenbrink die ambulanten Dienste: Viele Pflegekräfte begönnen ihre Tour von zu Hause aus. "Nun müssen sie erst die Station anfahren, um sich testen zu lassen." Er wisse von Pflegedienstleistern, die kurz davor seien Pflegeverträge zu kündigen, weil die Pflegerinnen mit den Tests ihre Tour in der Dienstzeit nicht mehr schaffen.
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