Ethik-Experte: Benachteiligte Schüler im Blick behalten

Nachricht 07. Januar 2021

Hannover/Loccum (epd). In der Diskussion um weitere Kontaktbeschränkungen an Schulen appelliert der Theologe und Akademiedirektor Stephan Schaede an die Politiker, Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen im Blick zu behalten. "Hier ist akut Gefahr in Verzug, wenn Zugänge der Jugendhilfe und schulische Unterstützung nicht gewährleistet sind", sagte der Ethik-Experte am Montag in Loccum bei Nienburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Diese Kinder und Jugendlichen brauchen dringender als alle anderen für sie offenstehende Lern- und Austauschräume." Schaede gehört zu den Sprechern der Initiative Niedersächsischer Ethikrat.

Angesichts einer möglichen Verlängerung des "Lockdowns" in Deutschland wird derzeit neben verschiedenen Modellen zur Kontaktreduktion an den Schulen unter anderem darüber diskutiert, den Schulstart zu verschieben und die Weihnachtsferien zu verlängern.

Schaede, Direktor der Evangelischen Akademie Loccum, warb für ein differenziertes Vorgehen. Der Unterricht für Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen und Präsenzformen in den Grundschulklassen müssten Vorrang haben, sagte er. Bei Ressourcenmangel sollten Schüler an Oberschulen eher Präsenzunterricht erhalten können als etwa Gymnasiasten. Aufgrund der unterschiedlichen Infektionslagen sei auch ein regional differenziertes Handeln nötig. Dabei müsse gelten: "So viel verantwortbare Präsenz in der Schule wie irgend möglich." 

Für übertrieben hält es Schaede jedoch, von einer "verlorenen Generation" oder "Corona-Generation" unter den Schülerinnen und Schülern zu sprechen. "Das ist viel zu pauschal", sagte der evangelische Theologe. Angesichts der akuten Infektionslage müssten auch die Schulen einen Solidarbeitrag leisten, auch wenn er zweifelsohne belastend sei. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Laura Pooth, hatte am Montag in einem Interview der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" gesagt: "Wir müssen aufpassen, dass wir keinen verlorenen Corona-Jahrgang produzieren." (4170/04.01.21)

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