Leitende Geistliche rufen zu Barmherzigkeit und Solidarität auf - Landesbischof Meister und Bischof Bode zum neuen Jahr

Nachricht 02. Januar 2021

Ohne Zweifel fordert auch das neue Jahr im Kampf gegen das Virus und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt das Engagement vieler Menschen. Theologen ermutigen dazu, weiter füreinander einzustehen - gegen Ignoranz, Verbohrtheit und Unbeweglichkeit.

Hannover/Osnabrück (epd). Angesicht der Herausforderungen im neuen Jahr haben Leitende Geistliche aus Niedersachsen zu Barmherzigkeit und Solidarität aufgerufen. Der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister ermutigte am Freitag im ZDF-Fernsehgottesdienst zum Neujahr zu einem "Jahr der Barmherzigkeit". Der katholische Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück lobte am Donnerstagabend in seiner Silvesterpredigt gelebte Solidarität: "Sehr viele arbeiten ja mit ihrer hohen Verantwortung bis zum Umfallen."

Meister sagte in der der Festeburgkirche in Frankfurt am Main, die Gesellschaft sei mit vielen Tränen und manchen Schrammen durch das vergangene Jahr gekommen. "Wie wäre da ein Jahr mit dem Vorsatz des Erbarmens? Des barmherzigen Umgangs mit mir selbst, und mit anderen?", schlug der leitende Theologe vor.

Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand die biblische Jahreslosung für das Jahr 2021 aus dem Lukasevangelium: "Jesus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist". Barmherzigkeit sei ein treffender Begriff für das in der Corona-Pandemie Erlebte und das, was kommen müsse. "Der tiefe Riss, der mit dem Virus durch unsere treuen Gewohnheiten ging, weckte einen Instinkt der Barmherzigkeit auf, wie ich es selten erlebt habe."

Die Zeiten des Lockdowns hätten gelehrt, dass nichts mehr selbstverständlich sei, sagte Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. "Nicht unser eigenes, gesundes Leben, nicht die Gemeinschaft mit Freunden und Freundinnen, nicht das Studium, der Arbeitsplatz, die Schule, die Gesundheitsversorgung." Menschen hätten aufeinander geachtet. "Doch als die Lockerungen kamen, sind wir leichtfertig wieder in gewohnte Selbstverständlichkeiten zurückgefallen."

Wenn einmal Menschen über die Jahre 2020 und 2021 erzählten, hoffe er auf Erzählungen von Lebensmut und des Kümmerns um andere, fügte der Bischof an. "Es muss auch eine Erzählung von der Bereitschaft sein, füreinander über alle Kräfte zu gehen, eine Erzählung vom wissenschaftlichen Eifer und Erfolg, vom Respekt vor alten Menschen, von ökumenischen Aufbrüchen und, und, und. Es könnte eine Geschichte der Barmherzigkeit werden."

Bode, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, sagte im Osnabrücker Dom, die Kirche stehe angesichts der Corona-Krise und den mit ihr verbundenen beschleunigten gesellschaftlichen Veränderungen vor einer Zeitenwende. "Die Verunsicherung und die Angst sind groß angesichts der Abbrüche von Traditionen, von religiösem Wissen, von den Zahlen derer, die zum Gottesdienst kommen." Vieles gehe verloren, was Kirche heute ausmache. Es blieben aber tragfähige Steine, die neu geschichtet werden müssten.

Viele Menschen hätten nach wie vor die Erwartung, dass sich Christen gesellschaftlich einmischten. "Die christlichen Kirchen müssen zusammen mit allen Menschen guten Willens die Herberge sein, in der Heilung an Leib und Seele möglich wird."

Der katholische Bischof kritisierte "Ignoranz, Verbohrtheit, Unbeweglichkeit, Arroganz, Hochmut und Anmaßung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und auch in unserer Kirche und unter Christen". Die Polarisierung bleibe genauso wie die Neigung zur Flucht in die einfachen Erklärungen. Die Tonlage werde bei vielen Gelegenheiten spürbar rauer. Dem stehe die gelebte Solidarität der vergangenen Monate gegenüber, blieb Bode optimistisch.

epd lnb sel/mir
epd-Service

Internet
www.landeskirche-hannovers.de
www.bistum-osnabrueck.de
www.zdf.fernsehgottesdienst.de

Orte
Osnabrücker Dom, Domplatz, 49074 Osnabrück
Evangelische Festeburgkirche, An der Wolfsweide 48, 60435 Frankfurt am Main