Landesarmutskonferenz: Lockdown trifft Arme am härtesten

Nachricht 15. Dezember 2020

Hannover (epd). Arme Menschen werden nach Ansicht der Landesarmutskonferenz Niedersachsen bei dem von Bund und Ländern ab Mittwoch geplanten harten Lockdown nur wenig berücksichtigt. Diese Menschen seien am härtesten betroffen, aber Hilfen für sie seien nicht erwähnt, kritisierte Sprecher Klaus-Dieter Gleitze am Sonntag in Hannover. "Die Landesarmutskonferenz fordert Bund, Länder und Kommunen auf, Sofortmaßnahmen für Menschen zu treffen, die von Armut und Ausgrenzung bedroht sind."

Die Politik habe die Wirtschaft und die sogenannte Mitte der Gesellschaft, also Familien mit Einkommen und Kindern, im Blick. Arme würden dabei vernachlässigt, sagte Gleitze. Bei zu erwartenden Hamsterkäufen aufgrund der Schließung des Einzelhandels seien etwa alleinlebende, mobilitätseingeschränkte und ältere Arme benachteiligt. "Sie können im Rennen um günstige Produkte nicht mithalten." Wer wie Hartz-IV-Bezieher für Ernährung pro Tag nur 5,02 Euro zur Verfügung habe, komme schnell in existenzielle Nöte. Auch die zum Januar vorgesehene Erhöhung der Regelsätze um 47 Cent pro Tag sei weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Landesarmutskonferenz fordert neben einer Erhöhung der Regelsätze um 20 Prozent für arme Menschen eine einmalige Konsumhilfe in Höhe von 1.000 Euro, um die aktuelle Not zu lindern. Für die soziale Arbeit in den Kommunen müsse es Planungssicherheit und eine verlässliche Finanzierung geben.

Arme Menschen suchten Tafeln und Tageswohnungen, wenn diese überhaupt geöffnet seien, aus Angst vor Ansteckung nicht auf und verlören so weitere soziale Kontakte. Selbst absolute Notlösungen wie Betteln, der Verkauf von Straßenmagazinen und Flaschensammeln fänden nur eingeschränkt statt, weil Abstand das Gebot der Stunde sei.

Gleitze kritisierte zudem den Vorstoß, kostenlose FFP 2 Masken an Menschen ab 60 Jahren auszugeben. "Warum sollen Gutverdienende oder Menschen mit hohen Pensionen Masken kostenlos bekommen, während jüngere Hartz-IV-Bezieherinnen und Bezieher dafür bezahlen müssen?"

epd lnb mir
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## Internet
www.landesarmutskonferenz-niedersachsen.de