Hannover (epd). Mit Blick auf die Anschläge in Halle, Hanau, Paris, Nizza und Wien haben Vertreter von Judentum und Islam in Niedersachsen gemeinsam zu mehr Zusammenhalt aufgerufen. "Wir sind Freunde. Und wir sind gemeinsam erschüttert", sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden, Michael Fürst, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). Er äußerte sich in dem Interview gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Islamverbandes "Schura", Recep Bilgen. Beide befürchten, dass die Taten auch in Niedersachsen rassistische Ressentiments befördern könnten.
Juden und Muslime sowie weitere Religionsgemeinschaften hätten in Niedersachsen über viele Jahre ein besonderes Verhältnis aufgebaut, betonte Bilgen. Dabei seien das Verständnis füreinander und sogar Freundschaften gewachsen. Diese Errungenschaften dürften durch die Anschläge nicht zerstört werden. Die europäischen Gesellschaften lebten in Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Kunstfreiheit. Jeder müsse sich überlegen, wie er diese Freiheiten nutze. "Es gibt so viele andere Möglichkeiten, um Kritik mit Gegenkritik zu begegnen. Gewalt gehört definitiv nicht dazu."
Auch Fürst betonte, es dürfe keinen Zweifel daran geben, dass sich Menschen in Europa an den Freiheitsrechten zu orientieren hätten. Allerdings müsse auch stets bedacht werden, dass nicht jede Freiheit unbegrenzt sei. Grundsätzlich müssten Attentäter stets getrennt von friedliebenden Gläubigen betrachtet werden. "Alle islamistischen Terroristen sind Muslime, aber nicht alle Muslime sind Terroristen - das ist doch der gewaltige Unterschied." In Deutschland lebten in allererster Linie Muslime, "die Gewalt verabscheuen und ihren Glauben ausüben wollen".
Bei den Anschlägen von Halle und Hanau hatten rechtsextremistische Täter eine Synagoge angegriffen und Menschen mit Migrationshintergrund erschossen. In Paris, Nizza und Wien hatten islamistische Gewalttäter gemordet.
epd lnb bjs mig
# epd-Service
