Wohlfahrtsverbände: Mehr Schutz für von Gewalt betroffene Frauen

Nachricht 09. Oktober 2020

Hannover (epd). Vor dem Hintergrund anhaltender Gewalt gegen Frauen fordern die großen Wohlfahrtsverbände in Niedersachsen einen Rechtsanspruch der Betroffenen auf Schutz und Hilfe bei gewalttätigen Übergriffen. Die Schutz- und Beratungseinrichtungen müssten zudem ausreichend, verlässlich und einzelfallunabhängig finanziert werden, erklärte die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen (LAG FW) am Donnerstag in Hannover. In der Arbeitsgemeinschaft sind die Arbeiterwohlfahrt, Diakonie und Caritas, das Rotes Kreuz, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Jüdische Wohlfahrt zusammengeschlossen.

"Häusliche Gewalt ist und bleibt ein großes Problem, und das darf unsere Gesellschaft nicht dulden", sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Birgit Eckhardt. Jede vierte Frau sei in Deutschland von Gewalt betroffen. "Und das völlig unabhängig von Alter, ethnischer Herkunft, sozialer Gruppe und Bildungsstand." Frauen erlebten körperliche, sexualisierte und psychische Gewalt, überwiegend durch ihren Partner oder Ex-Partner.

Oft litten die betroffenen Frauen jahrelang, bevor sie Hilfe und Schutz suchten, betonte Eckhardt: "Gemeinsam mit ihnen leiden häufig die eigenen Kinder."

Die Finanzierung der Schutz- und Hilfeeinrichtungen gleiche "einem bunten Flickenteppich, der weder ausreichend noch verlässlich ist". Viele betroffene Frauen blieben von Hilfe ausgeschlossen. Opfer häuslicher Gewalt würden zudem an den Kosten für ihren Schutz beteiligt. Dies mache die Gewalt zu einem individuellen, persönlichen Problem, sagte Eckhardt: "Das muss sich dringend ändern."

Eckhardt erinnerte daran, dass Deutschland im Jahr 2017 die sogenannte Istanbul-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt unterschrieben habe. An der Umsetzung hapere es aber noch: "Mit der konsequenten Umsetzung der Konvention durch Bund, Land und Kommunen käme man dem Ziel, die Situation von Gewalt betroffener Frauen und deren Kindern adäquat zu verbessern, einen großen Schritt näher."

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