Theologe: Demonstrationen sind wichtiger Teil der Demokratie - Organisatorin aus Braunschweig verwahrt sich gegen Vorwürfe

Nachricht 14. Mai 2020

Braunschweig/Berlin (epd). Angesichts der sogenannten Hygiene-Demos gegen die Corona-Schutzmaßnahmen warnt der Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Kai Funkschmidt, davor, Demonstrierende vorschnell als Rechtsextreme oder Verschwörungstheoretiker abzustempeln. "Wer Diskussionen unterbinden will, schadet der Demokratie, weckt Misstrauen und fördert damit erst Extremismus und Verschwörungstheorien", sagte Funkschmidt am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Demonstrationen seien ein wichtiger und nötiger Teil der Demokratie. Die Kundgebungen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen verzeichnen seit einigen Wochen bundesweit wachsenden Zulauf.

Menschen seien nicht von vornherein politisch rechts, nur weil sie den Nutzen und die Gefahren einzelner Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus infrage stellten, sagte der evangelische Theologe. "Verschwörungstheoretisches Denken ist auch nicht mit einer bestimmten politischen Richtung verbunden, sondern in allen Lagern gleich verbreitet." Die Demonstrationen werden aus seiner Sicht von einer heterogenen Klientel besucht. Mögliche "Spinner und Extremisten" mit kruden Theorien fielen darunter jedoch besonders auf. Ein rationales Maß an Misstrauen gehöre zur Demokratie. Verschwörungsdenken hingegen sei Ausdruck übertriebenen Misstrauens, sagte Funkschmidt.

Die sogenannten Hygiene-Demos finden seit zwei Wochen auch in Braunschweig statt. Die Organisatorin der dortigen Kundgebungen, Janine Reinecke, verwahrte sich gegen Vorwürfe, Extremisten eine Bühne zu bieten: "Wir sind keine Rebellen gegen das Gesetz", sagte sie dem epd. Sie sei weder rechts noch Verschwörungstheoretikerin. "Wir haben Respekt vor jeder Meinung und wollen friedlich demonstrieren." Unabhängig von der politischen Ausrichtung verfolgten die Demonstrierenden ein gemeinsames Ziel.

Zudem forderte Reinecke mehr Transparenz in den politischen Entscheidungen und "dass sie alle Seiten betrachten werden, und keiner ein Wissensmonopol hat". Neben den Einschätzungen des Virologen Christian Drosten müssten auch andere Meinungen in die Debatte einbezogen werden. "Wir haben das Gefühl, dass die Regierung uns für dumm verkauft", sagte Reinecke. Das Braunschweiger "Bündnis gegen Rechts" hatte den Organisatoren im Vorfeld der Kundgebungen mangelnde Abgrenzung nach rechts vorgeworfen.

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