Horst Hirschler legt Amt als Abt zu Loccum nieder

Nachricht 06. Januar 2020

Loccum/Kr. Nienburg (epd). Fast zwanzig Jahre nach seiner Einführung als Abt zu Loccum hat Horst Hirschler am Montagabend beim traditionellen Epiphanias-Empfang der hannoverschen Landeskirche in Loccum seinen Rücktritt verkündet. Der 86-jährige ehemalige Landesbischof hatte das Amt am 4. Juni 2000 von seinem inzwischen verstorbenen Vorgänger Eduard Lohse übernommen. Hirschler wurde bei dem Empfang mit stehenden Ovationen und minutenlangem Beifall verabschiedet. Der jetzige Landesbischof Ralf Meister (58) wird am 9. Mai als dann 65. Abt des evangelischen Zisterzienser-Klosters als Nachfolger eingeführt. 

Meister sagte dem epd, er werde das Amt mit großem Respekt und höchster Wertschätzung gegenüber Horst Hirschler übernehmen. Er habe immer bewundert, mit welcher Energie und hohem Einsatz der Abt tätg gewesen sei. Auch der Prior des Kloster, Arend de Vries, würdigte das Engagement Hirschlers: "Mit seiner Prägung als lutherischer Theologe und seinem handfesten Pragmatismus, wenn es um die Ausgestaltung des Klosters ging, hat er das Kloster in den letzten zwei Jahrzehnten entscheidend geprägt", sagte de Vries, der auch Geistlicher Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover ist.  

Für Hirschler war sein Amt als Abt die schönste Aufgabe, die er sich vorstellen konnte: "Dieses wunderbare Kloster mit Leben zu füllen, das ist das Beste", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seitdem er dort in den 1970er Jahren sieben Jahre lang als Studiendirektor das Predigerseminar für die Ausbildung von Vikarinnen und Vikaren leitete, war das Kloster ein besonderer Ort für ihn. Die Feiern zum 850-jährigen Jubiläum waren ein Höhepunkt seiner Amtszeit. Mehr als 165.000 Besucher aus dem In- und Ausland strömten im Sommer 2013 nach Loccum.

Zum Ende des Jubiläumsjahres wurde der von Hirschler eigens verfasste Theaterkrimi "Mord im Kloster" von den Pastoren aus der Region aufgeführt: 1528 wurde der Loccumer Abt Burchard Stölter in den Wirren der Reformationszeit von einem aufgebrachten Bauern hinterrücks mit einer Axt erschlagen.

Hirschler lernte in Hildesheim Elektriker, bevor er auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur machte und Theologie studierte. Nach Stationen in Hannover, Lüneburg und Loccum wurde er 1977 Regionalbischof im Sprengel Göttingen. Als Landesbischof war er von 1993 bis zu seinem Ruhestand 1999 auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Das Land Niedersachsen ehrte ihn 2004 mit der Niedersächsischen Landesmedaille, der höchsten Auszeichnung des Bundeslandes. 

Das 1163 von Zisterzienser-Mönchen gegründete Kloster gilt nicht nur als spirituelles Zentrum der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland, es hatte auch staatsrechtlich eine wegweisende Rolle. 1955 wurde hier der bundesweit erste Staatskirchenvertrag unterzeichnet, in dem sich das Land und die evangelischen Kirchen zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit im säkularen Staat verpflichteten. Das Kloster wurde um das Jahr 1600 herum evangelisch. Bereits seit 1820 ist es auch Ausbildungsstätte für Pastoren. Zurzeit wird das Predigerseminar für voraussichtlich 28,4 Millionen Euro umgebaut. 

epd lnb mil mir
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