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Forscher: Ahnenstätte hat Verbindungen zu Rechtsextremismus

Nachricht 27. November 2019

Petershagen (epd). Die umstrittene "Ahnenstätte" in Seelenfeld im westfälischen Petershagen weist nach neuesten Erkenntnissen zweier Historiker offenbar Verbindungen zu der als rechtsextremistisch eingestuften Vereinigung "Artgemeinschaft" auf. Eine in diesem Jahr erschienene Zeitschrift der neuheidnisch ausgerichteten Gruppierung rate ihrer Klientel zu einer Bestattung auf dem Privatfriedhof, berichteten die Forscher Karsten Wilke und Thomas Lange am Montagabend in Petershagen. Die Wissenschaftler legten ihren von der Stadt an der Grenze zu Niedersachsen in Auftrag gegebenen Forschungsbericht zu Geschichte und Gegenwart der "Ahnenstätte" vor.

Bereits die Entstehungsgeschichte der sogenannten Ahnenstätte um 1930 sei klar von einem antisemitisch-rassistisch dominierten Weltbild ihrer Gründer geprägt gewesen, heißt es der Untersuchung. Sie sei kein bürgerschaftliches Projekt der früheren Dorfbewohner von Seelenfeld gewesen. Vielmehr sei damals die demokratiefeindliche Ideologie des Ex-Weltkriegsgenerals Erich Ludendorff und seiner Frau Mathilde "planvoll durchgesetzt" worden. Die Ahnenstätte stellte nach Einschätzung der Historiker damit eine "deutsch-völkische Gegenwelt" gegen das "christlich-protestantische Milieu" dar.

Schon während der NS-Zeit und ab den 1950er Jahren habe sich das Einzugsgebiet der Ahnenstätte weit über Ostwestfalen-Lippe hinaus ins gesamte Bundesgebiet ausgeweitet, erklärten Lange und Wilke. Die Verbindungen zum 1937 von Mathilde Ludendorff gegründeten, vorübergehend verbotenen und inzwischen vom Verfassungsschutz beobachteten "Bund für Gotterkenntnis" seien offensichtlich.

Auch gebe es eine Reihe von Akteuren, die sich in Vergangenheit und Gegenwart dem rechten bis rechtsextremen Spektrum zuordnen ließen. Namentlich nannten die Historiker den Landschaftsarchitekten Wolfram Schiedewitz aus Niedersachsen, der als Vorsitzender des geschichtsrevisionistischen Vereins "Gedächtnisstätte" fungiert, und den Trauerredner Gerd Rothe aus Bad Oeynhausen. Er gelte als Mitglied der "Artgemeinschaft" und verfüge wie Schiedewitz über enge Bindungen an das Netzwerk des seit 2008 verbotenen rechtsextremen Schulungszentrums "Collegium Humanum" in Vlotho, das von der mehrfach verurteilten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck und ihrem Mann geleitet worden war.

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