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Ministerin und Senatorin fordern Ende des Kükentötens - Kirchenvertreter plädieren für Weiterentwicklung von Alternativen

Nachricht 14. Juni 2019

Hannover/Bremen (epd). Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) und Bremens Verbraucherschutzsenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) fordern nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Kükentötung ein schnelles Ende dieser Praxis. Der Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken müsse mit Nachdruck vorangetrieben werden, sagte Otte-Kinast am Donnerstag. Die Geflügelwirtschaft müsse die Verfahren zur Geschlechtsbestimmung der Tiere im Ei möglichst bald einführen. Einige seien bereits marktreif. Mit deren Hilfe würden bereits die Eier vernichtet, aus denen später Hähne schlüpfen würden. Auch Senatorin Quante-Brandt verwies auf Alternativmethoden und verlangte ein gesetzliches Verbot der Tötung männlicher Küken.

Das Bundesverwaltungsgericht hatte am Donnerstag entschieden, dass Brutbetriebe vorerst weiterhin männliche Küken kurz nach der Geburt töten dürfen. Zwar sei das wirtschaftliche Interesse der Zuchtbetriebe für sich genommen kein vernünftiger Grund im Sinne des Tierschutzgesetzes, aber die Praxis sei jahrzehntelang hingenommen worden, erklärten die Richter.

Den Brutbetrieben ist deshalb nach Ansicht des Gerichts eine Umstellung ihres Betriebs nicht zuzumuten, bis verlässliche Verfahren zur Geschlechtsbestimmung der Tiere im Ei eingeführt würden. Männliche Küken sind für die Fleisch- und Eierproduktion ungeeignet. In der EU wird es deshalb geduldet, dass männliche Küken in der Legehennenzucht innerhalb von 72 Stunden nach ihrem Schlüpfen geschreddert oder vergast werden.

Nach Ansicht von Otte-Kinast und Quante-Brandt sind auch die Mast der Hähne und die Zucht sogenannter Zweinutzungshühner gute Alternativen zur Tötung der Hähne. Bei einer solchen Zuchtlinie könnten sowohl die Hühnereier als auch das Hähnchenfleisch genutzt werden. Otte-Kinast wies darauf hin, dass in Niedersachsen das Töten der Eintagsküken nur dann toleriert werde, wenn diese als ganze Tiere nach vorheriger Betäubung in Zoos oder Falknereien als Futtertiere verwertet werden.

Die hannoversche Landwirtschaftspastorin Ricarda Rabe sieht im Zweinutzungshuhn die beste Alternative. Das Fleisch und die Eier müssten Verbraucher zwar teurer bezahlen, sagte die evangelische Pastorin am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst. Aber das sei den Menschen zuzumuten. "Wir müssen bereit sein, einen höheren Preis zu zahlen, sonst zahlen ihn die Tiere oder die Erzeuger."

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erklärte, laut dem Urteil sei es nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar, "dem Leben eines männlichen Kükens jeden Eigenwert abzusprechen". Das müsse die zukünftige Rechtsprechung berücksichtigen, sagte ein Sprecher dem epd. Die Entwicklung von Alternativen zur millionenfachen Küken-Tötung müsse vorangetrieben werden.

epd lnb mas/bas mir
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