Rezension
Jens Palkowitsch-Kühl
Digitale Medien im Religions- und Ethikunterricht.
Bedingungsfaktoren für die Medienintegration an Schulen
Kohlhammer Verlag Stuttgart 2023
ISBN 978-3-17-043406-6
297 Seiten, 49,00 €
Jens Palkowitsch-Kühl widmet sich in diesem Buch den Faktoren, die eine Integration digitaler Medien in den Religions- und Ethikunterricht bedingen. Es geht ihm sowohl um die mediendidaktische Integration als auch um die medienerzieherische Thematisierung. Er fokussiert dabei auf die Lehrkräfte, wobei ihm die Subjektivität dieses Ansatzes, der die Wahrnehmung der Schüler*innen und Erhebung digitaler Ausstattung vernachlässigt, bewusst ist.
Zunächst stellt er im Teil A die zugrundeliegenden Modelle aus der empirischen Religionspädagogik und der Professionalisierungsforschung in Bezug auf Lehrkräfte dar, vor allem das COACTIV-Modell der professionellen Handlungskompetenz (Baumert/Kunter), das Modell der Technological Pedagogical Content Knowledge (Koehler/Mishra) und das Will-Skill-Tool Modell (Knezek/Christensen).
In Teil B erläutert er die quantitative Fragebogenerhebung unter Religions- und Ethiklehrkräften in Hessen. Aus den Rückmeldungen wurden vier Schulen für qualitative Gruppendiskussionen ausgewählt, an denen jeweils Ethik-, evangelische und katholische Religionslehrkräfte teilnahmen. Bei der Ergebnisbewertung muss bedacht werden, dass es sich um keine repräsentative Studie handelt.
Teil C stellt die Fragebogenergebnisse im Zusammenspiel mit den Gruppendiskussionen dar. Das Will-Skill-Tool-Modell wird um religionspädagogische Aspekte erweitert. Außerdem kommen Studium, Referendariat und Fortbildung in den Blick.
Abschließend widmet sich Teil D der Diskussion der Ergebnisse und einem Ausblick. Dass „Lehrkräfte im Wesentlichen verantwortlich für eine Medienintegration im Ethik- bzw. Religionsunterricht sind“ (252), scheint wenig überraschend, allerdings kann eine Untersuchung, die sich allein auf die Wahrnehmung der Lehrkräfte stützt, auch nur deren Perspektive belegen.
Die in A aufgestellten Hypothesen, welche die von den Lehrkräften beschriebene Medienintegration im Religions- und Ethikunterricht abhängig sehen von der Einstellung der Lehrkräfte gegenüber digitalen Medien (Will), ihrer selbsteingeschätzten Kompetenz in Bezug auf deren Einsatz (Skill) und der von ihnen wahrgenommenen Infrastruktur an den Schulen (Tool), erscheinen plausibel und erwartbar. Gerade die Abweichungen sind daher interessant. So ergibt sich zwar ein heterogenes Bild der Infrastruktur an den Schulen mit diversen Problemen. Diesen kann aber kein signifikanter Einfluss auf die Methoden im Unterricht oder die Thematisierung digitaler Medien zugeordnet werden. Auffällig ist, dass die Befragten zahlreiche Ideen nennen, digitale Medien zu thematisieren, doch im Vordergrund steht die Nutzung digitaler Möglichkeiten.
Mit Blick auf die Lehrkräfte werden drei Handlungsfelder beschrieben:
- „Entwicklung und Bereitstellung von Lern- und Lehrwegen“ (247ff.). Diese dürfen den Lehrkräften nicht auferlegt werden, sondern es muss die Motivation gefördert werden, diese ein- und umzusetzen.
- „Verbesserung der Ausstattung und Bereitstellung einer lernförderlichen IT-Infrastruktur“ (249f.). Auch wenn diese sich nicht als signifikanter Faktor der Medienintegration zeigt, legen Vergleichsstudien Zusammenhänge dar. Hier müssen die Fächer herausarbeiten, welche Bedingungen sie benötigen und selbst fördern, „um die Kompetenzen ihrer Schülerinnen und Schüler in ihrer jeweils eigenen Fachkultur zu fördern“ (250).
- „Integration digitaler Medienformate mit Bezug auf Fachwissenschaft und Fachdidaktik in alle Ausbildungsabschnitte“ (250f.). Dass die Erfahrungen der Befragten aus Studium und Referendariat heterogen sind, liegt nahe, dennoch ist die Transformation der Ausbildung voranzutreiben.
Besonders deutlich wurde die positive Wirkung, die Fortbildungen über die veränderte Einstellung der Lehrkräfte und ihre selbsteingeschätzte Kompetenz auf die von ihnen realisierte Medienintegration haben. Eine fachlich-inhaltliche Einbindung der geförderten Medienintegration bleibt unumgänglich.
Das Buch liefert keine ganz unerwarteten Einblicke in die Bedingungsfaktoren der Medienintegration in den Religions- und Ethikunterricht, fundiert und konkretisiert aber Annahmen und bietet eine Grundlage für Anschlussstudien, von denen Palkowitsch-Kühl einige im Ausblick anregt.
Holger Birth