rez_bild_oben

Bild: Rainer Sturm  / pixelio.de

Kristina Augst, Anke Kaloudis, Esma Öger-Tunc, Birgitt Neukirch: Was Bibel und Koran erzählen, Ein Lesebuch für das interreligiöse Lernen, Calwer Verlag, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-7668-4487-3
160 Seiten, 18,95 €

Was Bibel und Koran erzählen

Das Lesebuch für die Hand von Schüler*innen vereint erstmals Erzählungen aus der Bibel, dem Koran und den Hadithen. Es greift die Themen „Gott / Allah“, „Mensch“,“ Jesus / Isa“, „Mohammed / Muhammed“ und „Wie Menschen ihren Glauben zeigen und leben“ auf. Dabei wird durchgehend mit dem Prinzip der leichten Sprache gearbeitet; schwierige Wörter werden in einem Glossar erläutert und die Seiten sind schüler*innenfreundlich mit großer Schrift und mit vielen Bebilderungen gestaltet.

Zu Beginn des Lesebuches werden Bibel und Koran in Grundzügen erläutert: Wie sind die Bücher entstanden? Wie sind sie aufgebaut? Welche Bedeutung haben sie? Welche Verhaltensweisen ergeben sich für gläubige Menschen aus den Texten? Die Verwendung leichter Sprache zeigt allerdings vor allem in diesem Kapitel ihre Grenzen. Es kommt zu theologisch fraglichen Verkürzungen – wie beispielsweise einer Aussage wie: „Die Bibel ist sehr wichtig. Sie wird als Wort Gottes verstanden.“

In „Was Bibel und Koran erzählen“ werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Religionen sinnvoll thematisiert. Dabei wird die Grundhaltung eines anerkennenden Miteinanders deutlich, die nicht zuletzt auf das christlich-muslimisch gemischte religionspädagogische Autor*innenteam zurückzuführen sein dürfte.

Inhaltlich werden Erzählungen wie „Die Schöpfung“, „Ibrahim, Abraham und Isaak“, „Die Gebote und die goldene Regel“, „Barmherzigkeit und Segen“, „Tod und Trauer“ sowie die Eröffnungssure Fatiha 1 und das biblische Vaterunser aufgegriffen. Dabei nutzt das Lesebuch eine geschickte farbliche Absetzung, um auch bei längeren Abschnitten nicht zwischen koranischen und biblischen Texten durcheinander zu geraten.

Anders als von einem Schulbuch zu erwarten wäre, sind in diesem Lesebuch keine Arbeitsaufträge zu finden. Das lässt einerseits große didaktische Gestaltungräume, erfordert andererseits aber einen gewissen Einfallsreichtum und eine thematische Sicherheit der Lehrkräfte. Didaktische Hinweise und Tipps – zum Beispiel am Ende des Buches – wären eine wünschenswerte Ergänzung gewesen.

Die Bildgestaltung im Lesebuch geht von Fotos hin zu sogenannten Schnipselbildern, die Kinder im christlichen und islamischen Religionsunterricht angefertigt haben. Diese einfachen und klaren Bilder laden Schüler*innen sicher zu Gesprächen ein und berücksichtigen gleichzeitig den sensiblen Umgang mit Bildern in der islamischen Tradition.

Insgesamt ist das Lesebuch eine Bereicherung für den christlich-muslimischen Dialog. „Was Bibel und Koran erzählen“ lässt sich sinnvoll sowohl im konfessionellen als auch im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht einsetzen, bedarf aber vor allem im ersten Kapitel weiterer unterrichtlicher Klärungen.

Lena Sonnenburg