Von guten Mächten...

von Andreas Behr


Konfis lassen sich von einem Video der Künstlerin Annie Heger zu einem eigenen Film inspirieren, in dem sie den Bonhoeffer-Text „Von guten Mächten“ als Sprechmotette inszenieren und mit Bildern ihrer Gemeinde unterlegen. Die Bausteine der Einheit lassen sich auch einzeln verwenden. Insbesondere die Entwicklung einer Sprechmotette ist als Methode vielseitig einsetzbar, gleiches gilt für die Nutzung von Mentimeter.


Einleitung

Die Sängerin und Kabarettistin Annie Heger hat Ende März, ungefähr zwei Wochen nach Beginn des sogenannten Lockdowns Bonhoeffers „Von guten Mächten“ in der Vertonung von Siegfried Fietz eingesungen. Sie schreibt dazu:

„ACHTUNG | KÖNNTE SPUREN VON GLAUBE ENTHALTEN! Ein Lied, das mich durch mein Leben und vor allem durch diese Zeit begleitet. Dazu ein paar Bilder aus meinem Kiez. Mein erster Gang seit Tagen vor die Haustür: Lebensmittel einkaufen. Die Situation erfordert lautes, nicht nur schönes Singen, ich schreie ein bisschen die guten Mächte herbei …“1

Annie Heger singt die Strophen 1, 2, 4 und 6; die 7. Strophe wird als Refrain wiederholt (vgl. EG 65).

Das Video beginnt mit einer Einblendung:

„Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt. [...] Eure Gebete und guten Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musikstücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor. Es ist ein großes unsichtbares Reich, in dem man lebt und an dessen Realität man keinen Zweifel hat. Wenn es im alten Kinderlied von den Engeln heißt: „zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken“, so ist diese Bewahrung am Abend und am Morgen durch gute unsichtbare Mächte etwas, was wir Erwachsenen heute nicht weniger brauchen als die Kinder.

Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) – in seinem Brief an seine Verlobte aus dem Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin.”

Es folgen Bilder mit Eindrücken aus dem Kiez in Berlin, in dem die Künstlerin lebt:

Die Straßen sind verhältnismäßig leer. Man sieht Gebäude, auch Kirchtürme, Menschenschlangen, in der die Sängerin offensichtlich auch selbst ansteht und langsam vorrückt. Annie Heger lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen.

Immer wieder sind Aufnahmen eines – wie es scheint recht neuen – Graffitos zu sehen: Man erkennt Menschen in verschiedenen Situationen und Haltungen, viele davon haben Sprechblasen, von denen man aber nur wenige lesen kann: „Wer mag mich?“ und „???“. Evtl. noch „Hast Du mich lieb?“. Im Verlaufe des Videos erkennt man dann eine große Überschrift: „Lass uns miteinander reden! Gott“. Anschließend fährt die Kamera auf eine weitere Sprechblase, in der ein Mensch fragt „Schaffen wir das?“.

Im Vorbeigehen fällt der Blick auf ein Plakat: „Geht nicht gibt´s nicht“. Man sieht die Künstlerin in einem Spiegelbild. Später hält sie ihr Gesicht gut ausgeleuchtet in die Sonne. Vorsichtig könnte hier ein Deutungsangebot gemacht werden: In vielen Filmen wird das Stilmittel des Spiegelbildes eingesetzt, um deutlich zu machen, dass sich ein Mensch selbst betrachtet und dabei um eine Entscheidung oder Meinungsbildung ringt. Das gleichmäßig ausgeleuchtete Gesicht steht dagegen dafür, dass ein Mensch mit sich im Reinen ist.

Im Fortgang des Videos werden Hashtags eingeblendet: #schwer #leid #dankbar #ohnezittern #geliebt. Schließlich wird einmal auch der Refrain (Strophe 7) eingeblendet statt dass Annie Heger ihn singt.

Das Video endet wie es begonnen hat: Mit der roten Farbe eines Luftballons, den ein Kind in besagtem Graffito in der Hand hält.


Die Einheit

Ausgehend von Annie Hegers Video entwickeln die Konfis ihren eigenen Film zu Bonhoeffers Text „Von guten Mächten“. Dabei wird eine Sprechmotette zugrunde gelegt. Elemente aus dem Video der Künstlerin werden aufgegriffen. Konfis erstellen das Bild- (und Film-)material.

Am Ende der Einheit steht ein gemeinsamer Gottesdienst.

Der Einstieg erfolgt nicht direkt über das Video der Kabarettistin. Vorgeschaltet erarbeiten die Konfis eine Verstehenshilfe für die Texte Bonhoeffers.

Anmerkungen

  1.  www.youtube.com/watch?v=HbI0aTFbZV4

Überblick