Wenn Gott in die Welt kommt … - Ein Weihnachtsspiel mit Matthäus und Lukas

von Beate Peters

 

In vielen Krippenspielen sind die beiden Weihnachtserzählungen des Neuen Testaments zu einem einzigen Stück verarbeitet. Beim Schlussbild versammeln sich alle Protagonisten vor der Krippe im Stall: Maria und Josef, umringt von Hirten, vermeintlichen Königen und den Engeln, die die frohe Botschaft verkündeten. Das glückliche Ende mit friedvollem Nebeneinander rührt manches Herz der Zuschauenden an und scheint hier und da dem weihnachtlichen (Schul-)Gottesdienst durchaus eine märchenhafte Nuance zu verleihen.

In den Erzählkontexten insbesondere des Matthäusevangeliums findet sich nur wenig Grund für ein stimmungsvolles Ambiente: Matthäus erzählt von der steigenden Bedrohung durch König Herodes sowie von der Flucht nach Ägypten und zieht damit eine Verbindungslinie zu alttestamentlichen Erzählungen, in denen auch die Erfahrungen von Flucht und Bedrohung eine große Rolle spielen. Anhand des Königs Herodes wird die Frage nach der Macht aufgeworfen und in der Erzählung deutlich beantwortet: Herodes sieht sich in seiner weltlichen Macht in Frage gestellt, als die Weisen ihm von der Verheißung des Königskindes erzählen. Doch er hat keine Chance, gegen das Kind vorzugehen. Gott greift in die Geschichte ein, indem er die Weisen im Traum auffordert, Herodes keine weiteren Informationen über das Kind zu geben. Im Matthäusevangelium spiegelt sich die Auseinandersetzung der ersten judenchristlichen Gemeinden mit politischen Fragestellungen wider. Durch die Geschichten hindurch wird das Bekenntnis deutlich: Gott ist stärker als weltliche Mächte.

Lukas zeichnet tatsächlich am Ende der Krippenszene ein anrührendes Bild, doch spiegelt sich in der Kontrastierung der Geburt des Gottessohnes mit der Niedrigkeit des Stalles die Aussage: Jesus kommt ins Dunkle, Niedere und schenkt Armen und Ausgestoßenen Hoffnung. In seinem Evangelium spielt die Frage nach dem zutiefst Menschlichen immer wieder eine große Rolle. Jesus nimmt sich des Menschlichen an und macht deutlich, dass er zu den Verlorenen kommt. Er nähert sich insbesondere denen, für die kein Platz unter Menschen zu sein scheint. Schon in der Geburtsgeschichte wird mit diesem Motiv gespielt: Für Jesus selbst ist kein menschenwürdiger Platz an dem Ort, an dem schon sein Vorfahre David seinen Anfang genommen hatte. Er wird bei den Tieren geboren und nur von denen wahrgenommen, die zu den Außenseitern der Gesellschaft zählen: von den Hirten.

Weder bei Matthäus noch bei Lukas geht es um ein historisches Ereignis. Beide entfalten in ihren Erzählungen jeweils ein theologisches Konzept. Sie entwickeln ihre Botschaften narrativ und beantworten jeder auf seine Weise die Frage, in welchem Verhältnis Jesus zu Gott steht und wie er in der Welt empfangen wird.

Wie könnte es gelingen, durch das Spielen der Weihnachtsgeschichten anzubahnen, dass Kinder frühzeitig Erzählperspektiven wahrnehmen und theologische und existenzielle Bedeutungen jenseits vermeintlich historischer Kontexte entdecken lernen? Im folgenden Weihnachtsspiel, das sich für Kinder ab ca. acht Jahren eignet, wird ein Versuch unternommen, beide Weihnachtsgeschichten in einem Stück, jedoch getrennt voneinander aufzugreifen und sie durch eine Rahmenerzählung in einen Zusammenhang zu bringen. In dieser begegnen zwei Figuren unserer Zeit den beiden Evangelien-Verfassern und erfahren Hintergründe der Entstehung.

Zur Vorbereitung können die Kinder beide Geschichten in einer einfachen Übersetzung (z. B. in der Neukirchener Kinderbibel) lesen und mithilfe von Krippenfiguren in zwei Szenen darstellen, welche Motive jeweils aufgegriffen sind. Entsprechend könnten sie selbst jeweils zwei Weihnachtsszenen in einer kleinen Schachtel oder als Pop-up-Karte gestalten.

Das Stück beginnt mit einer längeren Einführung durch die Rahmenhandlung, in der die zwei Moderatoren und die beiden Evangelisten miteinander ins Gespräch kommen. Die Rollen für diese Figuren, die in Alltagssprache miteinander reden, sollten von älteren oder erwachsenen Spielern übernommen werden. In den beiden an den Evangelientexten orientierten Szenen wird mit Reimen gearbeitet, die sich für Kinder leicht lernen lassen. Es empfiehlt sich, je nach Möglichkeit Lieder in den Ablauf des Stückes einzuflechten.



Weihnachtsspiel

Moderator 1:
Heute begrüßen wir zwei Schriftsteller in unserer Kirche.
Zwei, die sich viele Gedanken gemacht haben – über Gott und die Welt.
Zwei, die fast miterlebt haben, was Jesus mit seinen Freunden erlebt hat.
Aber eben nur fast, denn sie wurden geboren, als Jesus schon gestorben war.
Als sie Kinder waren, haben ihre Eltern ihnen erzählt:
Jesus, der Sohn Gottes, wurde gekreuzigt – und er ist auferstanden!

Moderator 2:
Moment mal, was erzählst du denn da?
Feiern wir heute Ostern? Heute ist Heiligabend!
Da geht’s doch nicht um Kreuz und Auferstehung!

Moderator 1:
Da bin ich mir gar nicht so sicher.
Denn die Geschichte vom Anfang von Jesus ist erst viel später aufgeschrieben worden –
erst als sich die Menschen schon vieles von Kreuz und Auferstehung erzählt hatten.

Moderator 2:
Aber das Neue Testament fängt doch mit der Weihnachtsgeschichte an!

Moderator 1:
Mit der Weihnachtsgeschichte? Welche meinst du denn?

Moderator 2:
Wie – welche meine ich?
Du bringst mich völlig durcheinander!
Na, die mit Maria und Josef, den Hirten und dem Stall, dem Kind in der Krippe und den Königen.

Moderator 1:
Soso, die Geschichte meinst du …
Weißt du nicht, dass das zwei Geschichten sind? Von zwei Schriftstellern?

Moderator 2:
Von zwei Schriftstellern? Ist die Bibel nicht von Gott?

Moderator 1:
Die Bibel ist von vielen verschiedenen Menschen geschrieben, denen Gott sehr wichtig war.
Jeder wollte etwas über Gott sagen.
Die Schriftsteller der beiden Weihnachtsgeschichten wollten erzählen, wie Gott in die Welt gekommen ist und wie er aufgenommen wurde. –
Aber jetzt lass uns nicht mehr lange reden, sondern lass uns die Schriftsteller selbst befragen!

Moderator 2:
Die Schriftsteller, die die Geschichte von Jesus aufgeschrieben haben? Leben die noch?

Moderator 1:
Nein, die leben nicht mehr.
Sie haben vor fast 2000 Jahren gelebt – im 1. Jh.
Dahin reisen wir jetzt – in Gedanken …

Musik/Licht

Moderator 1:
Schalom! Du bist Lukas?
Der die Geschichte mit dem Stall aufgeschrieben hat?

Lukas:
Schalom! Ja, die Geschichte habe ich aufgeschrieben.
Aber ich war nicht dabei, als Jesus geboren wurde.
Das ist schon so lange her!
Sogar meine Oma hat damals noch nicht gelebt.
Keiner war dabei, den ich kenne.

Moderator 2:
Aber woher weißt du denn, was damals passiert ist in Bethlehem?

Lukas:
Ihr stellt komische Fragen!
Woher ich das weiß? Um Wissen geht es gar nicht.
Meine Geschichte erzählt etwas.
Sie erzählt etwas Wichtiges über Gott und Jesus.
Wichtig ist: Gott kommt durch Jesus in die Welt.
Gott kommt als Mensch, sogar als Kind.
Er kommt dahin, wo es dunkel ist:
zu den Armen, den Kranken, zu denen, die keiner mag.
Er kommt, auch wenn kein Platz für ihn da ist.
Und so habe ich auch die Geschichte seiner Geburt geschrieben:
Eine Geschichte, die in der Dunkelheit spielt, bei Nacht –
und in denen die vorkommen, die keiner mag: die schäbigen Hirten.
Wenn Gott in die Welt kommt, kommt er in die Dunkelheit!
Und es ist kein Raum da in der Herberge. Er findet nur Platz in einem Stall.

Matthäus:
Moment mal!
Mich gibt es auch noch!

Moderator 1:
Ja, ja, wir vergessen dich nicht!
Du bist also Matthäus!

Matthäus:
Ich habe eine ganz andere Geschichte geschrieben:
Gott kommt doch zu den Menschen in der ganzen Welt!
Nicht nur zu den Menschen in Palästina.
Man kann Gott suchen – und man kann ihn finden.
Es gibt Zeichen, durch die man Gott finden kann.
Aber er ist anders und doch größer als alle Könige dieser Welt. Das will ich den Menschen erzählen.

Moderator 1:
Wenn ich mich richtig erinnere, steht deine Geschichte an erster Stelle in der Bibel.
Aber da steht sie nicht, weil sie die wichtigste ist.
Da steht sie, weil sie die längste ist.

Moderator 2:
So, jetzt raucht mir der Kopf!
Es gibt also zwei Weihnachtsgeschichten von zwei Schriftstellern.
Könnt ihr jetzt mal genauer werden?
Was erzählen die Geschichten?

Moderator 1:
Matthäus, dann fangen wir doch gleich mit deiner Geschichte an. Erzähl sie uns!

Matthäus:
Schaut – ich erzähle sie euch mit Schauspielern …

Moderator 2:
Ach, ja, dann startet die Geschichte bestimmt gleich mit den Königen aus dem Morgenland:
Kaspar, Melchior und Balthasar!

Matthäus:
Das denkst du!
Von Königen erzähle ich nichts.
Ich erzähle von Männern, von Sterndeutern, die klug und weise sind.
Von ihren Namen erzähle ich nichts.
Die müssen andere erfunden haben.
Außerdem hab ich nie behauptet,
dass es drei Personen sind.
Bei mir sind es weise Männer, vielleicht zwei, vielleicht drei.
Aber achtet mal auf ihre Geschenke: Das sind tatsächlich drei. Wisst ihr, was sie bedeuten?

Moderator 1:
Halt – erst einmal der Reihe nach! Wir gucken erst einmal, wie die Geschichte beginnt:



Erster Weiser:
Vom Ende der Welt komme ich her.
Eines beschäftigt mich dabei sehr:
Wo ist der König, der neu geborn?
Der Stern zeigt mir den Weg nach vorn.

Zweiter Weiser:
Ach, du suchst auch den Weg mit Stern?
Auch ich komm her aus weiter Fern.
Ein König wird hier bald geborn!
Doch ich hab fast die Spur verlorn.

Erster Weiser:
Wo finden wir das Königskind?
Doch dort, wo Königshäuser sind!
Herodes heißt der König hier.
Lass klopfen uns an seiner Tür!

Diener:
Wer klopft so laut zu dieser Zeit?
Der König ist jetzt nicht bereit!

Zweiter Weiser:
Oh guter Herr, so lasst uns ein,
wir wollen Gratulanten sein!

Diener:
Wozu wollt ihr hier gratulieren?
Das wird zu Ärger wohl nur führen!
Geburtstag hat der König nicht.
Geht weg! Ihr braucht wohl etwas Licht!

Erster Weiser:
Ach bitte, lasst uns doch herein!
Lasst uns doch bei dem König sein!

Zweiter Weiser:
Die Sterne haben es erzählt:
Neu ist ein König in der Welt.

Diener:
Ein neuer König, wohl ein Kind?
In diesem Schloss ich keinen find!
Doch kommt herein, macht es bekannt,
dann kennt Herodes diesen Stand.

Herodes:
Was bringst du mir für fremde Herrn,
ich will doch jetzt die Speis verzehrn!

Diener:
Hör selbst, was sie zu sagen haben,
dann kannst du dich am Essen laben!

Erster Weiser:
Herodes, großer König du,
wir stören ungern deine Ruh!
Doch suchen wir nach deinem Kind,
weil Sternenforscher wir doch sind.

Herodes:
Was soll das? Wollt ihr Ärger haben?
Was wollt ihr mit dem Kind mir sagen?
Hier ist kein Kind – ihr seid verrückt!
Das Sternedeuten ist missglückt!

Zweiter Weiser:
Entschuldigung, du großer Herr,
doch sind wir sicher, immer mehr,
dass irgendwo in diesem Land
ein Juden-König Leben fand.

Herodes:
Ich sage erst mal dankeschön!
Ihr könnt ja nach dem König sehn!

Diener:
Hier bitte sehr, nehmt diese Tür!

Erster Weiser:
Dank für den Einlass, dank dafür! (Weise gehen ab.)

Herodes:
Ein Juden-König? Hier im Land?
Das bringt mich noch um den Verstand!
Hol mir die Schriftgelehrten her!
Ich will erfahren davon mehr!

Schriftgelehrter:
Herodes, was willst du denn wissen?
Ich werde helfen dir beflissen!

Herodes:
Zwei Weise waren grade da
und meinten, dass ein König nah,
ein Königskind wohl eher noch.
Ich bin der König aber doch!

Schriftgelehrter:
In alten Schriften steht geschrieben,
dass Bethlehem als Ort geblieben,
in dem ein Fürst geboren wird,
der für ganz Israel ein Hirt.

Herodes:
Ein Fürst als Hirte soll es sein!
Wird’s gar ein Königskind noch sein?
Die Weisen sollen ihn bald finden,
ich lass ihn dann schon schnell verschwinden …
Denn: Ich bin König hier im Land!
Kein König sonst wird hier bekannt!
Hol mir die Weisen! Diener, los!
Nach Bethlehem schick ich sie bloß!

Diener:
Ich mach mich auf den Weg geschwind
und hoffe, dass ich schnell sie find!

Zweiter Weiser: (an anderer Ecke)
Ich hoffe sehr, wir finden bald
das Königskind, denn mir wird kalt!

Erster Weiser:
Wo wird ein König denn geboren,
der nichts am Hofe hat verloren?

Diener:
Halt! Stopp! Ihr Weisen, haltet an!
Herodes will euch sehn sodann!

Zweiter Weiser:
Der König soll uns wieder sehn,
wir wollen gerne mit dir gehn.

Herodes:
Wie gut, dass ihr noch nahe ward!
Mein Kopf ist nämlich aufgeklart:
Die Botschaft von dem Kind war gut
und gibt mir Grund zu frohem Mut.
Ich will ihm gerne Ehre bringen
und ihm auch Dankes-Lieder singen.
Ich weiß, dass Bethlehem der Ort –
nun lauft und sucht ihn zügig dort!
Und wenn ihr ihn gefunden habt,
ist’s nett, wenn ihr mir davon sagt!



Matthäus:
Seht ihr’s? Da ziehen sie weiter, die Weisen.
Am Königshof haben sie das Königskind nicht gefunden.
Wisst ihr, wo sie es finden – in meiner Geschichte?
Jetzt sagt nicht: im Stall!
Nein, im Stall finden sie das Kind bei mir nicht.
Für mich ist wichtig: Sie finden es.
Die Weisen finden das Kind in einem Haus – und nicht am Königshof.
Seht, da treffen sie gerade Maria mit dem Kind.

(Weise begrüßen Maria pantomimisch.)

Und sie bringen Geschenke mit.
Nicht irgendwelche.
Denn das müsst ihr wissen:
Mit den Geschenken möchte ich etwas sagen. Über das Kind.



Zweiter Weiser:
Hier sind Geschenke für das Kind,
die etwas ganz Besond’res sind:
Wir bringen Gold, das kostbar ist,
weil du, Kind, ja ein König bist.

Erster Weiser:
Und Weihrauch legen wir dazu,
von Erde zum Himmel steigt Duft im Nu.
So ist es mit dem Kindlein klein:
Menschlich und himmlisch wird es sein.
Zweiter Weiser:
Dazu noch Myrrhe, für Salbe gut,
erzählt von Krankheit, macht trotzdem Mut.
Dies Kind ist Mensch wie du und ich
und es wird leiden sicherlich.

Erster Weiser:
Willkommen, liebes Jesuskind,
wir freun uns, dass wir bei dir sind!



Matthäus:
So haben die Weisen das Kind gefunden und beschenkt.
Damit das klar ist:
Natürlich lasse ich die Weisen nicht zurück zu Herodes gehen!
Der würde alles tun, aber sicherlich würde er nicht das Kind anbeten.
In meiner Geschichte schickt Gott den Weisen einen Traum.
Und dann wissen sie: „Wir ziehen zurück in unser Land.
Zu Herodes gehen wir ganz bestimmt nicht mehr!“

Moderator 2:
Immerhin finden die Weisen ja das Kind.
Aber so richtig für’s Herz ist das Ende ja nicht!
Sie kommen in ein Haus.
Sie bringen Geschenke, die alle eine Bedeutung haben – und Schluss.

Matthäus:
Ja, aber was erwartest du?
Ich will ja keine kitschige Geschichte von einer Geburt erzählen.
Ich will sagen:
Gottes Sohn findet man nicht am Königshof.
Man kann es finden, wenn man auf die Zeichen achtet.

Lukas:
Moment mal! Meinst du, ich will eine kitschige Geschichte von Jesu Geburt erzählen?
Meine Geschichte ist auch nicht heimelig!
Bei mir gibt’s nicht mal einen Platz für das Kind!
Gottes Sohn wird geboren – und fast keiner merkt’s …

Moderator 1:
Seht da – tatsächlich, keiner merkt’s:



Josef:
In Bethlehem sind wir nun da.
Wie anstrengend der Weg doch war!
’Nen Platz zum Schlafen brauchen wir.
Doch wo gibt’s freie Betten hier?
Ob hier noch Platz in diesem Haus?
Ich frag, probier es einfach aus.

Wirtstochter:
O guter Herr, was suchst denn du?
Brauchst du ein Bett für deine Ruh?
In unserm Haus ist nichts mehr frei,
doch ist es mir nicht einerlei,
dass ihr nun auf der Straße steht,
vielleicht da drüben noch was geht!

Josef:
Ich danke dir, du gutes Kind,
ich frage, ob dort Zimmer sind.

Wirt:
Ach, Herr, ich hörte grade zu:
Du brauchst ein Zimmer jetzt im Nu?
Es tut mir leid, es ist nichts leer,
komm ruhig morgen wieder her!

Josef:
Sofort brauch ich ’nen kleinen Raum,
denn bald wird wahr ein großer Traum:
Gott schickt sein Kind in diese Welt,
Maria es im Arm dann hält.

Wirt:
Aha, die Frau bekommt ein Kind.
Was tun, wenn keine Zimmer sind?

Wirtstochter:
Dann braucht ihr dringend eine Ecke,
wo warm es ist auch ohne Decke!
Ich hab zumindest ’ne Idee,
wenn ich den Stall dort hinten seh ...

Josef:
Ein Stall? Das hätt’ ich nicht gedacht,
weil er für Tiere ja gemacht.
Doch wolln im Stall wir lieber bleiben
als draußen uns die Nacht vertreiben!

Wirtstocher:
Zum Liegen reicht’s auf jeden Fall!
Komm mit! Ich bring dich schnell zum Stall!

Wirt:
Was sagt der Mann? Gott schickt sein Kind?
Wenn das doch hier die Eltern sind?
Ich glaub, ich kann das nicht verstehn,
werd später mal im Stall nachsehn ...



Hirte 1:
Dunkel ist es auf dem Feld
und Dunkelheit ist in der Welt.

Hirte 2:
Wir Hirten spüren das genau,
denn wir sind arm und nicht sehr schlau.
Wir leben hier mit unsern Tieren,
in kühlen Nächten wir auch frieren.
Hirte 3:
Na los, schlaf ein, sei endlich still,
denn Ruhe ist, was ich jetzt will!

Hirte 4:
Na, dann, Kollege: Gute Nacht,
bis morgen, wenn die Sonne lacht!

Hirte 5:
Du lieber Schreck! Was ist da los?
Woher kommt dieses Licht denn bloß?

Engel 1:
Fürchtet euch nicht, hört alle her!
Die Botschaft wird euch freuen sehr!

Engel 2:
Denn Gottes Kind ist heut geborn,
und Gott hat euch nun auserkorn,
als erste dieses Kind zu sehn,
denn grade ihr könnt es verstehn,

Engel 3:
dass Gott als Mensch zur Erde kam,
weil er als Menschen ernst euch nahm.

Engel 4:
Gott kommt in eure Dunkelheit,
wenn ihr für ihn habt Platz bereit.

Engel 5:
In einem Stall liegt Gottes Kind,
wo Tiere und nicht Prinzen sind.

Engel 6:
Drum lauft und sucht nach diesem Stall!
Seid fröhlich und sagt’s überall!

Hirte 1:
Ein Engel? Ist das wirklich wahr?
Bin ich in meinem Kopfe klar?

Hirte 2:
Ich hab’s gesehn, es stimmt genau,
auch wenn ich nicht den Augen trau …

Hirte 3:
Na los! Wir träum’ nicht! – Alles klar?
Lasst sehn uns, ob das Kind noch da!

Hirte 4:
Seht ihr dort vorn den Stall im Licht?
Ich sehe nur das Kind noch nicht.

Hirte 5:
Los komm, wir gehen gleich hinein,
das muss der Sohn von Gott hier sein!

Maria:
Ihr Hirten, kommt herein geschwind,
denn hier liegt ja das Gotteskind!

Hirte 1:
Unglaublich! Aber wirklich wahr!
Der Gottessohn liegt wirklich da!

Hirte 2:
Gott kommt als Mensch zu dir und mir,
zu armen Hirten, so wie wir!

Maria:
Wie schön, dass ihr zu uns gekommen,
weil ihr die Engel habt vernommen!
Wir freuen uns darüber sehr,
dass Gott euch wies den Weg hierher!

Josef:
Und mit uns feiern sollt ihr nun!
Die Nacht ist viel zu lang zum Ruhn …
Bleibt da und lasst uns reden, singen!
Im dunklen Stall soll froh es klingen!

Hirte 3:
Und morgen gehn wir in die Stadt,
erzähln, was sich ereignet hat!

Hirte 4:
Doch erst mal lasst uns Lieder singen
und unsern Dank vor Gott noch bringen!



Moderator 2:
Ein bisschen kitschiger ist die Geschichte von dir, Lukas,
ja schon!
Die Hirten hören erst Engel und sitzen dann mit Maria, Josef und dem Kind im Stall …

Lukas:
Ganz ehrlich: Willst du in der Nacht ein neugeborenes Baby in einem Stall besuchen?
Ich weiß ja nicht, ob das so schön ist …
Hast du kapiert, worum’s mir geht?
Gottes Sohn kommt in die Dunkelheit!
In meiner Zeit – und auch in eurer!
Oder gibt’s bei euch keine Dunkelheit mehr?

Moderator 1:
Ach, Lukas, das wäre ein langes Thema!
Das wäre schön, wenn es in den zweitausend Jahren nach Jesu Geburt keine Dunkelheit mehr gäbe!

Moderator 2:
Da gebe ich dir Recht!
Aber – bevor wir die Zeit verpassen: Lass uns zurückreisen in unsere Zeit!!!

Moderator 1:
Schalom Matthäus, schalom Lukas!
Ihr habt starke Geschichten geschrieben!
Immerhin erzählen wir sie nach zweitausend Jahren immer noch!

Moderator 2:
… und wir verstehen sie heute immer noch – oder?

Musik/Licht

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2013

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