Von der Kindertheologie zur Jugendtheologie – Offene Fragen an einen aktuellen religionspädagogischen Diskurs

von Marcell Saß

 

Nach dem „Siegeszug“ der Kindertheologie  ist gegenwärtig ein Bemühen zu erkennen, Einsichten und Zielvorstellungen dieses neuen „Paradigmas“ auch auf die religiöse Bildungsarbeit mit Jugendlichen zu übertragen. Leitend ist dabei die Einsicht, „dass nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche als Theologen bezeichnet werden können“ (Schlag/Schweitzer, 2011, 9). Im Anschluss an grundlegende Einsichten der Kindertheologie wird darauf insistiert, es müsse künftig insbesondere darum gehen, „auch die Antworten wahrzunehmen, die Jugendliche selbst entwickeln“ (ebd.) – gerade vor dem Hintergrund vieler Defiziterfahrungen im Kontext religiöser Kommunikation von und mit Jugendlichen. Und in der Tat: die Erfahrungen von Kolleginnen und Kollegen aus Schule und Gemeinde zeichnen ein düsteres Bild: „Die christliche Überlieferung und vor allem die Kirche erscheinen heute den meisten Jugendlichen wenig attraktiv“ (ebd.). Folgerichtig erscheint es von daher, den im Bereich religiöser Bildungsarbeit mit Kindern eingeleiteten Aufbruch kritisch-konstruktiv auch auf die Lebensphase „Jugend“ auszuweiten.

Die folgenden Ausführungen verstehe ich als einen Beitrag zu den theoretischen Grundlagen der Jugendtheologie, die in einem ersten Schritt präsentiert werden. In einem zweiten Schritt werden offene Fragen an das Konzept formuliert, die es m.E. künftig intensiver zu bearbeiten gilt.

 

„Brauchen Jugendliche Theologie?“

Offenkundig ja, denn das Verhältnis junger Erwachsener zu Theologie und Kirche scheint mannigfaltig gestört. Ja, „[…] selbst in der kirchlichen Praxis stellt es ein schwieriges und nicht selten gänzlich scheiterndes Unterfangen dar, eine gemeinsame Verständigungsebene von Theologie und Jugendlichen herzustellen oder produktive Dialoge über theologische Themen und Fragen zu initiieren“ (Schweizer/Schlag, 2011, 13.) Jugendliche erleben die Begegnung mit theologischen Fragen als „Fremdheitserfahrung“ (ebd., 15), scheinbar noch verstärkt durch die in den letzten Jahren massiven Transformationsprozesse in den Bereichen Medien und Kommunikation. Religiöse und weltanschauliche Vielfalt sind quasi Ausdruck für eine grundsätzlich multioptionale Lebensgestaltung, die durch religiöse bzw. kirchliche Bildungsangebote an den Lernorten Schule und Gemeinde nur offenkundig kaum befördert werden kann. So geht es der Jugendtheologie als Bestandteil von Praktischer Theologie und Religionspädagogik im Kern darum, „einerseits die eigene Tiefenschärfe im Blick auf unterschiedliche Lebenswelten zu steigern und andererseits für die Akteure in der kirchlichen und schulischen Praxis Möglichkeiten der theologisch sachgemäßen Annäherung an die Lebenswelten Jugendlicher zu eröffnen“ (ebd., 17).

Wie schon im kindertheologischen Diskurs wird betont, dass Theologie hier keinesfalls mit wissenschaftlicher Theologie in eins falle, sondern „die Frage der Reflexion religiöser Vorstellungen sowie der Kommunikation über religiöse Fragen“ im Fokus des Interesses stehe (ebd., 22). Aufgenommen wird F. Schweitzers grundsätzliches Interesse an der „Religion des Menschen“ bzw. an „gelebter Religion“, um dieses nunmehr auf den darin liegenden „theologischen Tiefensinn hin zu öffnen und danach zu fragen, ob und in welchem Sinn Jugendliche Theologie brauchen (könnten)“ (ebd., 23).

Was schon innerhalb der Kindertheologie mit dem Ausdruck „Laientheologie“ zum Ausdruck kommt, findet sich folglich ebenso im jugendtheologischen Diskurs wieder, oder wie es H. Rupp pointiert formuliert:
„Ich selber lehne ein Verständnis von Theologie ab, das diese auf wissenschaftliche Theologie beschränkt. Dies dient in meinen Augen nur der Macht der Priesterschaft und führt zur Entmündigung der wissenschaftlich-theologisch nicht gebildeten Gemeindeglieder und Christenmenschen. Theologie wird von mir deshalb als der nachdenkliche, durchaus auch existenzielle Umgang mit religiösen Fragen verstanden.“ (Rupp 2008, 2)
Bemerkenswert ist, dass die Frage des leitenden Theologiebegriffes von Jugendtheologie mit Hilfe zweier Unterscheidungen beantwortet wird: gegenüber dem Konzept der Kindertheologie sowie gegenüber der Rede von „Jugendreligion/-religiosität“.

„Theologisieren mit Jugendlichen ist etwas anderes als das Theologisieren mit Kindern“ (Rupp 2008, 1), auch wenn es Gemeinsamkeiten zu verzeichnen gibt, etwa in formaler Hinsicht der Bezug auf ein Reflexionsverhältnis (Schlag/ Schweitzer 2011, 28). Der schon angedeutete Perspektivenwechsel hin zu den Jugendlichen, die – ebenso wie Kinder – nicht als zu belehrende Objekte erscheinen (ebd., 28) sowie die Zielvorstellung „selbst theologisch nachzudenken“ (ebd., 28) sind ebenfalls gemeinsame Referenzpunkte.

Wesentliche Unterschiede ergeben sich jedoch schon nach einem kurzen Blick in einschlägige entwicklungspsychologische Studien. Sowohl die „visionäre Kritik Jugendlicher“ ist dabei von Bedeutung als auch die „Wahrnehmung des eigenen Selbst und der eigenen Innenwelt, aber auch der Bewertung subjektiver Erfahrungen im Jugendalter“, kurzum ihre Subjektivität (ebd., 31). Es liegt auf der Hand, dass angesichts des komplexen Entwicklungsprozesses im Jugendalter Jugendtheologie nicht ohne weiteres als bloße Fortführung kindertheologischer Konzepte verstanden werden darf (ebd., 33). Durchaus analog zur Genese von Kindertheologie im Dialog mit Kinderphilosophie verweisen Schlag/Schweitzer auf das Philosophieren mit Jugendlichen als Gesprächspartner und fragen nach Jugendtheologie als einer „Kulturtechnik“ und rezipieren dabei die kompetenztheoretischen Anregungen der Kindertheologie: „Für die Jugendtheologie ergibt sich hier die Frage, welche Kompetenzen oder Fähigkeiten Jugendliche erwerben können oder erwerben sollen.“ Differenziert wird dies dann durch einen Blick auf C. Gennerichs „Empirische Dogmatik des Jugendalters“, die explizite und implizite theologische Orientierungen Jugendlicher aufzudecken sucht (vgl. Gennerich 2010, 24). Ableiten ließe sich daraus – so Schweitzer/Schlag – die Unterscheidung „zwischen impliziter und expliziter Jugendtheologie“ (ebd., 38). Schließlich wird in einem weiteren Schritt betont, dass Jugendtheologie durchaus auch in eigenen Glaubensbekenntnissen Ausdruck finden kann (ebd., 39f) sowie ebenso mit katechetischer Arbeit verknüpft werde (ebd., 41f). Kurzum: „Jugendtheologie kann und sollte sich durch die Kindertheologie anregen lassen, sie muss aber eigene Wege gehen“ (ebd., 42).

Die „Theologie der Jugendtheologie“ wird vor diesem Hintergrund sodann abgegrenzt von „Jugendreligion“ bzw. „Jugendreligiosität“. Ungeachtet manch kritischer Stimmen  betonen Schlag/Schweitzer einen breiten Konsens bezüglich der besonderen Religion des Jugendalters, stellen dem aber Jugendreligiosität als einen (den berühmten Ausdruck Paul Tillichs aufnehmend) „ultimate concern“ an die Seite. Für die Jugendtheologie folgt daraus: „Beziehen sich also Jugendreligion oder auch Jugendreligiosität auf diejenigen Glaubensweisen und Orientierungen, Gesellungsformen und Handlungsweisen, Gefühle und Erfahrungen, die von Jugendlichen als besonders bedeutsam erlebt werden, so zielt der Begriff Jugendtheologie von vornherein auf die Reflexion von Religion und religiösen Vorstellungen“ (ebd., 44). Prägend sei dabei ein autobiographischer Bezug ebenso wie die Ausrichtung auf die „adoleszente Identität, nämlich in Gestalt eines ausgeprägten Strebens nach Autonomie oder der Angrenzung im Verhältnis zu Erwachsenen als religiösen Autoritäten“ (ebd., 45).

Im Verhältnis zu wissenschaftlicher Theologie agieren Jugendliche demnach als Laientheologen, wobei Theologie hier – W. Härle folgend – als prinzipielle Aufgabe aller Christinnen und Christen verstanden wird und stets existentiellen Bezug habe (ebd., 48). Hierin liegt dann offenbar auch der entscheidende Unterschied zu anderen Formen religiöser Kommunikation. Die Herausforderung, die sich aus der empirischen Wahrnehmung Jugendlicher ergibt, ist deutlich vor Augen: Wenn sich ohne Glaubensüberzeugung „demnach theologisch kaum sachgemäß reden und reflektieren“ (ebd., 48) lässt, erscheint die Rede von Theologie in diesem Zusammenhang zumindest irritierend.

Schlag/Schweizer lösen dies mit folgendem, überaus bemerkenswerten Hinweis: „Hier wird deutlich, dass der Bezug auf Kinder und Jugendliche als Theologen immer auch in einem metaphorischen Sinne verstanden werden muss“ (ebd., 49). Schließlich wird auf I. Dalferts enzyklopädische Bestimmung evangelischer Theologie als Interpretationspraxis zurückgegriffen: Jugendtheologie geht es dann sowohl „um das Durchdenken religiöser Vorstellungen und des eigenes Glaubens im Verhältnis zur christlichen Überlieferung im Sinne der Reflexion des Evangeliums als auch um diejenigen Praxis- und Kommunikationsformen, die dem Evangelium entsprechen“ (ebd., 51).

Jugendtheologie äußert sich in verschiedenen „Dimensionen“: als implizite Theologie, die nur aus theologischer Außenperspektive auch als Theologie identifiziert wird, als persönliche Theologie „im Sinne einer bestimmten Auffassung etwa von Glaube oder Gott“, als explizite Theologie, „die sich als Nachdenken über religiöse Vorstellungen nicht zwingend theologischer Termini bedienen muss“ sowie der „theologischen Deutung expliziter Jugendtheologie mit Hilfe der theologischen Dogmatik“. Gelegentlich argumentieren Jugendliche jedoch auch ausdrücklich theologisch. Zugeordnet werden diesen Dimensionen drei aus der Kinderheologie entnommene Modi des Theologisierens: der Kinder, mit Kindern, für Kinder (vgl. ebd., 60f). Jugendtheologie erscheint dann als Theologie der Jugendlichen, mit Jugendlichen und für Jugendliche, wobei die beiden letzteren Modi dann ausführlich entfaltet werden (vgl. ebd., 79-134). Lokalisiert wird Jugendtheologie insgesamt in unterschiedlichen „Entdeckungszusammenhängen“ wie Jugendkultur, Religionsunterricht, „Abschied vom Kinderglauben“ oder „sinnbezogenen Fragen in Peer Group-Gesprächen“.

 

Offene Fragen

Auch in der Jugendtheologie müssen – wie im kindertheologischen Diskurs – die Begriffe und Kategorien präzise geklärt werden. Dabei ist auch zu prüfen, ob Kategorien wie Religion, Religiosität, Glaube, Sinn, Kultur, Identität, Subjektivität, Erfahrung o.a. überhaupt einen theoretischen Mehrwert bieten, oder ob sie gerade nicht geeignet erscheinen, die Reflexionsprozesse Jugendlicher in ein Verhältnis zu theologischen Interpretationspraxen zu setzen. Das Ringen um Klärung ist insgesamt offenkundig, gerade wenn Kinder und Jugendliche lediglich in einem „metaphorischen Sinn“ als Theologen betrachtet werden. Der Rückgriff auf einen eher vagen Religionsbegriff, die Rede von Religiosität und ihre Verbindung zu entwicklungspsychologischen Stufenmodellen, sowie die Annahme einer Religion des Jugendalters erschwert offensichtlich die Beantwortung der Frage, was denn Theologie von (reflexiver) religiöser Kommunikation unterscheidet.

Natürlich ist theologische Reflexion als Interpretationspraxis nicht exklusiv an eine akademische Vorbildung gebunden. Allerdings ist eine Unterscheidung zwischen religiöser Kommunikation und theologischer Interpretation unbestreitbar, die nicht vorschnell eingeebnet werden sollte (vgl. dazu insgesamt Dressler 2011). Zugespitzt ist zu fragen, ob nicht Religion bzw. Religiosität unter der Hand als ontologisch beschreibbare Phänomene bzw. Personenmerkmale erscheinen oder im Modus von Erfahrung zur Darstellung kommen, während deren kognitiv-reflexive Interpretation als Theologie zu bezeichnen ist.

Zu prüfen ist aus meiner Sicht, ob nicht gerade eine jugendliche reflexive Kommunikation über religiöse Fragen eher zeigt, dass es sich bei Religion stets um einen kommunikativen Tatbestand handelt, auch in reflexiver Gestalt. Dies allerdings mit Theologie gleichzusetzen, erschiene dann als eine Einebnung theologiegeschichtlich wesentlicher Unterscheidungen von Glaube, Religion und Theologie. Zukünftig wird es also darum gehen diese Unterscheidungen trennscharf zu fassen.

Die Einschätzungen über die Theologizität jugendlicher Äußerungen dürften außerdem sehr unterschiedlich ausfallen. Hier bedarf es empirischer Studien, die millieuspezifische Aspekte und öko-soziale Bedingungen von Entwicklung (vgl. dazu einführend Bronfenbrenner 1993) in den Blick nehmen. Ich vermute, dass unterschiedliche religiöse Sozialisationsbedingungen, geographische Unterschiede, multi-religiöse Umfelder oder der Kontext von Konfessionslosigkeit, aber auch schulformspezifische (und mehr noch: inklusionspädagogische) Herausforderungen den Versuch Theologie (auch als Laientheologie) im Sinne reflexiv-religiöser Gespräche zu verstehen, erschweren dürften.

Mit diesem Klärungsbedarf verbunden ist die Frage, was denn eigentlich Jugend als Kategorie meint. Während es die Kindertheologie hier definitorisch einfacher hat und zugleich auf biblisch-theologische Grundmuster wie die Kindersegnung in Mk 10 zurückgreifen kann, muss Jugendtheologie einen deutlich größeren Argumentationsaufwand betreiben. So bleibt letztlich offen, wer mit den Jugendlichen gemeint ist – vor dem Hintergrund der Verlängerung der Lebensphase Jugend und ihres vergleichsweise jungen Entstehungsdatums ist das nicht weiter verwunderlich.

Verschärfend tritt hinzu, dass religionssoziologische Einsichten, besonders im Kontext des Religionsmonitors etwa von A. Nassehi formuliert (vgl. Nassehi 2011), darauf aufmerksam machen, dass Inkonsistenz und Authentizität gleichsam Grundmodi religiöser Kommunikationsprozesse seien. Die Bewältigung von religiösen Dissonanzen etwa unterschiedlicher Traditionen, häufig als Patchwork-Religion diskreditiert, stellt für junge Menschen also gar kein Problem und darum keine zu bewältigende Aufgabe dar, so lange religiöse Kommunikation sich authentisch vollzieht. Dass infolge dieser Einsichten die Vorstellung einer Theologie von Jugendlichen spannungsvoll sein kann, ist zu vermuten. Mehr noch: Inkonsistenz und Authentizität stellen bildungstheoretisch gesehen eine deutliche religionspädagogische Herausforderung dar – darauf hat B. Dressler nachdrücklich aufmerksam gemacht. (Dressler 2012) Im Zusammenspiel der notwendigen Klärung des Theologiebegriffs mit grundlegenden bildungstheoretischen sowie religionsdidaktischen Fragestellungen und jugendtheoretischen Überlegungen wird sich das Konzept Jugendtheologie künftig bewähren müssen.

Schließlich sei noch auf eine letzte Herausforderung hingewiesen, die eher die Unterrichtspraxis betrifft: Schon die Kindertheologie zeigt eine deutliche Fokussierung auf verbale Interaktionsformen. Für den Bereich der Sekundarstufen I und II, vor allem im Gymnasium, ist nun insgesamt eine deutliche Bevorzugung von Unterrichtsgesprächen zu beobachten, anders gesagt: Das Unterrichtsgespräch ist die dominante, zugleich aber auch prekärste Methode des Unterrichtens. Nicht erst seit der Forderung eines schüler- und handlungsorientierten Unterrichts ist offensichtlich, dass lehrerzentrierte Arbeitsformen im Unterricht wenig lernförderlich sind. Dennoch hat eine Auswertung der an der Universität Münster in den letzten drei Semestern durchgeführten Unterrichtsstunden ergeben, dass die Mehrzahl der Studierenden sich für Unterrichtsgespräche als bevorzugte Methode entscheidet. Dies mag man noch der Unerfahrenheit der angehenden Lehrerinnen und Lehrer zuschreiben; H. Meyer machte aber bereits in den 1980er Jahren auf diese Problematik aufmerksam: Fast 77 Prozent des Unterrichts finden demnach als Frontalunterricht statt. In dieser Monostruktur lehrerzentrierten Unterrichts ereignen sich v.a. verbal orientierte Lehr-Lernprozesse (vgl. Meyer 1987).

Ungeachtet vielfältiger methodischer Innovationen für den Religionsunterricht (vgl. Adam/Lachmann 2010) wird sich Jugendtheologie also künftig auch der Frage stellen müssen, welche bevorzugten Methoden jenseits des Gespräches die intendierte reflexiv-religiöse Kommunikation (d.h. Kommunikation in einem weiten Sinn) braucht. Dies erscheint mir umso dringender angesichts milieuspezifischer Unterschiede in der Gesellschaft einerseits und inklusionspädagogisch unhintergehbarer Standards in der Bildungsarbeit andererseits.

 

Ausblick

Die Frage, ob Jugendliche Theologie brauchen, greift gewichtige gegenwartskulturelle Probleme des Verhältnisses junger Menschen zu Christentum und Kirche auf. Diese Fragen sind bildungstheoretisch und religionspädagogisch von großer Relevanz. In der Forderung eines Perspektivwechsels, der Wahrnehmung der Vielfalt jugendlicher Lebenswelten oder dem Hinweis auf die Notwendigkeit, religiöse Sprachfähigkeit zu fördern und religiöse Kompetenzen anzubahnen, zeigt sich das Bemühen, gegenwärtig dringende Herausforderungen zu bewältigen. Ob diese jedoch mit der Etablierung einer Jugendtheologie, in Fort- und Weiterentwicklung der Kindertheologie, gelöst werden können, ist davon abhängig, ob die skizzierten terminologischen Unschärfen geklärt, empirische Studien zu theoretischen Differenzierungen führen und unterrichtspraktische Konkretionen erarbeitet werden können. Immerhin: das Konzept der Jugendtheologie erweist sich insgesamt als ein Paradigma für die notwendige Überprüfung überkommener (theologischer) Kategorien, die Weiterentwicklung religionspädagogischer Konzeptbildung und ist damit gut protestantisch Teil einer ekklesia semper reformanda.

 

Anmerkungen:

  1. Neben dem seit 2002 jährlich erscheinenden Jahrbuch für Kindertheologie hat es mittlerweile eine Fülle von Qualifikationsschriften und Zeitschriftenaufsätzen gegeben. Bisweilen scheint es dabei so, als würde gar eine konzeptionelle Substituierung von Religionspädagogik durch Kindertheologie erwogen. Vgl. A. Bucher u.a., Stuttgart 2002ff. Vgl. zudem M. Zimmermann, 2010 sowie K. Kammeyer, 2009.
  2. Schlag/Schweitzer, 2011, Titel
  3. Lohnend ist hier beispielsweise der Blick in C. Grethleins kürzlich erschienene Praktische Theologie hinsichtlich der Frage nach der Tragfähigkeit der in praktisch-theologischen Zusammenhängen favorisierten Rede von Religion oder gelebter Religion, vgl. C. Grethlein, 2012

 

Literatur

  • Bucher, Anton A. u.a.: Jahrbuch für Kindertheologie, Stuttgart 2002ff.
  • Bronfenbrenner, Urie, Die Ökologie der menschlichen Entwicklung, Frankfurt/M. 1993.
  • Gennerich, Carsten: Empirische Dogmatik des Jugendalters. Werte und Einstellungen Heranwachsender als Bezugsgrößen für religionsdidaktische Reflexionen, Stuttgart 2010.
  • Dressler, Bernhard, Religionspädagogik als Modus Praktischer Theologie. Mit einem kritischen Blick auf den Diskurs zur „Kindertheologie“; in: ZPT 2/2011, 149-163.
  • Ders., Inkonsistenz und Authentizität. Ein neues religiöses Bildungsdilemma? Bildungstheoretische Überlegungen zu Armin Nassehis religionssoziologischen Beobachtungen; in: ZPT 2/2012, 121-135.
  • Meyer, Hilbert, Unterrichtsmethoden I, Frankfurt/M. 1987.
  • Kammeyer, Katharina: „Lieber Gott, Amen!“ Theologische und empirische Studien zum Gebet im Horizont theologischer Gespräche mit Vorschulkindern, Stuttgart 2009.
  • Grethlein, Christian, Praktische Theologie, Berlin/New York 2012.
  • Nassehi, Armin, Erstaunliche religiöse Kompetenz. Qualitative Ergebnisse des RELIGIONSMONITORS, in: Bertelsmann Stiftung, Religionsmonitor 2008, Gütersloh 2007, 113-132.
  • Rupp, Hartmut, Theologieren mit Jugendlichen, Vortrag PTZ Stuttgart 2006.
  • Zimmermann, Miriam: Kindertheologie als theologische Kompetenz von Kindern. Grundlagen, Methodik und Ziel kindertheologischer Forschung am Beispiel der Deutung des Todes Jesu, Neukirchen-Vluyn 2010
  • Schlag, Thomas / Schweitzer, Friedrich: Brauchen Jugendliche Theologie? Jugendtheologie als Herausforderung und didaktische Perspektive, Neukirchen 2011.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2012

PDF