‚Und du sollst ein Segen sein!‘ – Vom Segnen und Gesegnet-Werden in Kindergarten, Grund- und Förderschule

von Christine Labusch und Ralf Rogge

 

"Halt`s Maul, jetzt kommt der Segen!" - Mit dieser einprägsamen Aufforderung eines Förderschülers hat die Pädagogin Inger Hermann in ihrer gleich betitelten Veröffentlichung auf die gestiegene Bedeutsamkeit der Segenspraxis für Kinder und Jugendliche hingewiesen. In der religionspädagogischen Diskussion wurde diese Entwicklung bis vor einiger Zeit kaum zur Kenntnis genommen. Zu sehr schien das Segnen und Gesegnet-Werden in die gottesdienstliche Liturgie eingebunden zu sein, als dass es für schulische Lernprozesse fruchtbar gemacht werden könnte.

In neuen Veröffentlichungen zur Fachdidaktik Religion nimmt das Segnen und Gesegnet-Werden nun einen neuen Stellenwert ein.1 Christian Grethlein spricht vom Beten und Gesegnet-Werd´en als den Grundformen des Christseins und bezeichnet es als Ziel der Religionspädagogik, dass Kinder lernen, als Christ leben zu können.

Im Folgenden werden nach einer theologischen und entwicklungspsychologischen Annäherung an die Segenspraxis didaktische und methodische Überlegungen zur Etablierung von Segensritualen im Elementar- und Primarbereich vorgestellt.

 

Segnen?! - Was ist das und wer darf das?
Eine theologische Annäherung

Wie aber lässt sich das beschreiben, was da empfangen wird? Was ist Segen eigentlich? Was passiert beim Gesegneten und dem Segnenden? Und wer darf segnen?

Segnen und Gesegnet-Werden sind aus unserem alltäglichen Bewusstsein weitgehend verschwunden. In der Umgangssprache ist allerdings noch ein Restbestand einer früher einmal selbstverständlichen Segenskultur erhalten geblieben. Man wünscht einen "gesegneten Appetit" oder sagt nur (gesegnete) "Mahlzeit!" Man weiß: "Sich regen, bringt Segen!" "Der Regen war ein Segen". Manchmal hängt der "Haussegen schief". Wenn etwas nicht "abgesegnet" wird, liegt auch kein Segen darauf. Selbst in Abschiedsformeln wie "Gute Reise!" oder im alltäglichen "Tschüß!" steckt etwas vom alten Segenswissen. Dass eine Reise gut verläuft, liegt nicht in meiner Hand. Das "Tschüß" zum Abschied leitet sich von "Adieu" ab und meint so viel wie "Gott befohlen".

Der umgangssprachliche Gebrauch legt zum einen nahe, dass es sich beim Segen um etwas Dingliches handelt, dem etwas Besonderes innewohnt. Das Segnen ist als eine Art Kraftübertragung vorgestellt. Hier spiegelt sich ein Segensverständnis des Alten Testaments wider, wo in der ersten Schöpfungserzählung Gott Menschen und alle lebendigen Geschöpfe segnet und sie damit zu Segensträgern erhebt (vgl. Gen. 1,22 und 28).

Zum anderen zeigt die Umgangssprache, dass nicht alles machbar ist und dass einem gerade in Übergangssituationen nichts anderes bleibt, als das Heil, den guten Ausgang und Übergang bei drohender Gefahr herbeizuwünschen.

Diese ersten Beobachtungen zum umgangssprachlichen Gebrauch des Wortes "Segen" bestätigen sich beim Blick auf seinen sprachlichen Ursprung.

Sieht man auf den Ursprung des Wortes "Segen", so hat das Wort zwei beziehungsreiche Quellen im Lateinischen: Segnen ist die Übersetzung von "benedicere": "Gutes zusagen/wünschen", und leitet sich ab von "signare": "bezeichnen". Dabei meint "signum" = "Zeichen" im christlichen Zusammenhang das Zeichen des Kreuzes, das mich des Heils angesichts von Unheil und Zerstörung vergewissert. Für eine Annäherung zum Verständnis von "Segnen" ergibt sich daraus: Segnen ist Gutes wünschen im Zeichen und Namen Gottes, und damit in der Macht Gottes.

Das Segnen besteht aus einem Sprechakt und meist einer damit verbundenen Geste der Berührung (mit Herz und Hand). Zum Segnen gehören also Gott, der/die Segnende und der/die Gesegnete. Der Segensakt ist die Inszenierung einer Dreiecksbeziehung, in der der Segnende die "Zuwendung Gottes und Freisetzung zum Leben"2 für den Segen Empfangenden darstellt.

"Der Segen ist der schönste Tanz der Hoffnung und des Glaubens, indem zwei Menschen von sich selber absehen, der Segnende und der Gesegnete. Der Gesegnete erlaubt sich den Sturz in das Versprechen der Geste und des Wortes. Er fragt nicht nach seinen eigenen Voraussetzungen für den Segen... Ebenso sieht der Segnende von sich ab. Denn er steht nicht für das Versprechen, das er gibt... Das ist die Demut des Segnenden: Er spendet etwas, was er nicht hat, und seine eigene Blöße hält ihn nicht ab, aufs Ganze zu gehen und Gott als Versprechen zu geben."3 Wie ein Schauspieler auf der Bühne eine andere Person zur Darstellung bringt und einen vorgegebenen Text spricht, so bringt der Segnende Gottes Segen zur Darstellung und eröffnet damit einen Segensraum, in dem sich der Gesegnete grundlegend akzeptiert sieht und aus dieser Akzeptanz die ihm zugesagte Kreativität entfalten kann. Der durch menschlichen Mund und menschliche Hand vollzogene Segen kann mehr oder weniger stärken und beflügeln, wenn z. B. die Körperhaltung mit dem Inhalt der Segensworte übereinstimmt oder diesen widerspricht. Seine Erfüllung ist nur durch die göttliche Verheißung versprochen. Dass sich Gottes Segen erfüllen wird und wir Anteil an seinem Schalom haben, ist glaubwürdig. Insofern die Erfüllung des im Segen Zugesprochenen und Gewünschten nicht in der Macht des Segnenden liegt, sondern eben in der Macht Gottes, ist die geeignete Sprachform des Segnens der Optativ: "Gott segne dich!" "Gott behüte dich!" "Gott schütze dich!" Damit unterscheidet sich der Segen von der Bitte um den Segen in Gebetsformulierungen wie: "Gott, wir bitten dich um deinen Segen". Der Segen ist Zuspruch, aber nicht Erfüllung des Zuspruchs.

Wer darf nun aber segnen? Je nach Tradition, auf die man sich beruft, gibt es verschiedene Antworten. Die Bandbreite reicht dabei von Segenshandlungen, die nur Bischöfen vorbehalten sind, über Beschränkungen auf die ordinierte Pfarrerschaft bis hin zum Priestertum aller Gläubigen. Nimmt man die Segnung der Menschen, die Gott als seine Ebenbilder als Mann und Frau geschaffen hat, ernst, dann sind auch alle Menschen ermächtigt, Segensträger und damit auch Segen-Zusprechende zu sein. Wenn der Segen eine Grundgeste des Glaubens ist, darf er von allen Glaubenden praktiziert werden, und das schließt auch die Kinder ein.

 

Kinder brauchen Segen - Segen als Übergangsraum
Eine entwicklungspsychologische Annäherung

Der britische Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald W. Winnicott (1896-1971) richtete sein Interesse vor allem auf frühkindliche Entwicklungsphasen. Er erforschte und beschrieb unter anderem den Übergang aus der frühen Phase der Einheit von Mutter und Kind in die folgende Phase, in der sich das Kind als von der Mutter getrenntes, eigenständiges Wesen wahrnimmt. Dieser Übergang beinhaltet zunächst die Erfahrung einer Frustration, da sich der unbegrenzte, paradiesische Zustand der Einheit mit der Mutter und der Befriedigung aller kindlichen Bedürfnisse als Illusion herausstellt. Um diese Erfahrung der Trennung zu überbrücken, benutzen Kleinkinder ein so genanntes Übergangsobjekt, wie Winnicott es nennt. Diese Objekte, wie z.B. Stofftiere, Kleidungsstücke, Bettzipfel o.ä. vertreten die Mutter, sind aber nicht die Mutter selbst. Sie sind Ausdrucksform und Abbild eines kreativen Prozesses des Kindes, der dazu dient, die Trennung zu überbrücken. Das Übergangsobjekt ist zugleich ein im Außen vorfindbares Objekt wie auch ein vom Kind geschaffenes, subjektiv mit Emotionen aufgeladenes Objekt. Es hat einzigartige Bedeutung, muss als "Tröster" immer verfügbar sein und darf sich in Geruch, Geschmack und Aussehen nicht verändern. Solche Objekte, die zwischen innen und außen vermitteln, sind nicht nur für Kinder eine Hilfe der Selbstwerdung, sondern Winnicott weist darauf hin, dass auch Erwachsene "Übergangsobjekte" im weiteren Sinne brauchen. Lebenslang stellt sich immer wieder die Aufgabe, "die innere und die äußere Realität getrennt und doch miteinander verknüpft zu halten".4

Ulrike Wagner-Rau bringt diese Erkenntnisse von Winnicott in Zusammenhang mit theologischen Fragestellungen und führt aus, inwiefern z.B. der Segen einen solchen Erfahrungsraum schafft und füllt, in dem Wachstum und Weiterentwicklung möglich wird:

"Wenn es richtig ist, dass intermediärem Raum und Übergangsobjekt für die interaktive emotionale Grundlegung des Selbst wesentliche Bedeutung zukommen, und zwar sowohl in der anfänglichen Konstitution des Selbst als auch später immer wieder in der Rekonstruktion/Konstruktion desselben, so legt es sich nahe, auch die Funktion der Kasualien (in diesem Fall des Segens; Anm. der Autoren), die so eng mit den Fragen der Identität verknüpft sind, mit Hilfe der Theorie Winnicotts plausibel zu machen. Geht es doch auch hier darum, geschützte Räume zur Verfügung zu stellen, an denen das Selbst an biografischen Knotenpunkten sich neu finden kann. Es geht um kreative Prozesse, in denen die Betroffenen in gewandelten Lebenssituationen ein gewandeltes Verständnis ihrer selbst suchen. Und es geht darum, dass im Gegenüber und in der Beziehung zu den Inhalten und Formen der christlichen Tradition und den Menschen, die sie repräsentieren, ein Spielraum entstehen kann, in dem das Eigene in der Identifikation und im Konflikt mit dem unterschiedenen Anderen sich je und je neu finden und profilieren kann, indem es ‚verwendet', was es aus sich allein heraus nicht haben kann."5

 

Didaktische Überlegungen

Welche Erfahrungsmöglichkeiten bieten sich Kindern nun in diesem Übergangsraum Segen, der ein Teil ihrer selbst ist und zugleich ein Gegenüber darstellt mit ganz eigenen Qualitäten?

Kinder können - ebenso wie Erwachsene - Segenshandlungen erfahren als einen Raum, in dem ihnen Gutes entgegenkommt. Sich öffnen für Zeichen des Angenommenseins, des bedingungslosen Wertgeschätztwerdens - das ist die Einladung, in den Segensraum einzutreten. In diesem Raum soll sich Vertrauen in ein Getragensein, in ein Gehalten- und Geführtsein entwickeln. Im sensiblen Wechselspiel der Kräfte zwischen der eigenen heranwachsenden Lebensenergie und der Fähigkeit, sich vertrauensvoll in eine liebende Macht fallen zu lassen, können Kinder ihre je anstehenden Entwicklungsschritte gehen. Im Umfeld von Segenserfahrungen können sie sensibel werden für lebenswichtige Qualitäten wie Stärkung, Trost, Lebendigkeit, Selbstbewusstsein, Freude, Geborgenheit, Dankbarkeit, Staunen, Mut, Neuanfänge und Vieles mehr. Darin entwickelt sich ein Gegengewicht zu der Doktrin der Machbarkeit allen Lebens. Der Geist des Segensraumes ist für den Empfangenden eher geprägt von einer Haltung des Mitgehens, des sich Öffnens und des Geschehenlassens, des Daseins, um zu empfangen. Kinder haben oft noch die Fähigkeit, sich tief zu versenken und dabei ganz in sich zu sein. Sie haben das Bedürfnis, "bei sich selbst zu Hause zu sein", statt außer sich zu sein. Segensrituale können Impulse sein, sich innerlich zu sammeln und - in sich ruhend - innezuhalten. Dies kann ein Gegengewicht sein zu den vielen Wechseln, zu der Hektik und Fremdsteuerung der heutigen Umwelt, in der Kinder sich orientieren müssen.

Zeitlebens ist und bleibt es eine Herausforderung, mit einer Haltung der Offenheit auf die Welt, auf die Menschen zuzugehen. Sich nicht zu verschließen, sondern offen zu bleiben für das, was - manchmal vielleicht erst auf den zweiten oder dritten Blick - zum Segen wird.

Kinder können im Umfeld von Segenshandlungen auch lernen, sich selbst in den Dienst einer liebenden Macht zu stellen. Dieses "Sich-Hineinbegeben" kann sowohl bedeuten "Gott sorgt für mich - es ist (und bleibt) alles gut", als auch: "Durch mich wirkt Gottes Geist, ich bin ein Werkzeug der Liebe Gottes".

Im Kontakt mit Erwachsenen brauchen Kinder Persönlichkeiten, die bereit sind, Kindern ihre Einzigartigkeit, ihre Kostbarkeit zu spiegeln und zu bestätigen. Erwachsene, die Kinder nicht nur als zu segnende Wesen ansehen, sondern sie selbst als einen Segen betrachten, befinden sich bereits - zusammen mit den Kindern - in einem Raum, in dem die Kraft des Segens wirken kann. Das bedeutet auch, dass Erwachsene die Bereitschaft zeigen, sich selbst gemeinsam mit Kindern einer über beide hinausreichenden, größeren Kraft zu unterstellen. Erwachsene geben Kindern Orientierung, wenn sie sie teilhaben lassen an ihrer eigenen Gottesbeziehung. Kinder sehnen sich nach der Bestätigung, dass es im Leben Schutz, Stärkung, Rückendeckung, Halt und Sicherheit gibt, und sie brauchen immer wieder Bestärkungen, das Leben von Grund auf zu bejahen.

So entfalten sie eine Ahnung davon, dass das Leben noch viel mehr für sie bereit hält, als sie jetzt schon wahrnehmen können. Dass man hinter das Sichtbare schauen, hinter das Hörbare hören, hinter das Fühlbare fühlen, hinter das Schmeckbare schmecken kann.

Im Wechselspiel von Aktivität und Passivität, für das der Segen seinen Raum bereithält, kann im Innehalten und im sich Beschenken lassen die Kraft heranreifen, die Kinder immer wieder gestärkt in ihre eigenen Möglichkeiten entlässt. So wird es (immer wieder) möglich, die eigene Kraft zu spüren und das, was man schon selbst in die Hand nehmen kann, zu gestalten. Die eigenen Möglichkeiten werden freigelegt, bestätigt und genährt - nicht durch das, was aus eigener Anstrengung kommt, sondern gerade durch die Erfahrung des Sich-überlassens, des Getragen-seins.

Schon aus diesen Überlegungen wird die Bedeutung des Gesegnet-Werdens und des Segnens (nicht nur) für die kindliche Entwicklung und Identitätsbildung deutlich. Gleichzeitig stellt das Segnen, bzw. Gesegnet-Werden neben dem Beten eine der beiden grundlegenden Kommunikationsformen der christlichen Religion dar, in denen "Menschen in Kontakt zu Gott (kommen)"6 und Gnade leibhaft spürbar wird.

Stimmt man mit Grethlein darin überein, dass die entscheidende religionsdidaktische Frage lautet: "Was muss ein Mensch lernen, um als Christ leben zu können?"7, dann lautet die Antwort: in der Befähigung, sich in diesen Kommunikationsformen ausdrücken zu können, selber die Erfahrung des Gesegnet-Werdens und auch des Segnens gemacht zu haben.

Um diese Befähigung erlangen zu können, müssen nach Grethlein drei Voraussetzungen erfüllt sein:

  • gewisse Kenntnisse der christlichen Überlieferung, vor allem der Bibel,
  • die lebensfördernde Erschließung des Alltags mit seinen Problemen durch die christliche Perspektive,
  • die Kommunikation mit Gott als Grund und Ziel des eigenen Lebens."8

 

Wann, wo und wie kann Segen sich entfalten? - Was bei Segenshandlungen bedacht werden sollte

Die sich in den genannten Voraussetzungen widerspiegelnden didaktischen Dimensionen "Entdecken und Wahrnehmen", "Deuten und Verstehen" sowie "Gestalten und Handeln" schließen einander dabei nicht aus, sondern bedingen einander. Je nach Altersstufe und Schulform werden sie allerdings verschieden gewichtet werden müssen. Für das Thema Segen kann eine Annäherung über das Hören oder Spielen einer biblischen Segensgeschichte erfolgen, beispielsweise die Kindersegnung (Mk 10,13-16), die Segnung der Tiere und Menschen (Gen 1,22 und 28), die Segnung Abrahams (Gen 12,1-3), oder die Segenserfahrung des Jakob (Gen 32,23-32). Anhand der biblischen Geschichten werden Haltungen für die Ausgestaltung eigener Segensrituale entwickelt. Im Gespräch findet dann ein Austausch darüber statt, wie es den Kindern mit diesen Segensgesten beim Segnen oder Gesegnet-Werden ergangen ist.

Segenshandlungen passen nicht zwischen Tür und Angel, sie können nicht in Eile oder Hektik geschehen und sie gehören auch nicht in angespannte, konfliktreiche oder ungeklärte Gruppensituationen.

In den meisten Zusammenhängen dient der Segen dazu, einen guten Abschluss und Übergang zu ermöglichen. Er passt also in Schlussrunden, Stehkreise mit gefassten Händen, Verabschiedungszeremonien in Partner- oder Gruppenform oder in die letzten Minuten vor dem Weg nach draußen. Einen einfachen Zugang zu solch einem Segensritual in der Gruppe zum Abschluss einer gemeinsamen Zeit ist ein irischer Reisesegen (M 1).

Wichtig ist ein zeitliches Maß, das vor und nach dem Segen genug Platz lässt für einige tiefe Atemzüge, für die Gelegenheit, bei sich anzukommen und das Erlebte wirken zu lassen. Als Beispiele zur Hinführung und zur Auseinandersetzung mit einem Segensritual in der Gruppe bzw. mit einem Partner oder einer Partnerin dienen M 2 und M 3. Ein schön gestalteter Raum mit einer brennenden Kerze und einer je nach Anlass gestalteten Mitte kann die Intensität des Erlebens vertiefen. Eventuell kann schon vor dem Segen abgesprochen sein, dass die Gruppe den Raum anschließend schweigend verlässt, bzw. was danach passiert. Wenn der Segen mit einem Lied verbunden wird oder Bewegungen in ritualisierter Form den Segen begleiten, ist dies oft eine Hilfe, um mit der Gruppe leichter in das Segensgeschehen hinein zu gehen (M 4). Das bekannte Lied "Viel Glück und viel Segen" lässt sich ebenfalls mit Segensgebärden darstellen und bietet so einen Zugang für ein eigenes Segensritual. Zur individuellen Vorbereitung für die Lehrkraft oder Gruppenleiterin kann eine Meditation über die Kreuzgestalt des eigenen Körpers dienen. Auch das Formulieren eigener Segenswünsche für einzelne Kinder oder eine Gruppe kann bei der Vorbereitung hilfreich sein.

Unbedingt zu achten sind alle Signale, mit denen Kinder zeigen, dass sie an den Segenshandlungen nicht teilnehmen möchten. Mit ihnen sollte eine stimmige Lösung gesucht werden, dem momentanen Bedürfnis zu folgen, ohne dass sie unter Druck geraten und ohne dass die Gruppe gestört wird. 


M1: Irischer Reisesegen

(Leiterin spricht jeweils einen Satz vor und macht entsprechende Gebärden, die Kinder wiederholen)

L.: Die Straße komme Dir entgegen (Hände ausstrecken)

K.: Die Straße komme Dir entgegen (Hände ausstrecken)

L.: Die Sonne scheine Dir ins Gesicht (Hände hoch und Finger funkeln als Sonnenstrahlen)

K.: Die Sonne scheine Dir ins Gesicht (Hände hoch und Finger funkeln als Sonnenstrahlen)

L.: Der Regen falle warm auf Deine Schulter (Sanft mit der Hand die Schulter des rechten Nachbarn berühren)

K.: Der Regen falle warm auf Deine Schulter (Sanft mit der Hand die Schulter des rechten Nachbarn berühren)

L.: Der Wind stärke Deinen Rücken (Den Rücken des rechten Nachbarn streicheln)

K.: Der Wind stärke Deinen Rücken (Den Rücken des rechten Nachbarn streicheln)

L.: Gott halte Dich schützend in seiner Hand (Mit rechter und linker Hand die Hände der Nachbarn greifen)

K.: Gott halte Dich schützend in seiner Hand (Mit rechter und linker Hand die Hände der Nachbarn greifen)

 


M2: Ein Schluss-Ritual

Einführung:
Wenn wir Abschied nehmen, dann wünschen wir denen, die auf eine Reise gehen, Glück und Segen. Und ich will euch einen Weg zeigen, wie ihr ohne Worte zu benutzen, jedem Kind etwas sehr Schönes mitgeben könnt.

Anleitung:
Kommt immer zu viert oder zu fünft zusammen. Gebt einander im Kreis die Hände. Denkt an all die guten Dinge, die ihr bisher zusammen erlebt habt. Schaut auf die anderen Kinder, die mit euch im Kreis stehen und denkt an all die Dinge, die ihr an den anderen Kindern mögt. Stellt euch vor, dass die freundlichen Gefühle, die ihr füreinander habt, durch eure Hände hindurchfließen, so dass eure Hände vielleicht ganz warm werden. (ca. eine Minute)

Nun soll immer aus jeder Gruppe ein Kind in die Mitte des Kreises gehen. Die Kinder draußen sollen ihre Handflächen ganz schnell aneinander reiben, so dass die Handflächen noch etwas wärmer werden. Nun stellt euch etwas dichter an das Kind in der Mitte und haltet eure Hände wie ein kleines Dach über dieses Kind. Die Kraft des Himmels kann jetzt von euren Händen eingefangen werden. Sie geht von euren Handflächen zu dem Kind in der Mitte. Man braucht dabei gar nichts zu hören.

Und das Kind in der Mitte kann anfangen, tief zu atmen, um all diese Kraft mit jedem Teil seines Körpers aufzunehmen, und es kann diese liebevolle Aufmerksamkeit der anderen Kinder sehr schön genießen. (ca. eine Minute)

(Wechsel, das nächste Kind geht in die Mitte)

 

M3: Hinführung zum Kreuzzeichen

  • Sich als Kreuz in den Raum stellen.
  • An sich das Kreuz(zeichen) nachvollziehen. Verschiedene Weisen des Sichbekreuzigens ausprobieren.
  • Sich gegenseitig das Kreuzzeichen mit Salböl auf eine Stelle auftragen, die ich mir wünsche (Handfläche, Stirn etc.).

 


M4: "Segne diesen Tag"


2. Strophe:
Segne unsern Weg,
unsern Weg,
sei auf unserm Weg mit dabei,segne unsern Weg.

Weitere Strophen (je nach Situation):
Segne diese Nacht,
diese Nacht,sei bei unserm Ruhn mit dabei,
segne diese Nacht.

Segne unsre Zeit,
unsre Zeit,
sei bei jedem Schritt mit dabei,
segne unsre Zeit.

Spielideen

Erste Strophe
Segne diesen Tag,
- Hände malen von links nach rechts einen großen Halbkreis
sei bei unserm Tun mit dabei,
- in die Hände klatschen
segne diesen Tag.
-Hände malen von links nach rechts einen großen Halbkreis


Zweite Strophe
Segne unsern Weg,
- auf der Stelle gehen
sei auf unserm Weg mit dabei,
-in die Hände klatschen
segne unsern Weg.
- auf der Stelle gehen

Weitere Strophe
Segne diese Nacht,                    
- Hände vor die Augen halten
sei bei unserm Ruhn mit dabei,      
- Kopf auf die zusammengelegten Hände legen

segne diese Nacht.                     
- Hände vor die Augen halten

Weitere Strophe
Segne unsre Zeit,                       
- Hände malen von links nach rechts einen großen Halbkreis

sei bei jedem Schritt mit dabei,      
- in die Hände klatschen
segne unsre Zeit.                         H
-Hände malen von links nach rechts einen großen Halbkreis

Aus: Welt-Segenslider für Kinder, hrsg. v. Diakonischen Werk der EKD e.V., Aktion Brot für die Welt, Bischöfliches Hilfswerk Misereor e.V., mission Internationales Katholisches Missionswerk e.V. und dem Kontakte Musikverlag, Stuttgart/Aachen/Lippstadt 2002.

 

Anmerkungen

  1. Grethlein, Christian: Fachdidaktik Religion, Göttingen 2005; ders./ Lück, Christhard: Religion in der Grundschule - Ein Kompendium, Göttingen 2006; Husmann, Bärbel / Klie, Thomas: Gestalteter Glaube - Liturgisches Lernen in Schule und Gemeinde, Göttingen 2005.
  2. Wagner-Rau, Ulrike: Segensraum - Kasualpraxis in der modernen Gesellschaft. Berlin/Köln 2000, S. 159.
  3. Steffensky, Fulbert: Schwarzbrot - Spiritualität, Stuttgart 2005, S. 179ff.
  4. Winnicott, Donald W.: Übergangsprojekte und Übergangsphänomene, in: ders.: Von der Kinderheilkunde zur Psychoanalyse, Frankfurt/M. 1983.
  5. Wagner-Rau, Segensraum, S.113f.
  6. Grethlein/ Lück, Religion in der Grundschule, S. 123.
  7. Ebd., S.122.
  8. Grethlein, Fachdidaktik Religion, S. 278.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2006

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