Nicht aus dem Glauben fallen - Kirchenpädagogische Annäherungen an das Glaubensbekenntnis am Beispiel der Marktkirche in Hannover

von Christiane Kürschner 

 

Die Erkundung der hannoverschen Marktkirche am Glaubensbekenntnis entlang ist als Angebot für Jugendliche und Gemeindegruppen mit ihren Betreuern zur Vorbereitung auf den 30. Deutschen Kirchentag gedacht – etwa durch eine Tagesexkursion nach Hannover, um die Schülerinnen und Schüler schon vor dem Kirchentag mit der Stadt vertraut zu machen, oder als Gemeinschaftsprojekt während des Kirchentags. Gleichzeitig soll es aber auch eine Anregung sein, die eigene Kirche zu Hause zu entdecken und auf ihre Glaubenszeichen hin zu befragen.

Vielleicht gestaltet sich der kirchenpädagogisch geplante Kirchenbesuch zu einem Gang wie durch ein dreidimensionales Bilderbuch, das Gäste mit Körper, Geist und Seele von Seite zu Seite durchschreiten. Für eine kleine Weile werden sie hinein genommen in die zweitausendjährige Geschichte des Christentums. Sie wandeln auf der geheimnisvollen Spur von Menschen, die ihren christlichen Glauben bekennen mit den Worten "Ich glaube an...". Am Ende einer solchen Veranstaltung kann es geschehen, dass kirchenfremde Gäste eine neue Perspektive gewinnen. Viele junge Menschen haben inzwischen einen großen Abstand zur Kirche und sind nahezu ohne jede Vorerfahrung. Sie kommen meist aus echtem Interesse. Wenn bei Erkundungen die Antworten nach Architektur und Ausstattung der Gebäude gefunden sind, werden unter Umständen konkrete Fragen nach dem Glauben gestellt. Glaubwürdige Antworten in diese Richtung gehören deshalb mit zu den kirchenpädagogischen Vorbereitungen. Fremde interessiert, was sich hinter den Ritualen des Gottesdienstes verbirgt. Wozu bekennen sich Christen, wenn sie das Glaubensbekenntnis sprechen? Welche Auswirkungen hat dieser Glaube auf das Gefüge der Gesellschaft? "In manchen Kommunitäten gilt die Regel: Rede zu niemandem von deinem Glauben, wenn du nicht gefragt bist, aber lebe so, dass du gefragt wirst."1
 


Vorbereitung in einer Kirche am Heimatort

Das Glaubensbekenntnis wird in einzelne Abschnitte deutlich sichtbar auf große Papierstreifen geschrieben und ungeordnet an einer zentralen Stelle des Raumes um eine weiße Lilie (Symbol für Maria) herum auf den Boden gelegt. (M1)

Zur Vorbereitung gehört auch eine Auswahl von Gegenständen, die Inhalte des Glaubensbekenntnisses symbolisch veranschaulichen. Die jeweiligen Symbole sollten im konkreten Fall auch wirklich im Kirchenraum vorkommen (Bilder, Skulpturen, Paramente etc.). Ein vorbereitendes Gespräch mit dem Ortspastor/-pastorin hilft bei der Suche und Auswahl. Die Gegenstände zusammen mit den Papierstreifen bilden eine gestaltete Mitte, das Zentrum kann die weiße Lilie sein. Die ursächlichen Bibelstellen können erläuternd bei jedem Gegen stand auf ein (laminiertes) Stück Papier gedruckt liegen und je nach Altersgruppe und Zeit in die Erkundung mit einbezogen werden. Aus der Vielfalt der möglichen Symbole einige Beispiele:

Gott: 
Dreieck mit einem Auge darin, eine Hand Gottes im Kreis, ein Regenbogen

Jesus Christus:
ein Christus-Symbol (X-Chi, P-Rho – für CHRistus), Adler, Fisch, Pelikan, Phönix, eine Kerze, Marterwerkzeuge, Dornenkrone, Windel, ein Paar Fußabdrücke auf dem Boden, eine weiße Fahne mit einem roten Kreuz darin

Heiliger Geist:
Taube, Goldstreifen

Maria:
weiße Lilie, rote Rose, Pfingstrose, blauer Umhang

Reich des Todes:
Teufelsfratze, Drachen, Hammer und Nägel, Kriegsspielzeug

Handwerkszeug: 
Bibel, Gesangbücher, eine Kerze, Fernglas, Taschenlampe

Gemeinsam werden die Abschnitte des Glaubensbekenntnisses von der Gruppe in die richtige Reihenfolge gelegt. Hilfe kann das Gesangbuch bieten (EG 804). Danach lesen alle reihum das Glaubensbekenntnis Zeile für Zeile langsam vor. Im Anschluss daran ordnen die Jugendlichen die Gegenstände begründet dem jeweiligen Textabschnitt zu. Danach schauen sie sich paarweise in der Kirche um und suchen die Symbole. Das bereit gelegte Handwerkszeug erleichtert die Suche. Betreuerinnen und Kirchenpädagogen können Anregungen dabei geben. Dann werden wiederum die Textabschnitte aus der gestalteten Mitte den Plätzen mit Symbolen im Raum zugeordnet. Beim nachfolgenden gemeinsamen Rundgang vertreten die Jungendlichen ihre Entscheidungen im Gespräch mit den anderen. Vielleicht finden sie verschiedene Möglichkeiten für die Zuordnung der Symbole und Textstellen. Um die gestaltete Mitte herum können sie auf dem Boden sitzen und die aufgeführten Gesprächsimpulse zum dritten Artikel des Glaubensbekenntnisses (s.u.) aufgreifen. Der Abschluss kann wie für die Marktkirche empfohlen gestaltet werden.

In schlichten, schmucklosen Räumen können die verwendeten Farben und ihre symbolische Bedeutung im Mittelpunkt stehen. Oder umgekehrt: Jugendliche schmücken ihre leere Kirche mit Symbolen und den entsprechenden sinnstiftenden Bibelstellen.


M 1


Empfangen durch den Heiligen Geist,


Vergebung der Sünden,


Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.


Ich glaube an Gott,


Gemeinschaft der Heiligen,


aufgefahren in den Himmel


zu richten die Lebenden und die Toten.


hinabgestiegen in das Reich des Todes


gekreuzigt, gestorben und begraben,


von dort wird er kommen,


die heilige christliche Kirche,


seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,


geboren von der Jungfrau Maria,


des allmächtigen Vaters


Ich glaube an den Heiligen Geist,


am dritten Tage auferstanden von den Toten,


Und an Jesus Christus,


den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde,


gelitten unter Pontius Pilatus


er sitzt zur Rechten Gottes


Schritt für Schritt durch die Marktkirche

Am Beispiel der Marktkirche soll im Folgenden die wechelseitig Erschließung von Glaubensbekenntnis und Kirchenraum abgeschritten werden.

Als ein Wahrzeichen der Stadt Hannover grüßt die Marktkirche schon vom Bahnhof aus einladend alle Kirchentagsgäste. Es lohnt sich, diese alte Bürgerkirche genau anzuschauen. Sie gilt auch heute noch als die Seele der Stadt. Hier kann sich jede und jeder während des Kirchentags aufmachen und das Glaubensbekenntnis gebaut, gemalt und geschnitzt aus 700 Jahren entdecken.

Im Auftrag von Stadt und Kirche errichtete eine Bauhütte die "Kerke sünte Jakobs und sünte Jürgens" im 14. Jh. Sie bauten die dreischiffige gotische Hallenkirche aus handgestrichen Backsteinen und unter Verwendung von Resten der romanischen Vorgängerkirche. Bomben beschädigten das Kirchengemäuer in den Jahren 1943 – 1945 massiv. Nicht zerstört wurden die alten Bauhüttenzeichen hoch oben am Turm, ebenso Pentagramm, Hexagramm und das darüber stehende Kreuz. Diese Zeichen weisen bis heute auf die heidnischen und jüdischen Wurzeln des Christentums hin. Im Innenraum sind nur wenige Ausstattungsstücke aus katholischer Zeit erhalten. Dazu gehört der Schnitzaltar von 1480. Dieser Altaraufsatz als Wandelaltar mit der Leidensgeschichte Jesu ist ein verbreitetes Beispiel für die Frömmigkeit am Ende des abendländischen Mittelalters. Auch alle anderen Gestaltungselemente des Raumes sind Zeitzeugnisse verschiedener Jahrhunderte. Bei Führungen und Kirchenerkundungen geben sie so manches Rätsel auf. Doch Vorsicht: Interpretieren dürfen wir das Fremde nur mit dem gebotenen Abstand unter Berücksichtigung der einstigen gesellschaftlichen Verhältnisse.

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels
und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn

Über der Glastür im Eingangsbereich hängt ein Steinrelief, das 1962 in die Marktkirche kam (s.o.). Im oberen Viertel gestaltete der Nürnberger Künstler Heinz Heiber ein großes mandelförmiges Auge mit kreisrunder Vertiefung. Darin liegt eine Hand mit Wundmal. Ein Mensch steht aufrecht, ein anderer fällt.

Gesprächsimpuls:
Welche Macht hat das Böse über den aufrecht stehenden Menschen? Was tut er mit Kopf und Händen?

empfangen durch den heiligen Geist

Hoch oben im Altarraum malte Hermann Schaper 1893 den Erzengel Gabriel. Er wendet sich der jungen Maria unterm Goldregen zu mit den Worten "Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst …" (Lk 1,30) Über ihr schwebt die Taube, neben ihr steht die weiße Lilie.

geboren von der Jungfrau Maria

Eine Weihnachtsdarstellung fehlt in der Marktkirche. Eine Person aus dem Team kann veranschaulichend die Weihnachtsgeschichte vom Lesepult aus lesen "Es begab sich aber…" (Lk 2,1-7).

gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes

Auf dem mittelalterlichen Altaraufsatz (s.u.) finden sich 21 geschnitzte Bilder. Sie beschreiben, wie brutal Jesus von den Menschen seiner Umgebung behandelt wird. Diese mittelalterliche Darstellungsweise beinhaltet die Gefahr einer antijüdischen Interpretation, denn einer der maßgeblichen Schergen trägt deutlich sichtbar den spitzen Judenhut, wie es die mittelalterliche Kleiderordnung damals vorschrieb. Hier wird sichtbar, dass die Hinrichtung Jesu nicht erst im Moment der Kreuzigung durch die Römer geschieht, sondern schon da, wo die kleinsten Geister seines Volkes Jesus in seiner Wehrlosigkeit wie einen Unmenschen behandeln und der Zerstörung ausliefern. Erschreckend für die Betrachtenden ist die schonungslose Wahrheit, dass hier Menschen von einem dämonischen Hass ergriffen werden, dessen unkontrollierbare Aggressivität jede Hemmschwelle übertreten kann.2

Gesprächsimpuls:
Wo besteht diese Gefahr auch in unserer Gesellschaft?

am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel,
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters,
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten

Nach seinem Abstieg in das Reich des Todes und seinem Sieg über das Böse steigt Jesus mit wehender Fahne aus dem Sarg und segnet die Betrachter. Dann sitzt Christus erhöht auf dem Regenbogen und spricht Recht über die Welt: Mit seinem rechten Arm spricht er die Menschen frei, mit dem linken verurteilt er sie. Seine Füße stehen auf der Weltkugel. Darunter steigen die Toten aus ihren grünen Gräbern auf zum jüngsten Gericht.

Gesprächsimpuls:
Sind es Adam und Eva oder Kain und Abel? "Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse." (2.Kor.5,10) Gilt das auch in unserer Zeit?

Ich glaube an den Heiligen Geist

Schüler Hermann Schapers malten der Verkündigungsdarstellung gegenüber 1893 lebensgroß die Jünger Jesu. Sie erleben das Pfingstwunder "ausgerüstet mit der Kraft aus der Höhe" (Lk 24,49), ergriffen stehen sie beieinander, das Feuer lodert über ihren Köpfen und die Taube kommt auf sie herab.

Gesprächsimpuls:
Wann erleben wir heutzutage diese "Kraft aus der Höhe"?

die heilige Christliche Kirche

Aus Gesprächen mit jungen Menschen weiß ich, wie schwer es manchen von ihnen fällt, ihren Glauben an die heilige christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden und das ewige Leben zu bekennen. Die Kirchenräume selbst sind die Orte, an denen sich die heilige christliche Kirche zeigt, öffentlich wird. Die Geisteshaltung der verantwortlichen Christen vor Ort spiegelt sich in der Ausgestaltung jedes Kirchenraumes wieder. Ein ständiger Entwicklungsprozess ist auch hier im Gange. Philip Newell, ehemaliger Leiter der Iona Community in Schottland, sagt: "An unseren heiligen Stätten soll mit Leidenschaft ein neuer Sinn für Raum und Stille entstehen, aber in der Sorge darum lasst uns erkennen, dass es im Kern um die Stille in uns selbst und in allem Leben geht: Sie gilt es wiederzuentdecken. Welches sind die Tempel, welches die Orte in unserem Leben und in unserer Welt, die ausgeräumt werden müssten, entrümpelt von allem, was unserer Achtsamkeit für Gottes Gegenwart entgegensteht oder sie hemmt? Was das Sichtbare angeht, sprechen unsere Kirchen, wenn sie vollgestopft sind, von einem Mangel an Raum und Stille. Was wir brauchen, ist die Wiederherstellung von Einfachheit und einer aufgeräumten Aufmerksamkeit. Man denke an die Art, wie mit Nestbauinstinkt das Zimmer für die Ankunft eines neugeborenen Kindes vorbereitet wird! Gereinigt, frisch gestrichen und entrümpelt, ist es ein Symbol des Wartens und des Willkommens. Vereinfachte und auf das Wesentliche konzentrierte Orte des Schweigens und des Gebets sprechen auf ähnliche Weise von der Sehnsucht in uns, das Leben zu empfangen, das von innen geboren wird."3

Impuls:
Welcher Geist wird in der Marktkirche öffentlich?

Auf einen großen Bogen Papier schreiben die Teilnehmenden als Gruß für die Verantwortlichen der Gemeinde, wofür sie danken und was sie sich für diesen Raum und die Kirche der Zukunft wünschen.

Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden

Zur Gemeinschaft der Heiligen gehören auch evangelische Christen. Sie bilden eine Gemeinschaft von miteinander lebenden, aber auch aneinander schuldig werdenden Christinnen und Christen. Bei allen Verfehlungen sind sie miteinander verbunden im ständigen Bemühen um gelebte Gerechtigkeit. Richtschnur ist das oberste Gebot: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst; ich bin der Herr."(3. Mose 19,18) Dieser andauernde Prozess der Wahrheitsfindung kann im lebendigen Diskurs zum Ausdruck kommen, wo Schuld bekannt wird und um Vergebung gerungen wird. Und Gottes heilender, vergebender Geist begleitet beide Seiten bei diesem schwierigen Unterfangen, weist einen neuen Weg in die Weite. Das gilt auch für Jugendgruppen zu Hause im Alltag ihrer Kirchengemeinde.

Christen werden von kirchenfremden Menschen häufig mit Unterlassungen und Vergehen der Kirche in den vergangenen Jahrhunderten konfrontiert. Damit ist jede und jeder hoffnungslos überfordert. Aus diesem Grund sind Wissen und die Verbreitung von aktuellen Stellungnahmen der Kirche zu Vorgängen in der Vergangenheit unentbehrlich. Fünf Jahre nach Kriegsende bekannte zum Beispiel die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ihre Mitschuld an der Verfolgung und Ermordung des europäischen Judentums: "Wir sprechen es aus, dass wir durch Unterlassen und Schweigen vor dem Gott der Barmherzigkeit mitschuldig geworden sind an dem Frevel, der durch Menschen unseres Volkes an den Juden begangen worden ist."4 50 Jahre später, am 9. November 2000, setzt die Synode der EKD diese Erklärung fort: "Nicht nur durch Unterlassen und Schweigen ist die Kirche schuldig geworden. Vielmehr ist sie durch die unheilvolle Tradition der Entfremdung und Feindschaft gegenüber den Juden hineinverflochten in die systematische Vernichtung des europäischen Judentums."5 Und für Hannover heißt es im Begleitheft des Landeskirchenamtes zum benachbarten Mahnmal am Ort der zerstörten Synagoge: "Der Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft verhinderte es, dass Juden Hannover unbeschwert als Heimat verstehen konnten. Endgültig und radikal gingen aber erst die Nationalsozialisten vor."6 Wie entlastend sind solche öffentlichen Eingeständnisse der Kirchen stellvertretend für evangelische Christen in Deutschland. Sie können, selbst frei von dieser Schuld in der Vergangenheit und mit dem notwendigen Abstand sensibel auf Vorwürfe reagieren. Doch dafür müssen sie die Zeugnisse der Gegenwart kennen – z. B. das Versprechen vom 9. November 2000: "Das Gespräch über den Glauben schließt die Achtung vor der Identität des anderen ein. Die Bemühungen um ein geschwisterliches Verhältnis von Christen und Juden sind für eine Kirche und Theologie zentrale Herausforderung und bleibende Aufgabe."7

Impuls:
Schon im Vorfeld können im Unterricht solche kirchlichen Erklärungen und Schuldbekenntnisse besprochen werden. Darüber hinaus ist es denkbar, nach Spuren des Bekennens und der Versöhnung in den eigenen Heimatorten zu suchen und sie nun hier in der Kirche vorzulesen.

Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen

"Gestaltete Orte des Friedens" in Kirchen könnten eine Möglichkeit für einen Ort des Gedenkens bieten. Sie könnten auch zu Orten der Wahrheit und der Versöhnung werden. Beispiele dafür geben die mehr als 100 Versöhnungszentren der ökumenischen Nagelkreuzgemeinschaft aus Coventry weltweit.8 Vielleicht gelingt es in unseren Gemeinden, Menschen wieder einen Platz in Kirchenräumen zu geben, denen die öffentliche Anerkennung ihres persönlichen Einsatzes gegen ein Unrechtsregime bisher verweigert wurde. Vielleicht leben in unseren Gemeinden noch Menschen, die sich gegen das Terror-Regime des Nationalsozialismus durch Gehorsamsverweigerung und Desertion stellten. 30 000 von ihnen wurden durch Todesurteile hingerichtet. Wenige Verurteilte haben bis heute überlebt. Sie bekamen für ihren Mut und den Einsatz ihres Lebens nur eine spärliche Anerkennung.

Impuls:
Gibt es in unseren Gemeinden oder im Freundes- und Familienkreis Menschen, die zur Bekennenden Kirche gehörten oder einfach im Stillen ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben Verfolgten halfen? Was haben unsere Väter und Großväter, Mütter und Großmütter während des Krieges getan? Fragen danach kommen immer noch einem Tabubruch gleich. Wir brauchen diesen Austausch mit der älteren Generation. Neben der befreienden persönlichen Begegnung können die Erfahrungen der anderen Generation helfen, dem menschenverachtenden Mob auch in unserer Gesellschaft keine Chance zu lassen. "Vergessen bedeutet so viel wie aus dem Glauben fallen"
(D. Bonhoeffer).

 

Am Ende des Weges

  • Zum Abschluss verteilen sich die Jugendlichen im Raum und sprechen das Glaubensbekenntnis Zeile für Zeile am jeweiligen Ort des Vorkommens quer durch den Raum.
  • Am Lichterbaum in der Gebets- und Friedensecke können alle Teilnehmenden noch ein Licht anzünden und ihre Wünsche für die Kirche der Zukunft äußern.
  • Zum Abschied nehmen sie das Glaubensbekenntnis in geeigneter Form mit nach Hause.9
     
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Anmerkungen

  1. Wolfgang Huber, Vor Gott und den Menschen, Berlin 2004, S. 87.
  2. Vgl. Klaus Eberhard Sander, Hinweise zu den mittelalterlichen Altären in den altstädtischen Kirchen Hannovers, unveröffentlichtes Manuskript, Hannover 1992, S. 20.
  3. Philip Newell, Mit einem Fuß im Paradies, Freiburg im Breisgau 2003, S. 65.
  4. Kundgebung der 9. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland auf ihrer 5. Tagung zu "Christen und Juden – 50 Jahre Erklärung von Weißensee" in: Kundgebungen der Synode der EKD, Band 5, Hannover 2002, S. 395.
  5. ebd S. 395.
  6. Vergesst nie! Hannovers zerstörte Synagoge und ihre Gedenkstätte in der Rothen Reihe, Hg. Landeskirchenamt Hannover, 2003.
  7. Kundgebung der 9. Synode, S. 396.
  8. Vgl. www.nagelkreuzgemeinschaft.de.
  9. Für einen Rundgang durch die Marktkirche in Hannover sollten sich die Gruppen selbständig mit den genannten Arbeitsmaterialien vorbereiten und eine konkrete Absprache mit der Kirchenpädagogin vor Ort treffen.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2004

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