Die Zukunft der evangelischen Kindergärten

von Margret Kruse

 

Stand der Entwicklungen zum jetzigen Zeitpunkt am Beispiel der ev.-luth. Kindertagesstätte St. Johannis in Soltau und den evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder in den Kirchenkreisen Soltau und Walsrode. 

Fast 20 Jahre lang bin ich als kollegiale Praxisberatung für die evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder in den beiden Kirchenkreisen Soltau und Walsrode tätig. In 16 Einrichtungen werden dort in 60 Gruppen 1382 Kinder von 152 Mitarbeiterinnen täglich betreut.

Ich freue mich, dass ich heute hier sein darf, um Ihnen aus dieser Praxis zu berichten und möchte Ihnen zunächst an dem Beispiel der Einrichtung, die ich leite, einen Entwicklungsprozess schildern, der deutlich macht, dass Veränderungen möglich sind, wenn dafür Ziele von allen Beteiligten gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden.

Als ich vor 10 Jahren meine Tätigkeit als Leiterin in dieser Kita, in der in 7 Gruppen insgesamt 175 Kinder betreut werden, begann, befand sich die Einrichtung in einer sehr schwierigen Situation.

Träger, Mitarbeiterinnen und eingebunden auch Eltern waren zerstritten, mehrere arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen zwischen dem Träger und einzelnen Mitarbeiterinnen hatten Vertrauen und Wertschätzung füreinander zerstört.

Die Motivation des Kirchenvorstandes für die weitere Trägerschaft der Kita war sehr gering und das Team fühlte sich in seiner Arbeit vom Träger nicht anerkannt und auch nicht "getragen".

Gemeinsame Kommunikation fand eher auf der Ebene gegenseitigen Misstrauens und gegenseitiger Kontrolle statt.

Unter diesem Klima litten alle Beteiligten, besonders aber die Mitarbeiterinnen und die pädagogische und religionspädagogische Arbeit zeigte nicht die besten Qualitätsmerkmale.

Die Unzufriedenheit bei allen Beteiligten war groß, aber auch der Wunsch nach Veränderung.

In diese Situation kam ich neu hinein und mit mir auch ein junger Pastor, nachdem zwei andere Pastoren innerhalb kurzer Zeiträume ihre Zuständigkeit für den Kindergarten wieder abgegeben hatten.

Das Engagement des neuen Pastors war groß, er nahm sich anfangs viel Zeit für Gespräche und miteinander arbeiteten wir uns in die Strukturen und Abläufe einer so großen Einrichtung ein.

Wir lernten sehr viel voneinander, wir profitierten von seinem theologischen Wissen, er profitierte von unserer pädagogischen Kompetenz.

Miteinander entwickelten wir Ziele für konzeptionelle Veränderungen, aber auch für Veränderungen der Rahmenbedingungen.

Ein Team mit 20 pädagogischen Mitarbeiterinnen und 4 hauswirtschaftlichen Kräften braucht Zeit, um die Arbeit kontinuierlich planen zu können, Zeit für Gespräche, in denen das Team seine Sorgen, Wünsche und Anliegen mitteilen und besprechen kann, neue Impulse umgesetzt und Ziele gemeinsam entwickelt werden können.

2 oder 3 Studientage im Jahr reichen sichere nicht aus, um diese Kontinuität in einem Veränderungsprozess zu sichern.

Gleichzeitig wurden die Bedingungen für die Teilnahme der Mitarbeiterinnen an Fortbildungen verändert und ein entsprechender finanzieller Rahmen und Vertretungsmöglichkeiten geschaffen.

Der Kirchenvorstand verstand nach längeren Verhandlungen das Anliegen und sicherte uns in einem Beschluss monatlich 4 Stunden Studienzeit zu.

Bis heute ist dieser Beschluss gültig und an den Studienzeiten müssen alle Mitarbeiterinnen, wenn möglich, teilnehmen.

Die Einrichtung ist abwechselnd vormittags oder nachmittags geschlossen, Kinder von berufstätigen Eltern werden in einer "Notgruppe" betreut.

In dieser Studienzeit haben wir im Laufe der Jahre unwahrscheinlich viel entwickeln können.

Die gemeinsame Planung und Durchführung der pädagogischen und religionspädagogischen Arbeit brachte für das Team immer mehr Sicherheit, durch das Erreichen gemeinsam gesetzter Ziele wurde eine deutliche Verbesserung der Arbeit sichtbar, die auch einen ausgesprochen positiven Einfluss auf das gesamte Klima hatte.. Die Inhalte der Studientage orientieren sich an den Wünschen und Bedürfnissen des Teams und den in einem Kirchenjahr notwendigen Planungen für Feste und Aktivitäten. Sie werden für ein Jahr im Voraus geplant.

Inhaltliche Schwerpunkte sind die Erarbeitung religionspädagogischer Inhalte und die Planung der konzeptionellen Arbeit.

Der zuständige Pastor begleitet uns und steht uns mit Rat und Tat und seiner theologischen Kompetenz zur Seite.

Durch seine Teilnahme an diesen Studientagen weiß er aber auch viel von uns, von den einzelnen Mitarbeiterinnen, von unseren Erfolgen, aber auch von den Misserfolgen in unserer täglichen Arbeit und so kann er vieles besser verstehen.

Als Hauptverbindungsglied zum Kirchenvorstand kann er unsere Anliegen und unsere Ziele standhafter vertreten. Durch die ständige Auseinandersetzung auch mit neuen Inhalten ist eine hohe pädagogische und auch religionspädagogische Kompetenz bei allen Mitarbeiterinnen gewachsen.

Auf der Grundlage dieser veränderten Rahmenbedingungen und der miteinander erfahrenen positiven Entwicklung machte sich das Team gemeinsam auf den Weg, eine schriftliche Konzeption zu erarbeiten.

"Aller Anfang ist schwer", unter diesem Motto haben wir fast anderthalb Jahre daran gearbeitet und waren froh, auf die kompetente Unterstützung und Hilfe der Fachberatung zurückgreifen zu können.

Das gesamte Team war stolz, als die erste Auflage der Konzeption 1995 fertig gestellt war und unser Auftrag und unsere Ziele und Methoden einer breiten Öffentlichkeit in dieser Form transparent gemacht werden konnte.

Die Konzeption musste aufgrund vieler Veränderungen schon bald fortgeschrieben werden. Die 2. aktualisierte Auflage erschien im Sommer 1998.

Für den Kirchenvorstand wurde vieles verständlicher, das Interesse und die Wertschätzung unserer Arbeit war wieder zu spüren und gegenseitiges Vertrauen begann wieder zu wachsen.

Durch die Transparenz unserer Arbeit wuchs das gute Ansehen und der Ruf unserer Einrichtung zunächst in der Kirchengemeinde, dann auch in der Stadt. Der lange, schwierige Weg der Konzeptionserarbeitung machte dem Team den Auftrag einer evangelischen Tageseinrichtung noch deutlicher und durch die intensive Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit religiösen Inhalten ein klares christliches Menschenbild noch bewusster.

Das Profil der gesamten Einrichtung veränderte sich, das Miteinander mit dem Träger, dem Team und auch den Eltern ist seitdem kooperativer und von viel Gemeinsamkeit geprägt.

Das alles ist nun schon viele Jahre her und es hat sich allerhand in unserer Einrichtung verändert.

Die religionspädagogische Arbeit zeigt sich in der Durchführung großer, erfolgreicher Projekte in der gesamten Einrichtung.

Familiengottesdienste haben ihren Platz im Kirchenjahr. Der Kindergarten beteiligt sich an Veranstaltungen der Kirchengemeinde, nimmt aber auch mit den Kindern die Kirche für sich zu bestimmten Anlässen in Anspruch.

Christliche Erziehung hat ihren Platz im Alltag und im täglichen Miteinander gefunden und wird mit großer Sicherheit und Engagement vom gesamten Team praktiziert.

Konzeptionell hat sich vieles verändert. Seit drei Jahren arbeiten wir integrativ in einer Gruppe, in der 4 behinderte Kinder und 14 nicht behinderte Kinder miteinander leben, betreut und gefördert werden.

Es gibt neben 2 Vormittags- und 2 Nachmittagsgruppen eine Ganztagsgruppe, die sich im Laufe der Jahren zu einer "Familiengruppe" verändert hat.

In dieser Gruppe werden Kinder im Alter von 3 – 12 Jahren betreut und eine Hortgruppe, in der 25 Schulkinder vor und nach der Schule bis 17.00 Uhr zusammenleben.

Sonderbetreuungszeiten mit Mittagessen für Kinder von berufstätigen Eltern sind selbstverständlich.

Der Hort durfte vor 3 Jahren in das leerstehende Pfarrhaus gleich nebenan umziehen. Das hat in der Einrichtung selbst mehr Raum und Platz geschaffen und bietet Hortkindern ganztags ein Betreuungskonzept, in dem sich die Kinder angenommen und sicher fühlen, sie aber auch Mitverantwortlichkeit und Pflichtbewusstsein lernen. Es ist selbstverständlich, dass sie für Ordnung und Sauberkeit im Hause mitverantwortlich sind, bei der Gestaltung der Räumlichkeiten mit Farbe und Pinsel mithelfen und viele andere Aufgaben übernehmen.

Bei der Gartenpflege unterstützen sie den Hausmeister, den Rasen zu mähen bringt besonders den Jungen viel Spaß.

Der Kirchenvorstand hat uns dieses gemeindeeigene Haus selbstverständlich und mit großer Unterstützung überlassen und verzichtet auf die monatliche Miete. Es ist auch nicht mehr ungewöhnlich, wenn der KV ab und an eine Sitzung in der Kita durchführt und sich vor Ort orientiert. Der junge Pastor ist nicht mehr da, aber sein Nachfolger ist ebenso jung und engagiert und unterstützt uns seit mehr als 4 Jahren.

Wir freuen uns, wenn er zu uns in die Einrichtung kommt, schätzen seine Kompetenz als theologische Beratung, die uns nicht vorschreibt, wie wir unsere Arbeit zu machen haben, sondern seine Kompetenz als Theologe in unsere Kompetenz als pädagogische Fachkräfte einfließen lässt.

Wir schätzen ihn als Arbeitgeber, der sich konsequent für gute Personalentwicklung und erforderliche Rahmenbedingungen einsetzt und unsere Anliegen sicher und zuverlässig im KV und in der Kirchengemeinde vertritt.

Die Zusammenarbeit mit den Eltern hat sich partnerschaftlich entwickelt und die meisten Eltern genießen die Zeit, in der ihre Kinder den Kindergarten besuchen. Wir haben unseren Platz in der Gemeinde gefunden, der KV ist stolz, Träger unserer Einrichtung zu sein.

Aber auch wir, das Team, sind stolz auf den Erfolg, auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre, zu der viele Menschen ihren Beitrag geleistet haben. Der Weg war nicht leicht, hat viel Kraft und Engagement, auch finanzielle Belastungen gekostet, aber er hat sich gelohnt.

Auch aus meiner Arbeit als Kollegiale Praxisberatung kann ich von vielen positiven Entwicklungen in den Einrichtungen in den Kirchenkreisen berichten. Träger erkennen immer deutlicher die Wichtigkeit des Kindergartens für die Zukunft ihrer Kirchengemeinde.

Durch die Vernetzung von Fortbildungsangeboten für Mitarbeiterinnen auf der Ebene der Landeskirche (Diakonisches Werk) von guter Fachberatung auf Sprengelebene und kollegialer Beratung in den Kirchenkreisen sind Rahmenbedingungen geschaffen worden, die die Qualität der Arbeit deutlich verbessern.

Als Kollegiale Praxisberatung biete ich neben Beratung und anderen Veranstaltungen die "religionspädagogische Fortbildung in der Region" an. Das Konzept dieser Fortbildung ist hier im Religionspädagogischen Institut von Martin Küsell entwickelt worden.

Es bietet Mitarbeiterinnen, die aus irgendwelchen Gründen an den Veranstaltungen der evangelischen Institute in der Landeskirche nicht teilnehmen können oder wollen, so die Möglichkeit, in der Region an vier Ganztagsveranstaltungen jährlich teilzunehmen.

Diese Fortbildungen plane und führe ich gemeinsam mit einer Pastorin und neuerdings auch einer Religionspädagogin, die ihre Zeit und Kraft dafür zu Verfügungen stellen, durch.

Seit vier Jahren besteht dieses Angebot und die Nachfrage wächst. Zum ersten Mal in diesem Jahr gibt es neben dem bestehenden Angebot einen parallel laufenden "Grundkurs" für Mitarbeiterinnen, die in die religionspädagogische Arbeit einsteigen wollen.

Immer mehr Mitarbeiterinnen nutzen die Angebote, an religionspädagogischen Fortbildungen teilzunehmen und in der Gemeinschaft solcher Veranstaltungen ihre eigenen Unsicherheiten, Fragen und Zweifel kundzutun. Es stärkt sie, wenn sie merken, dass nicht sie allein diese Ängste und Unsicherheiten mit sich und in der religionspädagogischen Arbeit mit den Kindern haben, sondern es anderen ebenso ergeht. Gemeinsam schwierige Themen wie "Die Fragen der Kinder nach Gott" zu beantworten oder mit Kindern über den Tod zu sprechen, verunsichert Erzieherinnen zunächst sehr, wenn sie nicht die Gelegenheit haben, für sich selbst Zweifel zu bearbeiten und Antworten zu finden.

Ich höre manchmal, dass von Trägervertretern und Kirchenvorständen eine absolute Sicherheit und große Kompetenz der Mitarbeiterinnen in der religionspädagogischen Arbeit als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Die Qualität der gesamten Arbeit wird an der Anzahl der erzählten biblischen Geschichten, der gesungenen christlichen Lieder oder der Gebete, die gesprochen werden, gemessen. Das ist sicher auch sehr wichtig, aber die Fragen der Kinder nach dem "Woher komme ich, wohin gehe ich, wer bin ich und was trägt mich in diesem Sein" zu hören und zu verstehen, erfordert Kompetenz. Kompetenz, sich selbst in der Beantwortung dieser Fragen sicher zu sein, um die Fragen der Kinder zu hören und zu verstehen und mit ihnen, wenn möglich, Antworten zu finden. Bis hierher habe ich Ihnen viele positive Beispiele vorgestellt. Aber sie, die nicht so positiven Beispiele, gibt es leider auch.

Mitarbeiterinnen fühlen sich oft allein gelassen, bekommen wenig Hilfe und Unterstützung und spüren wenig Wertschätzung ihrer Arbeit von Seiten der Kirchengemeinde. Orte für die gemeinsame Kommunikation mit anderen Mitarbeitenden in der Gemeinde, an denen sie ihre speziellen Fragen und Probleme mitteilen könne, gibt es kaum. Gremien mit Arbeitsformen, die den Einrichtungen Gelegenheit bieten, die Wichtigkeit des Kindergartens für die Kirchengemeinde und die geleistete Arbeit transparent zu machen, sind kaum vorhanden.

Im Gemeindekonzept wird manchmal der Kindergarten als Teil der Kirchengemeinde präsentiert, in der Realität stellt er sich aber als ein eigenständiger, nicht in das Gemeindeleben integrierter Bereich dar. Kindergärten gestalten ab und an einen Familiengottesdienst, sind aber sonst am Gemeindeleben kaum beteiligt. Selbst der Raum für die Gestaltung und Durchführung von Familiengottesdiensten muss immer wieder in der Gemeinde diskutiert und vertreten werden. Kinder sind lebhaft, sprühen vor Ideen, sind spontan und fröhlich und stören somit im Kirchenbereich. Ich denke, dass noch viele Gespräche, das Entwickeln von noch mehr Toleranz und Akzeptanz, das sich "hineinhören" und "verstehen lernen" der unterschiedlichen Sprachen, die in den Kirchengemeinden und Kitas gesprochen werden, dringend notwendig sein werden.

Wenn sich etwas bewegen soll, wenn wir uns auf den Weg machen müssen, reicht es aber sicher nicht aus, wenn diese "Bewegung" allein in den Einrichtungen geschieht.

Kita-Teams brauchen Trägerqualität, brauchen in diesem Prozess Hilfe und Unterstützung und die Bereitschaft von Kirchengemeinde zum gemeinsamen Dialog und der Arbeit miteinander, um für die Zukunft gemeinsame Konzepte zu entwickeln, die den Bedürfnissen von Kindern und Erwachsenen in einer sich schnell verändernden Welt entsprechen. Kita-Teams brauchen aber unbedingt auch Sicherheit und gute Bedingungen, um gute qualifizierte Arbeit leisten zu können. Sie brauchen Zeit für Fortbildung, nicht nur außerhalb, sondern auch in der Einrichtung. Träger müssten sich verstärkt dafür einsetzen, dass Zeit und Möglichkeiten für monatliche Studienzeiten und die Teilnahme der Mitarbeiterinnen an Fortbildungsveranstaltungen geschaffen werden. Das kostet sicher Zeit und Geld, schafft aber Grundlagen für kontinuierliche Prozesse der Entwicklung für das Team und auch für Trägervertreter, die an solchen einrichtungsinternen Fortbildungen teilnehmen könnten. Kita-Teams haben oft hohe Erwartungen und viele Wünsche, die Kirchenvorstände, besonders in ihrer Rolle als Arbeitgeber, nicht immer erfüllen können.

Kirchenvorstände als ehrenamtlich Mitarbeitende tragen an Kita-Teams oft Erwartungen betreffs des Ehrenamtes heran, die die hauptberuflich Tätigen in den Einrichtungen nicht erfüllen können und auch nicht erfüllen wollen. Träger erwarten oft eine starke Identifizierung der Mitarbeiterinnen mit der Trägergemeinde, die aber in der Praxis oft nicht vorhanden ist.

Von den 20 pädagogischen Kräften in meinem Team wohnen insgesamt 4 Kolleginnen im Pfarrbezirk unserer Kirchengemeinde, die anderen 16 gehören einer anderen Gemeinde in der Stadt an oder wohnen in weit entfernten Orten.

Die Mitarbeiterinnen sind zuverlässig bei allen Aktivitäten der Einrichtung, auch in der Kirchengemeinde, vor Ort, die Identifizierung mit der Kirchengemeinde, die unsere Einrichtung trägt, ist leider nicht vorhanden.

Sie fühlen sich dann doch eher ihrer Kirchengemeinde an ihrem Wohnort verbunden. Leider hat sich in dem Bereich der diakonischen Verantwortung, die die Gemeinde im Kindergarten für Menschen (nicht nur Kirchenmitglieder) wahrnimmt, in der Vergangenheit nur wenig verändert.

Das Bindeglied zwischen Kindergarten und Gemeinde ist in der Regel der für die Einrichtung zuständige Pastor oder Pastorin, in wenigen, meistens organisatorischen Dingen, der Kindergartenausschuss. Aber nicht allen Einrichtungen ist ein solcher Ausschuss zugeordnet.

Die zuständigen Pastoren und Pastorinnen, wenn sie sich mit ihrer Arbeit im Kindergarten identifizieren, sind in der Regel mit all den Anforderungen, die eine gute, konstruktive Entwicklung in der Kita an sie stellt, in den meisten Fällen überfordert. Neben all den vielfältigen Aufgaben, die in einer Kirchengemeinde zu erledigen sind bleibt oft nicht die nötige Zeit, sich den vielfältigen Anfragen in einer Kindertagesstätte zu widmen.

Dazu kommen die Anforderungen , sich den unterschiedlichsten Anfragen in einer Kindertagesstätte zu widmen. Dazu kommen die Anforderungen der unterschiedlichen Rollen, in denen sich Trägervertreter ständig befinden. Für das Team sind sie Seelsorger, theologischer Wegbegleiter, Arbeitgeber, Ansprechpartner auch für die Eltern und wenn ihre Kinder im Vorschulalter die Einrichtung besuchen auch noch Kindergarteneltern. In ihrer Verantwortlichkeit als Trägervertreter führen sie Verhandlungen für die Rahmenbedingungen, wofür sie nicht unbedingt ausgebildet sind, aber eine hohe Kompetenz einfach erwartet wird, und sie unterstützen die Leitung und das gesamte Team in ihrer Arbeit.

Was bleibt dann noch an Kraft und Zeit, um sich um die vielen anderen Anforderungen zu kümmern? Da bleibt vieles auf der Strecke und dieser Zustand trägt nicht unbedingt zu einer Entwicklung positiver Qualitätsmerkmale in einer Tageseinrichtung bei. Die Aufgabenbereiche in dieser Richtung genauestens anzuschauen und auch unter mehreren Verantwortlichen aufzuteilen brächte in dieser Richtung sicher mehr Motivation, Zufriedenheit und Engagement.

Ich spreche oft mit Pastoren und Pastorinnen, die sich in ihrer Zuständigkeit für eine Kita engagieren, ihre Arbeit gern machen, sich wohl dort fühlen, vom Kita-Team anerkannt und als theologischer Wegbegleiter gewünscht und dennoch nicht zufrieden sind, da sie sich ständig gefordert und überfordert fühlen. Wünschenswert wäre, dass den gerade neu gewählten Kirchenvorständen die Wichtigkeit der geleisteten Arbeit in einer Kita für die Zukunft ihrer Kirchengemeinde bewusst gemacht wird und Fähigkeiten und Fertigkeiten, die einzelne KV-Mitglieder besitzen, in die Kindertagesstätte eingebracht würden. Ich denke aber auch, dass die Leiterinnen viel Fachkompetenz mitbringen oder sich erarbeiten könnten und ihnen mehr an Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten zugetraut werden dürfte. Seit Jahrzehnten bestehende und nie kritisch betrachtete Organisationsformen in den Einrichtungen, in den Gemeinden und auch den Verwaltungshierarchien muten Pastoren und Pastorinnen zusätzlichen, oft unnötigen Arbeitsaufwand zu, Verwaltungswege könnten erheblich verkürzt werden, unnötige Anforderungen an Trägervertreter und Vertreterinnen würden wegfallen und oft eine schnellere Entwicklung möglich machen.

In meiner praktischen Arbeit erfahre ich aber auch, dass die Teams in den Tagesstätten die Beibehaltung der seit Jahrzehnten bestehenden starren Regelungen und Organisationsformen beharrlich verteidigen. Öffnung und Veränderung verursachen starke Verunsicherung und damit verbundene Ängste.

Das Gefühl, in Veränderungsprozessen wenig Unterstützung von außen zu haben, trägt sicher zu dieser Haltung bei. Schön wäre es, sich gemeinsam miteinander auf den Weg machen zu können in gegenseitiger Wertschätzung, im gemeinsamen Dialog, dem Bewusstsein des "Miteinanders" und "Füreinanders" und "Von einander Lernens".

So könnte es gelingen, dass der evangelische Kindergarten und auch die Kirchengemeinde sich mit einem klaren christlichen Menschenbild, dass gelebt wird, sich dem Wettbewerb der Zukunft mit einem prägnanten Profil selbstbewusst stellen können!!

Veränderungsprozesse in der ev.-luth. Kindertagesstätte St. Johannis in Soltau seit 1989 durch

  • Neuregelung der Zuständigkeit von Seiten der Kirchengemeinde
  • Leitungswechsel
  • Wunsch nach Neubeginn des Teams

 

Entwicklung von Zielsetzungen für positive Veränderungen der Rahmenbedingungen

  • verbindliche Studienzeiten von je 4 Stunden
    monatlich vormittags oder nachmittags
  • verbindliche Dienstbesprechungen
  • neue Rahmenbedingungen für die Teilnahme der Mitarbeiterinnen an Fortbildungen
  • bessere Raum- und Materialausstattung
  • Korrektur des Stellenrahmenplanes
  • Erarbeitung einer schriftlichen Konzeption

 

Positive Entwicklungen im Team Positive Entwicklungen in der Zusammenarbeit m. d. Träger Positive Entwicklungen in der Zusammenarbeit mit den Eltern Positive Entwicklungen für die Kinder
Verbesserung der Arbeitssituation

freundlicheres Klima

mehr Sicherheit und Motivation

mehr Selbstständigkeit

Stärkung des Selbstbewusstseins

Zunahme der Kundenorientierung

Entwicklung von pädagogischen und religionspädagogischen Konzepten

Entwicklung von Projektarbeit

Engagement in der Kirchengemeinde

Engagement bei der Durchführung von Familiengottesdiensten

Stärkung des christlichen Menschenbildes

starkes Bewusstsein für die Bedeutung der Vorbildfunktion

mehr Transparenz

Zunahme der Gesprächsbereitschaft

mehr Wertschätzung der Arbeit

mehr Trägerqualität

ideelle und materielle Unterstützung bei Neuentwicklungen

Teilnahme der Kirchengemeinde an Veranstaltungen der Kita

Bedarfsorientierte Betreuung

partnerschaftliche Zusammenarbeit

Bedarfsorientierte Elternarbeit

Gesprächskreise nachmittags mit Kinderbetreuung

Aktionen der Gruppen auch an Samstagen für die ganze Familie

Gesprächskreise abends mit religiösen Inhalten

Gruppenelternabende

Zunahme der Bereitschaft zur Mitarbeit in der Kita bei großen Aktionen, Festen usw.

mehr Offenheit

mehr gegenseitige Wertschätzung

Kita gestaltet sich als Ort, an dem sie sich wohl und geborgen fühlen

sie machen intensive Erfahrungen im christlichen Glauben

qualifizierte altersentsprechende Förderung und Betreuung

Orientierung in ihren Bedürfnissen

Chancen für viele Kontakte

sie genießen ein freundliches Klima

1995 Eröffnung einer integrativen Gruppe

1997 Umwandlung der Ganztagsgruppe in eine "Familiengruppe"

1997 Umzug des Hortes in das ehemalige Pfarrhaus

1998 Beginn von Projektarbeit

2000 Veränderung des Hortkonzeptes in eine Familiengruppe

 

Unsere Pläne für die Zukunft:

  • Weiterentwicklung bedarfgerechter Betreuungsmodelle
  • Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde
  • Entwicklung von Konzepten für mehr Wirtschaftlichkeit
  • Gestaltung eines naturnahen Außengeländes
  • Kita als Nachbarschaftszentrum

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2000

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