Religion wird zugänglich

Von Barbara Hanusa und Marion Koch

 

Kunst im Interreligiösen Dialog: ein Projekt für Schulen in der Hamburger Kunsthalle

Religionsunterricht macht sich auf den Weg, um einen interreligiösen Dialog am außerschulischen Lernort Museum zu erleben. Judentum und Islam, aber auch das Christentum werden als weitestgehend unbekannte Religionen erschlossen, indem sie als Perspektive auf ein Bild eingenommen werden. Die Verbindung von Kunst, Religion und selbsttätiger Erarbeitung nimmt die Jugendlichen in ihrem eigenen Denken ernst, holt sie dort ab, wo sie stehen, und ermöglicht lebendiges Lernen.

Das Schulprojekt, das dem Artikel zugrunde liegt, hat einen prominenten Vorläufer: „Kunst im Interreligiösen Dialog“. Dabei handelt es sich um ein öffentliches, partizipatives Veranstaltungsformat, zu dem jeweils drei Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Hamburger Religionsgemeinschaften in die Hamburger Kunsthalle eingeladen werden. Unter der Moderation von Marion Koch (Kunstvermittlerin an der Hamburger Kunsthalle und Initiatorin des Projekts) treten die Repräsentanten der Religionen vor den Kunstwerken in einen interreligiösen Dialog und sprechen über Themen und Fragestellungen der Religionen wie der Kulturen.1 Im Vordergrund stehen dabei die persönlichen Sichtweisen und individuellen Gedanken der Referierenden aus Sicht ihrer Religion. Da sich alle auf dasselbe Kunstwerk beziehen, werden multiperspektivische Zugänge deutlich und die kulturelle wie religiöse Vielfalt der Stadtgesellschaft im Museum lebendig. Für die Besucherinnen und Besucher und die Referierenden selbst wird erfahrbar, dass verschiedene Sichtweisen gleichberechtigt nebeneinanderstehen können, es in Bezug auf das Kunstwerk kein richtig oder falsch gibt. Gleichzeitig lernen alle Beteiligten Grundlagen und spezifische Positionen der Religionen kennen. Dieser äußerst gewinnbringende Ansatz sollte für Jugendliche ab dem 9. Jahrgang nutzbar gemacht werden.

Klar war, dass das moderierte Expertengespräch keine Option für Schulklassen darstellt. So entstand das Format: „Kunst im Interreligiösen Dialog – für Schulen“.2 Ausgehend von der Sammlung der Hamburger Kunsthalle und unter Berücksichtigung der Hamburger Lehrpläne wurde für zwei große Themenblöcke didaktisches Material entwickelt, in denen Fragestellungen der Religionen nachgegangen wird: „Gott und Gottesvorstellungen – Transzendenz und Immanenz“ sowie „Tod und Jenseitsvorstellungen – Zeit und Vergänglichkeit“. Auch wenn es sich um eine überwiegend christlich-abendländische Sammlung handelt, werden Fragen aller Religionen in manchen Gemälden thematisiert. Zu jedem Themenblock sind für ausgewählte Kunstwerke der Museums- sammlung aus sieben Jahrhunderten Kunstgeschichte sogenannte Bilderboxen entstanden.3 Die Materialien jeder Bilderbox ermöglichen den Klassen, sich in Kleingruppen selbst- ständig, interaktiv und performativ mit einem Kunstwerk auseinanderzusetzen und dieses aus Sicht einer Religion zu befragen. Zur Durchführung des Projekts wird die Schulklasse oder der Kurs nach einem Zufallsprinzip in drei Kleingruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhält das Arbeitsmaterial zu einem Kunstwerk und damit verbunden die Aufgabe, sich mit einer fest zugeordneten Religion (Judentum, Christentum, Islam) zu beschäftigen. Im selbstverantworteten Arbeiten werden die Schülerinnen und Schüler zu Fachreferenten für ein Kunstwerk und eine Religion. Abschließend stellen sich die Schülerinnen und Schüler in einem Rundgang gegenseitig die Ergebnisse ihrer Kleingruppenarbeit vor. Spätestens hier kommt es zu einem interreligiösen Gespräch, da nun Positionen dreier Religionen zu derselben Fragestellung vorgestellt werden.

Angeleitet werden die Schulklassen durch Arbeitsblätter, die die Jugendlichen jeder Kleingruppe zunächst zur Einzelarbeit einladen: Durch offene Fragen folgen alle Schülerinnen und Schüler eigenen Wahrnehmungen des Werks. Im zweiten Schritt arbeiten alle Jugendlichen der Kleingruppe zusammen und erschließen sich das Kunstwerk in performativer, zeichnerischer und darstellender Weise. Durch diesen Methodenwechsel werden alle Schülerinnen und Schüler angesprochen und können persönliche Sichtweisen auf das Werk entwickeln. Ihre Erkenntnisse und Meinungen diskutieren sie untereinander und halten alle Positionen in Stichpunkten fest. Gezielte Fragen zu den jeweiligen Kunstwerken laden die Schülerinnen und Schüler zum „Gedankenbilden“ ein. Beispielsweise heißt es bei Caspar David Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer: „Warum steigt man auf einen Berg?“ oder: „Was verdeckt der Nebel?“. Es sind Fragen, die über das Kunstwerk hinausweisen und so zum Deuten von Kunstwerken führen. Durch Informationen auf den Arbeitsblättern, vor allem aber auf den Karten des Wissensspeichers, erfahren die Schülerinnen und Schüler von entstehungsgeschichtlichen Hintergründen oder ikonographischen Bedeutungen. Dieses Grundlagenwissen ermöglicht den Jugendlichen das Erschließen von Bildstrategien und -bedeutungen auch über das konkrete Werk hinaus; so entsteht Bildkompetenz.

 


Religion wird zugänglich

Lilli, 17 Jahre, hat im Rahmen einer Projektwoche ihres Gymnasiums an dem Format in der Kunsthalle teilgenommen.4 Sie steht beispielhaft für Jugendliche in diesem Projekt, die in der interreligiösen Auseinandersetzung mit Kunstwerken zu eigenen religiösen Fragen kommen. Lilli wird ein Jahr später für diesen Artikel interviewt; an den Tag in der Kunsthalle Hamburg kann sie sich noch gut erinnern. Während des Gesprächs wird ihr das Bild von Max Ernst Ein schöner Morgen, 1965, zu dem sie mit ihrer Gruppe aus der Perspektive des Christentums gearbeitet hat, auf dem Laptop gezeigt. Lilli bringt so gut wie keinen religiösen Hintergrund mit. Sie ist weder getauft noch hat sie nach der Grundschule den Religionsunterricht besucht. Beide Eltern waren evangelisch, beide sind aus der Kirche ausgetreten. Ihre religiöse Selbstbeschreibung: „Ich bin nicht gläubig oder zu einer Religion gehörig, aber ich bin auch keine Atheistin, ich glaube an etwas. Meine Eltern waren erst überrascht, als ich ein Projekt mit Religion und Kunst gewählt habe. Kunst war ok, Religion – das fanden sie komisch.“ Sie sagt, dass sie ein Foto von dem Bild noch in ihrem Zimmer habe, unter der Schreibtischunterlage, zusammen mit anderen wichtigen Zetteln.

Lili erinnert sich, dass sie in ihrer Kleingruppe überfordert waren, als sie das Bild zugeteilt bekamen. „Wo sollten wir anfangen? Was ist typisch für das Christentum in diesem Bild?“ Als Information zu dem Künstler steht auf einer Wissenskarte: „Max Ernst (1891–1976) gehörte zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des Surrealismus. Ein Anliegen der Künstler des Surrealismus war es, das Unterbewusste, den Traum oder das nicht Sichtbare bildlich darzustellen.“ Zur Arbeitsweise von Max Ernst lesen die Schülerinnen und Schüler: „Max Ernst entdeckte 1925 in einem Hotelzimmer eine neue künstlerische Technik: die Frottage. Im Zimmer gab es einen alten, zerfurchten Dielenboden. Er legte ein Blatt Papier auf diese Dielen und rieb mit dem Bleistift darüber. So wurden die Strukturen des Holzbodens sichtbar.“ Und weiter: „Max Ernst schätzte an den Techniken der Frottage und Grattage das Zufällige und Unvorhersehbare. Er ließ sich von den sichtbar werdenden Strukturen inspirieren und entwickelte aus ihnen seine Gemälde.“ Lilli schildert ihren Entdeckungsprozess, der ihr ein Jahr später immer noch präsent ist: „Zuerst haben wir den blauen, eckigen Fleck im Gelben gefunden. Von dem gingen Verzweigungen aus. Und danach im Orangen das Herz. Herz steht für Liebe und Nächstenliebe. Und dann war uns das klar. Blau ist die Farbe des Wissens und der Weisheit. Das Quadrat ist der Geist. Der ist über dem Herzen. Und dann hatten wir als Aussage: Die Weisheit wird im Christentum mit der Liebe verbunden.“

 


Religion: eine Frage der Perspektive auf die Welt

Eine grundlegende Entscheidung für das Gelingen des interreligiösen Dialogs unter den Jugendlichen wurde zu Beginn der Evaluationsphase des Projekts getroffen, nämlich die Festlegung innerhalb der Arbeitsmaterialien, dass sich jede Kleingruppe ausschließlich mit einer der abrahamitischen Religionen beschäftigt. Dies fordert alle Schülerinnen und Schüler in gleicher Weise heraus und gemeinsam nehmen sie die Perspektive einer Religion ein. Aus dieser Perspektive betrachten und analysieren sie im dritten Schritt der Kleingruppenarbeit das Kunstwerk. Zentrales Element ist hierbei der Wissensspeicher; mittels zweier Kategorien (Zitate von Religionsvertreterinnen und -vertretern sowie Quellentexte) erhalten die Jugendlichen Informationen zu der jeweiligen Religion im Hinblick auf die spezifischen Fragestellungen.

Die Arbeit mit den Kunstwerken und einer der drei abrahamitischen Weltreligionen basiert auf einer Didaktik des Perspektivenwechsels. Unabhängig davon, ob sich die Schülerinnen und Schüler selbst als religiös verstehen oder nicht, religiös sozialisiert sind oder nicht, religiös sprachfähig sind oder eben nicht, deuten sie abschließend das Kunstwerk aus der Perspektive einer Religion. Durch die Konstruktion des Lernarrangements erleben die Schülerinnen und Schüler die Positionalität einer Religion: Sie können erfahren, dass die Perspektive, aus der ich auf ein Bild schaue, die Deutungsprozesse entscheidend verändert.

Dieser Prozess ermöglicht, dass jemand Experte für den Blick auf ein Bild aus einer Religion heraus wird. Der Hauptakzent liegt – durch die Anlage des Materials – auf dem Prozess selbst und nicht auf irgendwelchem Vorwissen. Auf den zum Kunstwerk gehörigen Karten lesen die Schülerinnen und Schüler Kommentare beispielsweise zum Themenkomplex „Gott und Gottesvorstellungen – Transzendenz und Immanenz“ im Allgemeinen und in Bezug auf das jeweilige Kunstwerk. Dem Gemälde von Max Ernst ist für diesen dritten Teil der Kleingruppenarbeit das Christentum zugeordnet. Ein Kommentar des evangelischen Pastor Dr. Friedrich Brandi lautet: „Es ist etwas Besonderes, Gott im Verborgenen zu entdecken: in kleinen Begebenheiten oder in den unscheinbaren Dingen. Wenn man sich auf die Suche nach Gott begibt, kann das im täglichen Leben stattfinden.“ Oder ein Bibelzitat: „Licht ist in der christlichen Tradition eine Metapher für Gott. Christus spricht: ‚Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht in der Finsternis bleiben, sondern wird das Licht des Lebens haben‘.“ (Joh 8,12) Ein weiterer Kommentar: „Bedeutsam ist die Vorstellung der christlichen Mystik von einem Lichtfunken, der in jedem Menschen wohnt und der in dem Maße, wie der Mensch sich für das Göttliche öffnet, ihn ganz auszufüllen beginnt.“ (Kay Kraack, evangelisch-lutherischer Pastor)

Es ist die Anlage des Dialogs mit dem Bild, mithilfe der Wissenskarten und der Gruppe, die Lilli einen niedrigschwelligen Zugang – in diesem Fall – zur christlichen Religion erlaubt. Zum Prozess stellt Lilli fest: „Die Beschäftigung mit dem Bild hat mir Spaß gemacht, nachdem wir die ersten zentralen Punkte, das Quadrat und das Herz, miteinander verknüpft haben. Ich habe mich in das Bild reingegeben. Ich habe nicht besonders viel religiöses Vorwissen und es hat super geklappt. Besonders war dieses Gefühl: Für Menschen wie mich ist Religion zugänglich, obwohl ich kein Christ bin. Das war interessant, ich kann mich da reindenken. Es ist nichts Festes, sondern etwas Offenes, wenn man sich da reindenkt. Das hat mich begeistert. Das war ein schönes Gefühl. Die ganze Projektwoche ging mir das so.“

Indem die Schülerinnen und Schüler keine Zuschreibung zu einer (vermeintlichen) Religionszugehörigkeit von außen erfahren, haben sie die Freiheit, über ihre Religion oder Nichtreligiosität während der Kleingruppenarbeit zu sprechen und ihre persönlichen Fragen und ihr Wissen einzubringen. Im abschließenden Rundgang und dem gegenseitigen Vorstellen der Arbeitsergebnisse werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Religionen an den konkreten Fragestellungen deutlich. Hier geschieht interreligiöses Lernen. Lilli resümiert: „Ich habe aus dem Tag mitgenommen, dass es zwischen den Religionen viele Überschneidungspunkte gibt. Irgendwie wusste ich das vorher, aber da ist es mir klarer geworden. Ich habe mich, eigentlich zum ersten Mal, richtig mit Religion beschäftigt. In der Grundschule war das ein Fach, Schule eben. Aber jetzt wurde es für mich wichtig.“

 


Lernen als transformative Erfahrung

Zum Projektabschluss sprechen die Jugendlichen über das Werk, welches ihrem persönlichen Zugang zur Fragestellung des Themenblocks (z.B. das Göttliche oder Transzendente) am meisten entspricht. Überraschend für die Jugend- lichen selbst ist immer wieder, dass sich die meisten Nennungen auf die Gemälde der Gegenwart beziehen: Max Ernsts Ein schöner Morgen, 1965 oder alternativ, wenn dieses nicht in der Sammlung zu sehen ist, Gerhard Richters Abstraktes Bild (WV 771), 1992. Beide Kunstwerke scheinen den Schülerinnen und Schülern anfangs absolut unzugänglich; oft berichten sie bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse, dass sie zu Beginn der Kleingruppenarbeit ganz unglücklich mit „ihrem Bild“ waren, weil man darauf nichts erkenne, es keine gegenständliche Darstellung, keine figurative Erzählung gibt. Dabei scheint gerade die Ungegenständlichkeit eine Wahrnehmung auf anderer Ebene zu eröffnen: Jenseits des Abbildhaften gibt es etwas „Dahinter“, seien es die Strukturen bei Max Ernst, die nur indirekt sichtbar sind (durch das Verfahren der Grattage), die auf etwas verweisen, was wir nicht sehen, das aber dennoch im Bild präsent ist. Oder die „Unschärfe“ in Gerhard Richters Abstrakten Gemälden, die der Betrachterin/dem Betrachter vermittelt, dass es etwas gibt, das nicht „klar“ zu fassen ist.

Lilli beschreibt aus ihrer Erinnerung, dass sie die Herangehensweise an das Bild fasziniert hat: „… es auf mich wirken zu lassen, zu beobachten, was das Bild mit mir macht. Ich habe keine Ahnung davon, keine Idee von Christentum und Kirche. Und dann kam es irgendwann. Dann wusste ich, das möchte ich dazu sagen.“ Lilli benennt deutlich ein passives Moment des Lernvorgangs. Sie verfügt über wenig an religiösem Vorwissen, auf das sie zurückgreifen kann. Erkennen und Wiedererkennen, die Aktualisierung eines vorgegebenen Codes, all das steht ihr vor dem Bild nicht zur Verfügung. So überlässt sie sich dem angeleiteten Prozess in einer Haltung offener Präsenz. Sie macht während dieses Prozesses eine transformative Erfahrung: Lilli, eine typische konfessionslose Schülerin, nimmt gemeinsam mit ihrer Kleingruppe, nimmt probehalber die Perspektive des Christentums auf das Bild von Max Ernst ein. Denken, Fühlen und Handeln sind gleichermaßen angesprochen. Nach der Erschließung wird sie zur „Fachreferentin“ für das Gemälde von Max Ernst und für die christliche Perspektive auf das Werk. Ihr Staunen sitzt tief: Ich bin religiös sprachfähig. Aus diesem Moment heraus entsteht bei Lilli eine Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe im Christentum: „Die Frage für mich war dieser Aspekt von Liebe und Geist, die Verknüpfung, wie das zusammenhängt. Ich habe mich dann per WhatsApp mit einer Freundin ausgetauscht. Die hatte im Abi Religion. Die hat mir von dem Begriff ‚Agape‘ erzählt. Den Begriff habe ich noch nie vorher gehört. Das finde ich eine gute Art von Liebe, Liebe, die aus der Beziehung zu Gott kommt. Die Freundin hat mir viele neue Sachen erzählt. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals ernsthaft mit jemandem über Religion austauschen würde. Das war in der Woche echt stark.“

Und was trägt solches Lernen aus? Lernprozesse in diesem Projekt sind Annäherungen an das, was Religion meint und was man über die Jahrhunderte immer wieder versucht, bildlich darzustellen, obwohl es nicht darstellbar ist. Die Jugendlichen erleben dialogisches Lernen zu Kunst und Religion auf drei Ebenen: Zum einen setzen sie sich selbst mit einem Kunstwerk auseinander. Sie schauen, betrachten, entdecken und interpretieren. Das Erarbeitete bringen sie in ihrer Kleingruppe ein. Das ist der erste Dialog. Auf einer zweiten Ebene kommen sie im Kontext ihres Bildes mit Stimmen aus der Tradition bzw. von Vertreterinnen und Vertretern einer der abrahamitischen Religionen ins Gespräch. Sie lassen ihren Blick durch deren Perspektiven leiten, wenden sie an oder grenzen sich von ihnen ab. Und als drittes und letztes erleben sie in der Gesamtgruppe einen interreligiösen Dialog vor den bearbeiteten Kunstwerken. Die Dialogfähigkeit in Sachen Religion ist eine der großen Herausforderungen in unserer religiös ausdifferenzierten Gesellschaft. Jugendliche können sich in diesem Lernarrangement als Entdeckende, als religiös sprach- und diskursfähig erleben.

 

Anmerkungen: 

  1. Koch, Marion: Auf Augenhöhe. Interreligiöse Gespräche über Kunst, Hamburg 2013.
  2. Ein Projekt von Marion Koch und der Hamburger Kunsthalle. In den Schulklassen, die die Hamburger Kunsthalle im Sinne eines außerschulischen Lernortes besuchen, ist die kulturelle und religiöse Vielfalt Hamburgs gegenwärtig: 50 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg haben nach einer Erhebung von Ende 2016 einen Migrationshinter-grund. Bei den unter 18-Jährigen sind es über 70 Prozent. Diese Vielfalt als Reichtum verstehend und das Potential des interreligiösen Dialogs zu Kunstwerken für Jugendliche nutzbar zu machen, war das Anliegen von Kunst im Interreligiösen Dialog – für Schulen.
  3. Das Material ist ab Ende 2018 käuflich zu erwerben, weil nicht allen Klassen der Weg nach Hamburg möglich ist. Dadurch geht allerdings die besondere Atmosphäre des Arbeitens mit den originalen Kunstwerken verloren.
  4. Das Projekt „(K)ein Bild, dein Bild, mein Bild von Gott – Eine Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Gottesbil-dern“ fand im Sommer 2017 am Bernhard-Riemann-Gymnasium in Scharnebeck statt. Es basierte auf einer Kooperation zwischen den Fächern Kunst (Inge Langemeyer) und Evangelische Religion (Dr. Barbara Hanusa) und war folgender-maßen aufgebaut: Am ersten Tag fand eine Auseinandersetzung mit biblischen Gottesbegegnungen statt (u.a. mit einem Schreibbibliolog) und es wurde eine Collage des eigenen Gottesbildes erstellt. Am zweiten Tag wurde mit Marion Koch in der Kunsthalle gearbeitet: „Gottesvorstellungen im Christentum, Judentum und Islam anhand von Kunstwerken“. Es folg-te ein Tag mit angeleiteter Werkstattarbeit in der Kunsthalle mit Karin Haenlein, mit den Techniken Frottage und Grattage, außerdem ein gemeinsamer Besuch der Ausstellung ‚open access‘. Am vierten und letzten Projekttag erstellten die Schü-lerinnen und Schüler ihr eigenes „Gottesbuch“ unter Anleitung der Kalligraphin Birgit Nass. Sie banden die Arbeitser-gebnisse der vorherigen Tage mit ein und gingen danach an die Gesamtgestaltung, indem sie ihren Gedanken, Ge-sprächen und Fragen der Woche folgten.
     

 Literatur

  • Koch, Marion: Auf Augenhöhe. Interreligiöse Gespräche über Kunst, Hamburg 2013