Wir brauchen relevante Texte der    biblisch-christlichen Tradition! Die Erfahrung mit unseren Konfis zeigt   nämlich  durchgängig, dass viele an einen Gott glauben, aber   nicht mehr an  den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Vater Jesu   Christi. Das  Auswendiglernen von klassischen Texten wie dem „Psalm 23“,   den „10 Geboten“,  usw. bringt aufs Deutlichste zur Sprache, dass der   Glaube an Gott ein  bestimmter ist.
 
 Also  spricht eigentlich  nichts dagegen. Allerdings wird dies häufig  mit einer  Verheißung  versehen, die dieser Methode nicht zukommt. Gerade  deshalb ist es   nötig, hier Warnschilder aufzustellen.
 
 
 Auswendiglernen als Didaktik der Selbstrechtfertigung
Gibt  es am Ende der  Konfirmandenzeit  eine Prüfung, können die Konfis z.B.  das „Vater Unser“ oder  die „Zehn  Gebote“ auswendig. Also haben sie  genug gelernt und können zur   Konfirmation zugelassen werden. Zugleich  legen aber die Unterrichtenden   Rechenschaft über ihren KU ab, und der  Kirchenvorstand signalisiert,  dass der  KU das Qualitätssiegel „gut“  erhält. Wer jedoch den KU  didaktisch mit einem  solchen Globalziel  ausstattet, hat zwar am Ende  einen theologischen Grundkurs  absolviert,  stellt jedoch nicht die  entscheidenden Fragen. Kenntnisse über den   Aufbau beispielsweise des  „Vater unsers“ oder eine angemessene  Gebetshaltung  sind in meinen Augen  nicht maßgeblich für eine gute  Qualität von KU.  Theologisch gesprochen  muss Konfirmandenarbeit  Vertrauen bildend sein: Konfis  sollen der  Wirklichkeit Gottes in ihrem  Leben auf die Spur kommen. Die  relevante  Frage – um beim Beispiel  „Vater unser“ zu bleiben – lautet daher  nicht,  wie Beten funktioniert, sondern ob! 
 
 
 Auswendiglernen als „Tornisterdidaktik“
„Man  weiß ja nie, wozu sie es   gebrauchen können.“ Hinter diesem beliebten  Argument für das  Auswendiglernen  steht die Überzeugung, dass die  Konfizeit zwar nicht  für die Jugendlichen  jetzt, aber doch für  irgendeinen in der Zukunft  liegenden Zeitpunkt gut sein  wird, quasi  als Gepäck für schwere Zeiten.  Das Gefährliche an diesem Argument  ist,  dass es zutrifft. Unsere  Großelterngeneration wird nicht müde, uns  davon  zu erzählen, wie sehr  sie sich in den Bunkern während des  Zweiten Weltkriegs an  der  tröstlichen Botschaft beispielsweise des 23.  Psalmes festhalten konnten:   „...und ob ich schon wanderte im finstern  Tal, fürchte ich kein  Unglück“. 
 
 Didaktisch  darf jedoch  nicht außer Acht gelassen werden, dass  Jugendliche jetzt in diesem   Augenblick, in dem sie u.a. mit dem 23.  Psalm konfrontiert werden, von  der  tröstlichen Botschaft profitieren  können, ja sollten. Warum kennen  denn Konfis  Lieder, wie die von der  Band „Silbermond“ auswendig, wenn  es da z.B. heißt:  „Gib mir einfach  nur ein bisschen Halt in einer  Welt, in der nichts sicher scheint.  Gib  mir in dieser schnellen Zeit  irgendwas, das bleibt.“ Das wäre es doch,  wenn  wir gemeinsam im KU  entdecken, dass der 23. Psalm genau davon  erzählt, und wenn  wir mit  den Jugendlichen darüber ins Gespräch kommen,  an welchen Stellen ihr   Leben bedroht ist, sich also im finsteren Tal  befindet, und wie  wohltuend es  ist, zugleich zu erleben, dass sie bei  Gott bleibenden  Halt finden können.
 
 Auswendig können ist etwas anderes als Auswendiglernen!   Wer etwas wirklich auswendig  kann – und zwar weil ihm/ihr die  Relevanz  jetzt und heute einleuchtet – der  kann es auch noch in zehn  Jahren.
 
 Fazit: Das, was Konfis am Ende ihrer Konfizeit auswendig  können, ohne   dass sie es explizit gelernt  haben, ist die Nagelprobe dafür, was für   sie relevant geworden ist. Die Konfis  geben mit der so genannten   Prüfung Auskunft darüber, ob sie gute Nahrung für  sich und für unsere   Welt erhalten haben.