Neues aus der Welt der Bibel

Von Felix Emrich

 

Neue Übersetzungen und Ausgaben „der“ Bibel

Lutherbibel 2017 – der Klassiker neu überarbeitet

Die Bibel. Das Buch. Mein Buch lautet der Slogan, der die Veröffentlichung der Lutherübersetzung zum Jubiläumsjahr 2017 begleitet. Auffällig an der neuen Ausgabe der Deutschen Bibelgesellschaft ist zum einen eine nie dagewesene Vielfalt der Ausgaben, also der Cover-, Farb- und Schubervarianten. Ein 28-seitiges Heft der Deutschen Bibelgesellschaft stellt diese Vielfalt ansprechend dar. So wurde zu Beginn der Werbekampagne die revidierte Lutherbibel 2017 durch limitierte künstlerische Ausgaben „inszeniert“. Neben Janosch (der Autor und Zeichner ist ein bekannter Kritiker der katholischen Kirche) haben auch Klaus Meine, Jürgen Klopp, Armin Müller-Stahl, Heinrich Bedford-Strohm, Margot Käßmann, Uschi Glas, Harald Glööckler, Wolfgang Dauner mit Randi Bubat, Dieter Falk, Peter Gaymann und Joe Hennig einen Schmuckschuber für die revidierte Lutherbibel 2017 gestaltet.

Wenn man die klassische Version im Schuber einmal beiseite lässt, finden sich im Prinzip die diversen bekannten Ausgaben: Trau- und Konfirmandenbibeln, Großdruckbibeln, Bibeln für den Unterricht – erfreulicherweise auch solche mit einem eingedruckten Register zum schnelleren Aufschlagen und Lernen der biblischen Bücher. Erneuert und grafisch angepasst wurden die Sonderseiten mit Karten etc.

Hervorzuheben ist noch die „Jubiläumsausgabe: 500 Jahre Reformation“, bei der natürlich das Leben, das Wirken und die Übersetzungsarbeit Martin Luthers im Mittelpunkt der 64 Sonderseiten stehen.

Was aber ist neu am revidierten Text der Bibel? Die Lutherbibel will einerseits präziser und genauer sein in der Wiedergabe der zugrundeliegenden Urtexte, anderseits aber auch verständlicher (wenn alte Begriffe missverständlich wirken) und zugleich wieder „mehr Luther enthalten“, also der Prägnanz der lutherischen Sprachkraft Rechnung tragen. Ein schweres Unterfangen. Insgesamt bekommt der Text dadurch wieder etwas mehr Abstand zu unserer Alltagssprache. So wirkt zum Beispiel der Liebeshymnus aus 1. Korinther 13 nun nicht unbedingt unverständlich, aber doch altertümlich, mit der Rückbesinnung auf den alten Genitivus possessivus: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht, …“ (Vers 1 etc.); in Vers 8 heißt es – entsprechend der Luther-Ausgabe von 1545: „Die Liebe höret nimmer auf“ statt „Die Liebe hört niemals auf.“
Letztlich scheiden sich hier an Fragen des Geschmacks und der Verwendung die Geister. Schön und auch einprägsam mag die erneut revidierte Fassung erscheinen. Sicher wird sie im Gottesdienst in aller Regel ihren angestammten Platz einnehmen. Die Übertragung hat aber an Verständlichkeit zumindest für Schülerinnen, Schüler, Konfirmanden und Konfirmandinnen verloren (ganz zu schweigen von nicht muttersprachlichen Lesern).

Das soll die Gesamtleistung – sicher eine monumentale Anstrengung – der Revision nicht schmälern.

Die Apokryphen, also die Schriften, die nicht in den alttestamentlichen bzw. neutestamentlichen Kanon aufgenommen wurden, wurden auf Grundlage der Septuaginta übrigens ganz neu überarbeitet. In der Standardausgabe für den Unterricht sind diese Apokryphen enthalten, was sie auch ökumenisch anschlussfähiger macht.

Als ein großes Geschenk zum Reformationsjubiläum ist die App-Version bis zum 10. Oktober 2017 gratis unter www.die-bibel.deherunter zu laden. Hier findet sich eine komfortable, den eigenen Lesewünschen anzupassende digitale Bibelausgabe. Sie wird ergänzt durch ein Lexikon und sechs Karten, die auch der gedruckten Ausgabe entsprechen. Lesezeichen, Notizen und ein Verlauf der aufgeschlagenen Bibelstellen sorgen für Komfort. Diverse Bibellesepläne helfen dabei, die Bibel in Auszügen oder auch ganz (z. B. in vier bis acht Jahren) zu lesen.
 

BasisBibel – einfache Sprache mit digitalem Mehrwert

„Ich bin überzeugt: Wenn Martin Luther heute noch einmal beschließen würde, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen, dann würde er es so machen, wie es mit der BasisBibel gemacht wurde. Er würde in kurzen prägnanten Sätzen arbeiten ... das geht, und es funktioniert so gut, dass Sie einen neuen Spaß, eine neue Tiefe in der heiligen Schrift entdecken!“ – so urteilt zu Recht Werner „Tiki“ Küstenmacher, Pastor und Bestsellerautor von „Simplify your life“ über die BasisBibel (vgl. www.youtube.com/user/Bibelgesellschaft/search?query=Küstenmacher).

Die BasisBibel, ein Projekt der Deutschen Bibelgesellschaft mit mehreren Partnern, ist (nach eigenen Angaben) die weltweit erste Bibel, die den veränderten Lesegewohnheiten im digitalen Zeitalter konsequent Rechnung trägt, nicht nur in der Übersetzung, die sprachlich genau und dabei in moderne Sprache übertragen wurde. Der Lesbarkeit dient auch das Satzbild in Sinneinheiten. Bietet die gedruckte Fassung der BasisBibel schon einen sehr verständlichen und lesbaren, mit kurzen Worterklärungen am Rande versehenen Text, weisen die Seitenangaben der Druckausgabe auf den eigentlichen „Ort“ und die Stärke der BasisBibel hin: Jede Seite ist mit einem Hyperlink versehen, der auf die erweiterte online-Version leiten will.

Hier im Internet finden sich ein Lexikon (gut mit den Stichworten im Bibeltext und untereinander verlinkt), eigene Lesezeichen und Notizen, Bibellesepläne sowie biblische Einführungen und Themen. So enthält etwa das Stichwort „Jerusalem“ vier Bilder und vier Karten im Lexikonartikel, die sich verlustfrei vergrößern lassen. Dies alles findet sich direkt online unter www.basisbibel.de.

Noch einige Schritte weiter geht die App, die auch schon als abgespeckte „Lite-Version“ (mit dem Lukasevangelium und dem ersten Teil der Psalmen) gratis im App-Store erhältlich ist. Hier werden zusätzlich auch Filme geboten, die Möglichkeit, Schriften etc. anzupassen usw. Auch an farbenblinde Leser wurde gedacht; die blauen Links werden durch unterstrichene Wörter ersetzt. Beispielhaft!

Die Vollversion bietet das gesamte NT und die Psalmen, noch mehr Lesepläne, Filme etc.; neuerdings wird sie auch im Paket mit einer gedruckten Ausgabe angeboten und verursacht dann kaum Mehrkosten. Ein gutes Geschenk etwa zur Konfirmation.

In gedruckter Form liegen seit 2010 Ausgaben des Neuen Testaments, seit 2012 der Psalmen und die Ausgabe „NT+PS“ vor, also das NT mit den Psalmen. Das mehrfach preisgekrönte Design der (sehr!) farbigen Cover machen alle diese Bücher zu echten Hinguckern. Im vergangenen Jahr sind weitere Ausgaben dazugekommen: Eine deutsch-arabische Ausgabe des Lukasevangeliums, sowie die Basis- Bibel.Auslese mit jeweils 20 wichtigen Texten aus dem Alten und dem Neuen Testament.

Für den Unterricht stellt die bibel multimedial: Basis-Bibel NT+PS eine hervorragende Plattform dar. Hier werden viele Bilder, Karten, Filme gleich mit oder neben dem Bibeltext geboten. Das alles lässt sich auch mit anderen Bibelübersetzungen und Programmen erweitern. Mit 25 Euro ist dieses Paket für den Unterricht in Schule oder Kirchengemeinde erschwinglich und ideal. Auch günstige Staffelpreise um 2,50 Euro für Teilausgaben sind für den Einsatz im Unterricht interessant. Bis 2019 soll die BasisBibel komplett mit dem Alten und Neuen Testament übersetzt sein.


Die Einheitsbibel – ein moderner Klassiker neu übersetzt

Ebenfalls Ende 2016 wurde die neue Revision der katholischen Einheitsübersetzung veröffentlicht. Das ist allerdings für katholische Christen ein Novum – erst im Zuge des Zweiten Vatikanums (1962-65) wurde die Bibel im Gottesdienst ja nicht mehr in Latein, sondern in Deutsch gelesen. Nach dieser ersten katholisch verantworteten Übersetzung der Bibel aus den Ursprachen ins Deutsche (1978 approbiert, d.h. genehmigt durch die Deutsche Bischofskonferenz) stellt die Fassung von 2016 also die erste Überarbeitung jener Fassung dar. Ziel dieser Übersetzung ist es dabei, „zuverlässig und verständlich“ zu sein, wobei der Vorsitzende des Katholischen Bibelwerks, Prof. Dr. Michael Theobald, es so formuliert: „Die [vielen] Korrekturen dienen dem besseren Verständnis der Texte, an dem alles liegt.“ Genauigkeit und Treue zum Urtext gehen hier vor. Dem verstehenden Lesen dienen auch die Einleitungen in die biblischen Bücher, die vielen Fußnoten, sowie der umfangreiche Anhang. Die über 100 Seiten umfassenden Informationen zur neuen Revision sowie zu ihren Textgrundlagen werden durch einen lexikalischen Teil sowie neun Karten und erste Einstieghilfen zur Bibel (mit den wichtigsten Orten der Bibel, auch GPS-Angaben, und Bibelstellen zum Entdecken) ergänzt. Unter www.bibelwerk.de finden sich diverse Ausgaben (eine mit Apokryphen, s.o., dürfte folgen), aber auch eine Übersicht mit Textbeispielen zum Vergleich 1978-2016 und vieles Hilfreiches mehr.
 

Die Bibel in Leichter Sprache – online und gedruckt

Dieses wichtige Projekt wird von mehreren Seiten seit einigen Jahren angegangen. Ziel ist eine möglichst verständliche und „barrierefreie“ Sprache: Kurze Sätze, nur eine Aussage pro Satz, was besonders hilfreich ist für Menschen mit Beeinträchtigungen, aber auch z. B. für nicht muttersprachliche oder auch demente Leser und Hörer der deutschen Bibeltexte. Die Texte aller Evangelienreihen A-C, primär für die Lesung im kath. Gottesdienst, aber auch für den Unterricht geeignet, wurden jüngst erarbeitet in einer Kooperation zwischen dem Katholischen Bibelwerk und der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg und dem Katholischen Bibelwerk im Erzbistum Bamberg. Sie finden sich unter www.evangelium-in-leichter-sprache.de online. In einer schönen gebundenen Form liegt als erster Band die Lesereihe A mit Texten vor allem des Markus- und des Johannesevangeliums vor (knapp 40 Euro).

 


Weitere Ausgaben und Hilfsmittel im Internet

Die Bibel – eine App mit riesiger Verbreitung

„Auf mehr als 250 Millionen Geräten auf der ganzen Welt lesen, hören und teilen die Menschen die Bibel über die als Nr.1 bewertete Bibel App — und das völlig kostenlos. Über 1000 Bibelversionen, in Hunderten von Sprachen. Hunderte Lesepläne, in über 40 Sprachen …“ Das alles bietet laut dem app-store „Die Bibel“, herausgegeben von einer neuen evangelikalen Kirche in den USA, mit einer sehr großen Verbreitung weltweit. Auch online finden sich die meisten Funktionen auf www.bible.com. Das Motto lautet: Lesen, hören, anschauen, teilen. Gerade auf dem Smartphone kann die Bibel so zu einem täglichen Begleiter werden. In der „YouVersion“ lassen sich etwa die eigenen Lieblingsverse per social media teilen und mit eigenem Kommentar oder Bildern versehen. Diverse Hörversionen ermöglichen es, die Bibel auch unterwegs zu hören. Unzählige Lesepläne haben oft die Nachfolge Jesu in diversen Herausforderungen im Alltag im Sinne – hier scheinen aber die sehr konservativen christlichen Haltungen der Autoren immer wieder durch, so dass diese mit Vorsicht zu genießen sind.

Die professionelle App liefert mittlerweile über 1490 Übersetzungen in knapp 1100 Sprachen (Stand 24.4.2017). Dies wird ermöglicht durch die Unterstützung der großen weltweit operierenden Bibelgesellschaften: Biblica. The international Bible society, sowie der Société Biblique de Genève (Genfer Bibelgesellschaft).

Einige Worte zur Einordnung der Kirche, die hinter dieser App steht: Die life.church wurde erst 1996 gegründet und gilt als eine der am schnellsten wachsenden Kirche und online-Kirchen in den Vereinigten Staaten. (Sie ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Universal Life Church, ULC). Optisch sehr modern, theologisch sehr konservativ, arbeitet sie missionarisch ausgerichtet, wovon auch die – ebenfalls sehr verbreitete – eigene Bibel-Ausgabe für Kinder mit Spielen etc. zeugt. Diese App für Kinder wird mit dem Satz: „Hilf deinen Kindern, sich in Gottes Wort zu verlieben!“ beworben.

Bevor man also die App „Die Bibel“ im Unterricht verwendet, sollte man sich m. E. gut überlegen, worin die Chancen und Risiken bestehen. Positiv gesehen macht die App tatsächlich Lust auf das Lesen (und Hören) der Bibel, auch auf eigenes Bibelstudium, gerade indem man sich mit anderen Christen verknüpfen kann. Kritisch muss bedacht sein, dass dieses Medium auch problematische theologische Inhalte transportiert und dass man schnell eingeladen wird auf die Website der life.church – beide Apps dienen auch den Zielen dieser Kirche, die möglichst viele Menschen „retten“ und zu ernsthaften Nachfolgern Jesu Christi machen will. Insofern wäre kritische Distanz bzw. eine begleitende Behandlung, z.B. mit dem Thema: „Postmoderne (Mega-)Kirchen und Evangelikale“, bei einem Einsatz dieser App in Schule oder Gemeinde geboten.
 

Bibelserver.de – Bibelausgaben im Vergleich

Die Plattform (auch bibleserver.com) – ein Projekt des ERF Medien Deutschland e. V. mit Partnern wie die Deutsche Evangelische Bibelgesellschaft und die Stiftung Evangelische Medien – präsentiert verschiedene Bibelausgaben zum Vergleich. Mit mittlerweile zwölf deutschen und 42 anderen Versionen der Bibel, stellt diese Seite eine wertvolle Hilfe für das Bibelstudium dar.

In der Desktop-Version lassen sich bis zu fünf Bibelausgaben synoptisch vergleichen. Der Nutzer hat (nach kostenloser Registrierung) die Möglichkeit, Lesezeichen und Notizen zu setzen und diverse Wörterbücher und Lexika in Englisch verwenden. Auch als Konkordanz zum Auffinden von Stichworten oder Sätzen ist der Bibelserver gut geeignet. In der Smartphone-Version ist der Vergleich im übrigen nicht möglich; hier lässt sich nur eine Bibelausgabe darstellen.

Wer nur eine klassische Bibelübersetzung lesen will, wird ebenso schnell auf den Internetseiten des Evangelischen wie des Katholischen Bibelwerks fündig (siehe oben zu den Bibelübersetzungen). Auch hier finden sich Lesehilfen.
 

Bibel lesen mobil – hilfreiche Extras

Diese kostenlose App, herausgegeben vom Bibellesebund e. V. (inhaltlich der evangelikalen Evangelischen Allianz nahe stehend, dabei ein Mitglied der Deutschen Bibelgesellschaft), stellt online diverse Bibelübersetzungen zur Verfügung, indem es auf Bibleserver.com verknüpft (s. o.).
Neben 14 Karten und diversen Bibellesepläne enthält die App als Schwerpunkt einiges an Bibelwissen, u. a. durch ein sehr umfangreiches Lexikon und Einführungen zu den Büchern der Bibel. Diese sind aber zu einem großen Teil dem Buch von Wolfgang Steinseifer „Die Bibel auf einen Blick“ entnommen, welches gegenüber der historisch-kritischen Exegese kritisch eingestellt ist. Auch würde z. B. die Kurzformel aus der Einführung ins Bibellesen: „Hören + Glauben = ewiges Leben“ (nach Joh 5,24) eine tiefere theologische Auseinandersetzung benötigen.
 

Ausgewählte Texte und Geschichten aus der Bibel

In einer neuen kleinen Taschenbuch-Reihe der Deutschen Bibelgesellschaft mit bislang 13 Themen finden sich ausgewählte Geschichten der Bibel. So schlägt der Band „Flucht und Neuanfang. Die bewegendsten Migrationsgeschichten der Bibel“ explizit immer wieder Brücken aus der Welt dieser alten und zugleich zeitlosen Geschichten hinein in unsere Gegenwart. Jede Geschichte, die einen Auszug eines oder mehrerer Kapitel der Bibel in der modernen Übersetzung der „Gute Nachricht“-Bibel darstellt, wird eingeleitet durch ein bis zwei Seiten, die Blicke auf die heutige Situation eröffnen. So werden zum Beispiel zur Josefgeschichte Zahlen zum Menschenhandel heute genannt. Der Vorteil dieser Ausgabe liegt auf der Hand: Wer sich thematisch interessiert auf einen Streifzug durch die Bibel einlassen will, findet eine gute Sammlung, die nicht überfordert – weder Schülerinnen und Schüler noch Konfirmandinnen und Konfirmanden. Weitere Themen sind z. B. Meeresgeschichten, Engelsgeschichten oder Musikgeschichten der Bibel. Sie finden sich unter: www.die-bibel.de/shop f Bibelausgaben f Biblische Taschenbücher (pro Bändchen ca. 8,50 Euro).