Alt und Jung - Projektideen für Schule oder Konfirmandenunterricht

von Martina Brenneisen und Corinna Ruis

 

Die Ergebnisse der Kognitionspsychologie haben gezeigt, dass Lernen ein höchst individueller, aktiver und innerlicher Prozess ist. Unterricht, der den Erkenntnissen der Kognitionspsychologie Rechnung tragen will, muss seine Lehrerzentrierung zu Gunsten einer Schülerorientierung aufgeben und den Jugendlichen weitestgehend selbstgesteuerte Lernprozesse ermöglichen. Der Projektunterricht stellt einen Weg dar, um Kinder und Jugendliche zu selbstbestimmtem Lernen zu befähigen.

Zu Beginn wird das Thema vorgestellt, das Anlass zum Gespräch im Plenum bietet. Im Gespräch mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ergeben sich unterschiedliche Fragestellungen und Themengebiete. Die Jugendlichen können sich dann für ein Betätigungsfeld entscheiden und organisieren sich in ihren Gruppen selbstständig. In zeitlich festgelegten Abständen informieren sich die Gruppen über ihre bisherigen Arbeitsbedingungen, Ergebnisse etc. Bei auftretenden Schwierigkeiten und Fragen können sich die Schülerinnen und Schüler bzw. Konfirmandinnen und Konfirmanden dann gegenseitig behilflich sein. Am Ende des Projektes sollte die Präsentation der Gruppenarbeit erfolgen.

Im Verlauf des Projektes sollen die Beteiligten immer wieder die Möglichkeit bekommen, ihr Vorgehen zu reflektieren. In einer "Blitzlicht-Runde" gibt jeder Jugendliche ein Statement darüber ab, welche Zielvorstellung verfolgt wird, an welcher Stelle des Arbeitsprozesses er oder sie sich befindet und was noch zu tun ist. Die Gruppe findet sich so immer wieder zusammen und erhält die Gelegenheit, Anteil an den Arbeitsprozessen der anderen zu nehmen. Darüber hinaus ergibt sich für die Unterrichtenden hier eine zusätzliche Möglichkeit, Arbeitsprozesse zu optimieren und eventuelle Probleme zu erkennen.

 

Die Idee

Es geht in dem Projekt nicht um eine allgemein-philosophische Beantwortung der Frage nach dem Umgang mit Alter und Altern. Es geht darum, sich gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern sowie Konfirmandinnen und Konfirmanden ein Bild darüber zu verschaffen, wie unsere Gesellschaft mit alten Menschen umgeht, was ihre Ängste, Nöte, Hoffnungen und Wünsche sind, und wie der Einzelne daran mitwirken kann, dass alte und junge Menschen in unserer Gesellschaft verständnisvoll miteinander umgehen können.

Die Jugendlichen sollen dazu angehalten werden, ihre bisherige Meinung zu reflektieren, gegebenenfalls Vorurteile abzubauen und ihnen fremde Sicht- und Denkweisen nachzuvollziehen.

Jeder Mensch muss sich früher oder später damit auseinandersetzen, was es bedeutet, alt zu werden. Ein Projekt zum Thema "Alt und Jung" ist demnach für Jugendliche, unabhängig von ihrem Geschlecht, relevant und geeignet.

Die Gerontologie versteht den Alterungsprozess als eine Reduktion des Unbestimmten gegenüber dem bereits Festgelegten. Die fortschreitende Abnahme von Möglichkeiten und die stetige Zunahme von bereits Verwirklichtem findet im seelisch-geistigen Haushalt ebenso wie in jeder einzelnen Zelle des Körpers statt, und zwar seit dem frühesten Kindesalter. Das Altern ist in diesem Sinne ein Teil des Lebens, der nicht "erst später" einsetzt, sondern bereits hier und jetzt. Somit betrifft das Thema "Alter" auch Jugendliche ganz unmittelbar.

 

Biblische Anknüpfungspunkte

In der Bibel finden sich zahlreiche Textstellen, die über das Verhältnis von Alt und Jung Auskunft geben, so etwa sagt Jesus nach Mk 10,15: "Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen." Der Spruch "Graue Haare sind eine Krone der Ehre" (Spr 16,31) hingegen mahnt zur Achtung vor alternden Menschen.

In der heutigen Gesellschaft jedoch scheint es schwierig geworden zu sein, den aus dem vierten Gebot resultierenden Generationenvertrag einzuhalten. Man muss darüber nachdenken, ob eine menschliche und menschengemäße Versorgung im Alter gewährleistet wird. So stellen sich manche Medizinethiker die Frage, ob alten Menschen dieselbe medizinische Versorgung zukommen solle, wie jüngeren Menschen.

Das Gebot der Nächstenliebe (etwa in Mk 12,31) bedeutet auch, fremde Menschen in ihrer Andersartigkeit zu akzeptieren. Das Ziel kann in letzter Konsequenz die Versöhnung sein – ein Schritt in diese Richtung ist das Aufeinanderzugehen und der gegenseitige Respekt – für jeden einzelnen Menschen.

Das Projekt "Alt und Jung" intendiert kein zwanghaftes aufeinander Zugehen. Jesus selbst gesteht uns mit dem Gebot der Feindesliebe (Mt 5,44) zu, dass wir nicht jeden Menschen gleich sympathisch finden zu müssen. Das Gebot der Feindesliebe bedeutet aber, dass ein Mensch seinen Nächsten auch dann respektieren soll, wenn keine Sympathie vorhanden ist.

Trotz und gerade wegen offenbar vorhandener Berührungsängste zwischen jungen und alten Menschen sollte versucht werden, die jeweilige Andersartigkeit nicht als Defizit zu empfinden. Alte und Junge sind Teile derselben Gesellschaft, haben dieselben Rechte und tragen Verantwortung füreinander.

Von einer Annäherung können sowohl Heranwachsende als auch Senioren profitieren – die Einen sind darum bemüht, Kompetenzen im Alltag zu erlangen, die Anderen, sie nicht aufzugeben. Jene versuchen zu erfahren, was selbstständiges Leben bedeutet, diese, was es heißt, das eigene Leben zu Ende gehen zu sehen.

Mit wachsender Selbstsicherheit steigt auch die Sicherheit im Umgang mit andern Menschen. Der Mensch muss eine Vorstellung haben von dem, was er selbst ist, bevor er sich auf Fremdes einlassen kann. Das Projekt soll erreichen, dass sich junge Menschen mit einem Teil ihrer Identität auseinandersetzen: Das Ich als Geschöpf wie andere, das Ich als junger Mensch unter immer mehr alten Menschen, das Ich als ebenfalls alterndes Subjekt.

 

Ablauf und zeitlicher Umfang

Das Projekt "Alt und Jung" als Thema des Religions- oder Konfirmandenunterrichts könnte in einem zeitlichen Umfang von etwa sechs Wochen bearbeitet werden. Dabei wird für die Schule vorausgesetzt, dass das Lernen auch außerhalb der Schule fortgesetzt wird. Im Konfirmandenunterricht ergibt sich bei mehrtägigen Freizeiten oder Blockveranstaltungen am Wochenende die Möglichkeit, viel Zeit am Stück zur Verfügung zu stellen.

 

Einstieg

Der bzw. die Lehrende muss zu Beginn der Projekteinheit einen Impuls setzen, der möglichst viele Fragestellungen und Probleme aufwirft, anhand derer die Mädchen und Jungen selbstständige Arbeitstitel für ihr Projekt entwickeln können.

Wir haben drei Fotos (M1, M2, M3) ausgewählt, die jeweils unterschiedliche Sichtweisen auf das Alter eröffnen. Sie zeigen einen alten Beduinen, ein altes Ehepaar und eine gebrechliche Frau. Sie repräsentieren unter anderem Stolz und Würde, Glück und Liebe, Hilflosigkeit und Entwürdigung. Dies sind drei Bereiche, über die es sich im Zusammenhang mit dem Thema "Alter" nachzudenken lohnt.

Die Gruppe wird in drei kleinere Gruppen aufgeteilt, von denen je eine eines der Bilder erhält. Der Arbeitsauftrag lautet jeweils: "Betrachte das Bild in aller Ruhe. Notiere deine Assoziationen." Im Anschluss an diese Phase findet sich die Klasse wieder zusammen. Im Folgenden werden sie aufgefordert, mit Hilfe der festgehaltenen Assoziationen einen Text zu verfassen. Die Jugendlichen sollen ihre Eindrücke adäquat verbalisieren – sei es lyrisch, prosaisch oder in Briefform. Ziel ist es, die Jugendlichen zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema anzuleiten und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Erfahrungen in ihre Texte einfließen zu lassen.

Im Anschluss an die Produktionsphase werden die Texte im Plenum vorgestellt. Dies muss von Anfang an allen bekannt sein, um niemanden in eine unangenehme Situation zu bringen. Die vielen verschiedenen Zugänge werden für alle nutzbar gemacht. Die Ausnahme müssen jedoch immer diejenigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen bilden, die in ihren Texten Erfahrungen verarbeitet haben, die sie der Gruppe nicht mitteilen möchten. Erfahrungsgemäß tritt dies jedoch bei Gruppen, die in einer angenehmen und möglichst vertrauensvollen Atmosphäre zusammenarbeiten sowie mit kreativen Methoden vertraut sind, selten ein. Nach dem Vortrag darf die Gruppe auf den Text reagieren, indem sie Fragen stellt oder besondere Punkte hervorhebt. Es eröffnet sich ein breites Spektrum an Sichtweisen über drei verschiedene Arten "Alter" darzustellen.

 

Einführung in die Gruppenarbeit

Im Anschluss an diese Phase muss den Schülerinnen und Schülern zunächst der organisatorische Rahmen des Projekts dargelegt werden. Dies bedeutet: Der Zeitrahmen des Projekts muss festgelegt werden und die Jugendlichen müssen wissen, dass sie am Ende des Projektes ihre Ergebnisse präsentierbar ausgestaltet haben. Das erforderliche Produkt soll im Verlauf der Gruppenarbeitsphase erstellt werden. Wir halten eine Produktorientierung deshalb für wichtig, weil die Gruppen während der Arbeit so ein klares Ziel vor Augen haben. Mit der Präsentation der Produkte kann die Arbeit dann angemessen gewürdigt werden – auch von der Lehrperson. Die Jugendlichen können je nach Interesse und Thema eine Collage erstellen, ein Stück schreiben, einen mündlichen Vortrag vorbereiten oder Portfolios1 anlegen. Wichtig ist jedoch, die vorher festgelegte Fragestellung angemessen zu bearbeiten. Diese wird in Absprache mit der bzw. dem Unterrichtenden entwickelt, die/der während des ganzen Projektes eine beratende und unterstützende Funktion einnimmt.

 

Mögliche Arbeitsschwerpunkte

Was ist eigentlich Alter?

Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer könnten sich mit der Frage auseinandersetzen, was die Begriffe "Alter" und "Altern" überhaupt meinen. Es wäre möglich, dass die Jugendlichen zunächst in medizinischen oder soziologischen Lexika nachschlagen, wie diese beide Begriffe dort definiert werden. Stößt die Arbeitsgruppe auf einen Diskussionspunkt, der ihnen besonders interessant scheint, so können sie dann daran weiterarbeiten. Beispielsweise können sie der Frage nachgehen, ab wann "Altsein" beginnt. Hierfür könnten die Jugendlichen Menschen unterschiedlicher Altersgruppen interviewen und anschließend gegebenenfalls eigene Definitionen zu erstellen versuchen.

 

Wie wird alten Menschen in verschiedenen Kulturen begegnet?
Die Gegenüberstellung der Bilder M1 und M3 zeigt zwei alte Menschen in vollkommen verschiedenen Lebenssituationen. Hintergründig portraitieren diese Bilder allerdings nicht nur das Selbstverständnis zweier alter Menschen, sondern sie spiegeln auch die Aufgaben wider, Pflichten und Rechte, die die jeweilige Gesellschaft alten Mensch zuspricht. Interessierte Jugendliche könnten durch Internetrecherche oder auch durch die Befragung von Angehörigen verschiedener Nationalitäten zu klären versuchen, wie in anderen Kulturen alte und jungen Menschen einander begegnen und welche Aufgaben alten Menschen dort zukommen. Anhand einer selbst angefertigten Dokumentation könnten sie ihre Ergebnisse dem Plenum präsentieren.

 

Was passiert mit der Wahrnehmung des eigenen Körpers, wenn er altert?
Anlass sich mit dieser Frage auseinander zu setzen, könnte beispielsweise das Gedicht von Robert Gernhardt "Als ich mit vierzig in der Spiegel sah" (M 4) sein. Ausgehend von diesem Gedicht könnte die Frage aufkommen, was mit Körper und Geist passiert, wenn man altert. Fühlt man sich zwangsweise anders, wenn sich der Körper verändert oder gilt der Spruch "Man ist so alt, wie man sich fühlt?". In einem Selbstversuch könnten Jugendlichen sich beispielsweise "alt" schminken. Außerdem könnten sie häufig zu beobachtende Körperhaltungen alter Menschen einnehmen, indem sie einzelne Gelenke wie Nacken oder Hüfte "einfrieren" und sich bemühen Alltagshandlungen auf diese Art und Weise zu erleben. Ihre Verwandlung könnten sie mit Hilfe von Fotos oder kurzen Texten dokumentieren und die gewonnen Eindrücke so der Klasse präsentieren.

 

Welche Aufgaben weist unsere Gesellschaft alten Menschen zu?
Viele alte Menschen leiden unter Einsamkeit und dem Gefühl, keine "richtige" Aufgabe zu haben. Andere hingegen genießen ihren Ruhestand und gehen ihren Hobbies und Interessen nach. Die gegensätzlichen Arten mit der verfügbaren Zeit umzugehen, sind nicht nur das Ergebnis individueller Charaktereigenschaften, sondern resultiert auch aus den Aufgaben, Rechten und Pflichten, die unsere Gesellschaft alten Menschen zuweist. Die Arbeitsgruppe könnte sich beim Sozialdienst, Seniorengruppen, dem Internet usw. über Angebote für alte Menschen informieren und anhand der gewonnen Informationen einen Flyer erstellen, der Auskunft über Freizeitangebote etc. für Senioren gibt.

 

Welches Bild von Alter wird von den Medien vermittelt?
Im Zusammenhang mit der Frage nach den Rechten und Pflichten der älteren Generation ist es auch interessant zu untersuchen, welches Bild uns die Medien von alten Menschen suggerieren. Beispielsweise wäre zu fragen, wann Ältere Zielobjekt der Werbung sind. Wie werden sie dort dargestellt? Wie beeinflusst diese Darstellung unser Bild von alten Menschen? Wie beschäftigen sich Printmedien mit den Problemen und Fragen alter Menschen?

 

Was heißt es, "in Würde alt zu werden"?
Die Themen Krankheit und Pflegebedürftigkeit spielen bei zunehmendem Alter eine immer wichtigere Rolle. Viele Menschen haben Angst davor, auf fremde Hilfe angewiesen zu sein und somit auch ein Stück Selbstbestimmtheit aufgeben zu müssen. Diesen Überlegungen und Ängsten können Jugendliche in Interviews mit Älteren auf die Spur kommen. Sie können sich zudem über die Pflegeangebote der Diakonie informieren oder auch mit Pflegepersonal über die Vorteile und Schwierigkeiten der ambulanten und stationären Pflege sprechen. Demgegenüber könnten sich die Jugendlichen über alternative Betreuungsmöglichkeiten, wie etwa betreute Wohngemeinschaften für alte Menschen erkundigen. Nach der Präsentation der Ergebnisse im Plenum könnten dann die Vor- und Nachteile mit der Klasse diskutiert werden.

 

Das Alter und die Kirche
Ebenso wie viele junge Leute engagieren sich auch ältere Menschen häufig in ihrer Kirchengemeinde, denn hier werden spezielle Programme und Gruppen angeboten, die die Interessen der verschiedenen Altersgruppen aufgreifen. Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen könnten interessierte Jugendliche der Frage nachgehen, welche Beweggründe ältere Menschen haben, in die Kirche zu gehen und dort mitzuarbeiten. Die entsprechende Arbeitsgruppe könnte an verschiedenen Seniorenprogrammen teilnehmen und hierbei die Aktivitäten, Themen, die Atmosphäre etc. dokumentieren. Indem sie Frauen und Männer interviewen, könnten sie zudem einen Eindruck davon gewinnen, welche individuellen Haltungen und Einstellungen im Bezug auf Kirche existieren.

 

Abschlussphase

Die Präsentation der Produkte und somit der Arbeitsergebnisse bildet den Abschluss der Arbeitsphase des Projektes. Die Produktpräsentation stellt jedoch nicht den Abschluss der Einheit dar. Wir haben mit einer individuellen Sichtweise auf das Thema begonnen und möchten es auch mit einer solchen abschließen. Den Jugendlichen soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre unter Umständen veränderte Sichtweise auf das Thema "Alt und Jung" zu reflektieren und zu artikulieren. Auch hier bieten sich kreative Verfahren an. So könnte am Abschluss unseres Projekts jeder und jede seine bzw. ihre eigene "Altersvision" entwickeln. Der Arbeitsauftrag hierzu könnte lauten: "Du bist 60 Jahre älter. Wie sieht dein Alltag aus? Was sind deine Wünsche?"

Die Jugendlichen werden in ihren Altersvisionen den Wunsch nach einem würdevollen, selbstbestimmten und erfüllten Leben im Alter äußern. In einem abschließenden Gespräch über die verfassten Texte soll ihnen bewusst werden, dass auch sie selbst in der Verantwortung stehen, diese Vision auch heute schon ein Stück weit wahr werden zu lassen. Das Projekt soll die Teilnehmer dazu bewegen, ihre Sichtweisen auf Alt und Jung wahrzunehmen und zu überprüfen, zu erweitern, zu erneuern und über Konsequenzen nachzudenken.

 

Bildernachweis

M 1
Foto: Ruly Mahessa, Köln; Quelle: www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/4743/display/4936813

M 2
Foto: Diana Drechsler, Karlsruhe; Quelle: www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/4743/display/4711504

M 3
Foto: Richard Overtoom (www.richardovertoom.com);Quelle:  www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/4743/display/4698131

 


M 1

 


M 2

 


M 3

 


M 4


Als er sich mit vierzig im Spiegel sah
Seht mich an: der Fuß der Zeit
trat mir meine Wangen breit.
Schaut mein Ohr! Die viele Jahre
drehten es ins Sonderbare!
Ach des Kinns! Es scheint zu fliehn,
will die Lippen nach sich ziehn!
Ach der Stirn! Die vielen Falten
drohen mit den Kopf zu spalten!
Die Nase! O, wie vorgezogen!
Der Mund! So seltsam eingebogen!
Der Hals! So krumm! Die Haut! So rot!
Das Haar! So stumpf! Das Fleisch! So tot!
Nur die Augen lidumrändert
strahlen blau und unverändert,
schauen forschend, klar und mild
auf`s und aus dem Spiegelbild,
leuchten wie zwei Edelsteine –
sind das überhaupt noch meine?

Aus: Robert Gernhardt: Wörtersee – Gedichte, Frankfurt am Main 2003, S. 187.

 

Anmerkung

  1. Ein Portfolio ist eine zielgerichtete und systematische Sammlung von Arbeiten, welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden in einem oder mehreren Lernbereichen darstellt und reflektiert.

 

Literatur

  • Bohnsack, Fritz: Demokratie als erfülltes Leben. Die Aufgabe von Schule und Erziehung. Ausgewählte und kommentierte Aufsätze unter der Berücksichtigung der Pädagogik John Deweys, Bad Heilbronn 2003.
  • Hänsel, Dagmar: Projektmethode und Projektunterricht, S. 54, in: Hänsel, Dagmar (Hg.): Handbuch Projektunterricht, Weinheim und Basel 1999.
  • Husmann, Bärbel: Projekt: Diakonie. Ausschreibung für den Schülerlandeswettbewerb im Schuljahr 2005/06, in: Loccumer Pelikan 2/05, S. 84-87.
  • Kießig, Manfred: Evangelischer Erwachsenenkatechismus: glauben – erkennen – leben. Gütersloh 72001.
  • Schaede, Stephan: "Wenn dein Kind dich morgen fragt…". Dialoge zwischen Konfirmanden und alten Menschen in einem Besuchsprojekt, in: Loccumer Pelikan 4/04, S. 203-210.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 2/2006

PDF