Nicht erst seit ChatGTP ist künstliche Intelligenz (KI) ein großes Thema. Welche Chancen und Risiken verbergen sich dahinter? Inzwischen ist es schwierig geworden, richtige Informationen von „Fake News“ zu unterscheiden. Auch Bilder, bislang noch letzter visueller Beweis und scheinbarer Wahrheitsgarant, können künstlich erzeugt und damit zur Manipulation eingesetzt werden. Was kann, was darf Künstliche Intelligenz, was sind Chancen und Möglichkeiten und wo gehen wir Risiken ein, die sich vielleicht nicht mehr beherrschen lassen?
Die hier aufgeführten Filme sind – wenn nicht anders erwähnt – bei der Service Agentur Kultur und Kunst auf www.medienzentralen.de abrufbar. Einige Medien können direkt über den Hersteller bezogen werden.
Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit
Hans Block & Moritz Riesewieck
Deutschland/USA 2024
Dokumentarfilm 87 Minuten
Empfohlen ab 16 Jahren
Weltweit kann in sozialen Medien geschaut werden, wie eine koreanische Mutter mit einer Virtual-Reality-Brille scheinbar ihr verstorbenes Kleinkind sehen und sprechen kann. Befragt zu den Folgen dieses Experiments, schildert sie, dass es ihr geholfen habe, den Verlust zu bewältigen. Es ist das wohl prägnanteste Beispiel einer neuen Möglichkeit, die uns KI bietet: Avatare von Personen werden geschaffen, welche dann über das Ableben der Menschen hinaus mit Angehörigen in Kontakt bleiben. Vermeintliche Nachrichten mit und aus dem Jenseits.
Ewiges Leben wünschen sich Menschen schon seit Anbeginn der Zeit. Die Dokumentation „Eternal Life“ zeigt Möglichkeiten und Grenzen dieses Prozesses. Die beiden Filmemacher Block und Riesewietz lassen Nutzende ebenso zu Wort kommen wie Start-ups dieses Geschäftsmodells, Psycholog*innen und Politiker*innen. Die zentrale Frage des Films lautet, welchen Einfluss digitale Technik auf unser Verständnis von Sterblichkeit und Trauerprozessen hat. Diese Frage wird auch Schüler*innen in ihrem Leben begegnen.
Der Film ist im englischen Original mit deutschem Voice-over erhältlich. Er eignet sich für den Sekundarbereich II in den Fächern Ethik, Werte- und Normen sowie Religion. Seit Juni 2024 ist er in deutschen Kinos zu sehen. Für den Schulunterricht kann eine Lizenz erworben werden unter www.matthias-film.de.
The Artifice girl – Sie ist nicht real
Franklin Ritch
USA 2022
Spielfilm, 90 Minuten,
empfohlen ab 16 Jahren
Cherry ist blond, blauäugig und sehr jung. Aber Cherry ist nicht real. Obwohl sie spricht und agiert wie eine Neunjährige, ist sie nur ein Avatar. Eine KI, geschaffen von Gareth, der damit im Darknet auf die Suche nach pädophilen Straftätern geht und die Beweise an die Behörden übermittelt. Als die Agenten Deena und Amos von den internationalen Behörden auf ihn aufmerksam werden, wird er Teil des Ermittlungsteams. 15 Jahre später besteht die Option, mit den erweiterten technischen Möglichkeiten aus dem digitalen Avatar einen humanoiden Roboter zu kreieren. Agent Amos ist dagegen, da die KI namens Cherry ein Eigenleben entwickelt, von dem ihre Schöpfer nichts wissen. Weitere 15 Jahre später konfrontiert der Android Cherry, optisch weiterhin ein neunjähriges Mädchen, ihren Schöpfer Gareth am Ende seines Lebens mit der Motivation seines Handelns und befreit sich von ihren Fesseln.
Welche Mittel sind legitim, „das Böse“ in der Welt zu bekämpfen? Wer darf solche Entscheidungen treffen? Sind erlebte Traumata durch gute Taten heilbar? Was ist, wenn Erfindungen „klüger“ werden als ihr Erfinder?
Der als Kammerspiel in drei Akten gestaltete Spielfilm setzt sich auf verschiedenen Ebenen mit komplexen ethischen Fragestellungen auseinander. Er eignet sich vorwiegend für den Einsatz in der Sekundarstufe zwei in den Fächern Philosophie und Ethik. Wichtige gesellschaftliche Themen, beispielsweise über den Nutzen von Technologie, aber auch über Anthropologie lassen sich mit dem umfangreichen, z.T. interaktiven Arbeitsmaterial bearbeiten.
Der Spielfilm eignet sich auch für den Einsatz im Berufsschulkontext und in der Erwachsenenbildung. Triggerwarnung: Der Film behandelt sensible Themen wie Pädophilie und Kindesmissbrauch.
Ich bin dein Mensch
Maria Schrader
Deutschland 2021
Spielfilm 101 Minuten
empfohlen ab 14 Jahren
Die Wissenschaftlerin Alma erklärt sich widerstrebend bereit, ihr Institut in Forschungen zur KI zu unterstützen. Drei Wochen lang soll sie den humanoiden Roboter Tom testen, der als Partner auf ihre Bedürfnisse programmiert ist. Tom ist von einem echten Menschen nicht zu unterscheiden, aber Alma ist zunehmend gereizt von seinem devoten Verhalten. Erst als Tom aufhört, Alma alles recht machen zu wollen, ändert sie ihre Meinung.
Bereits jetzt werben Online-Partnerbörsen damit, über abgefragte Daten das passende „Match“ bei der Partner*innensuche generieren zu können. Der Spielfilm von Maria Schrader beschäftigt sich mit existentiellen Fragen nach menschlichen Grundbedürfnissen wie sozialem Kontakt, dem Wunsch nach Partnerschaft und künstlicher Intelligenz. Schüler*innen ab dem Sekundarbereich II werden angeregt, über Chancen und Risiken ebenso ins Gespräch zu kommen wie über die Echtheit von Gefühlen, soziale Teilhabe und Einsamkeit.
St. Android
Lukas von Berg, Sandro Rados
Deutschland 2021
Animationsfilm 15 Minuten
empfohlen ab 14 Jahren
Helen stirbt. Die alte Frau liegt im Bett, überwacht von Geräten. Es sind Computerstimmen, die dem neben ihr sitzenden Ehemann Norman mitteilen, dass das Leben seiner Frau nun endet. Auf sich allein gestellt und ohne menschliche Begleitung, fragt sich Norman panisch, was nun zu tun ist. Wie gut, dass der Computer auch dafür eine Lösung hat: Ein Geistlicher ist informiert und bereits auf dem Weg. Aber der Beistand, den sich Norman erhofft und seiner Frau gewünscht hat, sieht ganz anders aus, als antizipiert: Ein androider Priester steht in der Tür.
KI wird bereits zunehmend in Arbeitsprozessen eingesetzt. Der Kurzspielfilm thematisiert auf humorvolle und subtile Weise Möglichkeiten und Grenzen, die diese Prozesse im Alltag haben. Die Zuschauer*innen werden dazu angeregt, über den Einsatz von Technik in sensiblen Lebensbereichen und Extremsituationen nachzudenken. Der Film bietet sich für den Religion-, Werte- und Normen- bzw. Ethikunterricht ab dem 8. Jahrgang an.
Zusätzlich ist der Film auch für den Einsatz im Kunstunterricht geeignet, wo er Einblicke in die Machart der 2D- und 3D-Animation ermöglicht. Schüler*innen können lernen, welche Emotionen mittels eingesetzter Animationen und Designs erzielt werden sollen, und erfahren technische Möglichkeiten, diese zu erstellen und umzusetzen. Diese kritischen Reflexionen können visuelle Medienkompetenzen deutlich erweitern.
This time away
Magali Barbé
Großbritannien 2021
Kurzspielfilm 10 Minuten
empfohlen ab 14 Jahren
Manchmal wird das eigene Leben zur Qual. Der alte Nigel trauert in seinem Haus seiner verstorbenen Frau und seinem früheren Familienleben nach. Hilfsangebote seiner Tochter weist er brüsk zurück. Doch dann findet er im Garten ein merkwürdiges Gebilde, das sich in seinem Haus sehr schnell zu einem Roboter entfaltet. Dieser kann nicht nur aufräumen und den Müll entsorgen, er erkennt auch die menschlichen Bedürfnisse Nigels, sei es nach einer Mahlzeit, einer Tasse Tee oder einem Gesellschaftsspiel.
Der Film lädt Schüler*innen dazu ein, über philosophische Grundfragen nach dem Wesen des Menschen nachzudenken und über die Möglichkeiten, mit technischen Erfindungen Grundbedürfnisse menschlichen Daseins zu befriedigen. Dafür eignet er sich in den Fächern Religion, Werte- und Normen sowie Ethik ab etwa Klasse 6.
Auch dieser Kurzfilm bietet im Kunstunterricht Möglichkeiten, sich mit filmischen Gestaltungsmitteln wie Licht und Schatten, Musik, Kameraführung und dem Spiel mit Erwartungen zu beschäftigen. Schüler*innen können alternative Fortsetzungen des Drehbuchs entwickeln und am PC umsetzen. In Fächern wie Physik und Informatik können technische Möglichkeiten der Umsetzung thematisiert und individuelle kreative Ansätze dazu erarbeitet werden. In beiden Fällen ist der Film hier erst in höheren Klassenstufen ab etwa Klasse 8 oder 9 geeignet. Damit lassen sich im Bereich der Medienkompetenzen Anwendungs- und Lösungskompetenzen verstärken.
Der Film steht auf dem Sampler „Zum Glück“ bei der Service Agentur Kultur und Kunst unter www.medienzentralen.de zum Download und Einsatz in Schulen bereit.
- Weitere Filme bei Streamingdiensten:
Coded Bias: Wenn der Computer Vorurteile hat
Shalini Kantayya
USA 2020
Dokumentation
Die Informatikerin Joy Buolamwini stellt fest, dass Computerprogramme Vorurteile ihrer Programmierenden übernehmen und damit People of Color oder Minderheiten schlechter abgebildet werden. Zu sehen auf Netflix.
Terminator, Teil 1
James Cameron
USA 1984 bis 2024
Spielfilme
Ein Android mit menschlichen Zügen wird aus der Zukunft in die Gegenwart geschickt, um eine Kellnerin zu töten. Diese soll nach der Vorhersage ein Kind zur Welt bringen, dass die Menschheit vor der drohenden Übernahme der künstlichen intelligenten Roboter befreit. Die Spielfilmreihe von inzwischen sechs Spielfilmen von 1984 bis 2024 ist zu sehen auf Disney+.
Matrix
Lana und Lilly Wachowski
USA 1999
Spielfilm
Der Hacker Thomas entdeckt ein ungeheures Geheimnis: Die Welt, die Menschen als solche wahrnehmen, ist nichts weiter als eine Computersimulation. Die Energie, die Menschen in ihr Leben stecken, wird in Wahrheit von Maschinen für ihre Existenz benötigt. Zu sehen auf Amazon Prime und Joyn+.