Das Doppelgebot der Liebe – Der barmherzige Samariter: Eine Unterrichtseinheit für das 3. Schuljahr*

von Lena Kuhl

 

In einem Arbeitsplan, der nach dem neuen Kerncurriculum für die Grundschule zusammengestellt wurde, ist die folgende Unterrichtseinheit für das dritte Schuljahr vorgesehen. Die Einheit orientiert sich an den Leitfragen 2 (nach Gott fragen), 3 (nach Jesus Christus fragen) und 4 (nach der Verantwortung in der Welt fragen); die erwarteten Kompetenzen sind dort jeweils formuliert.

Die Dimensionen religiösen Lernens bzw. die im Kerncurriculum geforderten prozessbezogenen Kompetenzen finden in der Planung der Unterrichtseinheiten Berücksichtigung (siehe fettgedruckte Verben). Bei den Wegen zum Kompetenzerwerb handelt es sich lediglich um methodische Hinweise, die variabel gehandhabt
können.

 

Erwartete Kompetenzen lt. Kerncurriculum Evangelische Religion:

Die Schülerinnen und Schüler

  • kennen religiöse Sprache in geprägten und eigenen Formen und können sie gestalten, (2, 4)
  • wissen, dass Jesus Gottes neue Welt verkündet und gelebt hat, (3, 1)
  • verstehen biblische Gebote als Wegweiser für ein gelingendes Leben, (4, 2)
  • kennen Möglichkeiten der Hilfe für Schwache und Benachteiligte und können Motive dafür benennen. (4, 3)

Inhalte

Kompetenzerwerb in der Unterrichtseinheit
(Ausweis der Dimensionen religiösen Lernens)

Wege zum Kompetenzerwerb
(Methodische Zugänge)

Das Leben gelingt unter dem Doppelgebot der Liebe (Lk 10, 27)

 

 

Wer ist mein Nächster? Die Geschichte vom barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37)

 

 

Jede Gemeinschaft muss sich um den Schutz Einzelner bemühen – Regeln, Gesetze, Gebote, diakonische Einrichtungen

Die Schülerinnen und Schüler
nehmen wahr, dass Jesus im Doppelgebot der Liebe den Blick auf die zwei Seiten der Liebe lenkt, damit Leben gelingt

verstehen und deuten die Geschichte vom barmherzigen Samariter und verbinden sie mit eigenen Erfahrungen

kommunizieren eigene Ideen für eine Aktion der Nächstenliebe und haben daran teil

• kennen Regeln des Zusammenlebens und ihre Notwendigkeit

• kennen und beschreiben Hilfs- und Schutzmöglichkeiten für Menschen

handeln an einem konkreten Projekt zur Konkretisierung von Nächstenliebe

Doppelgebot als Schriftrolle gestalten, Gott als Schöpfer des Lebens, meines und das meines „Nächsten“

Gottesliebe in Schöpfungsliedern wahrnehmen.
Teile von Psalm 139 auf eine Mitschülerin/einen Mitschüler übertragen „Von allen Seiten umgibst du … und hältst deine Hand über …“
Der Begriff „Nächster“: Wer ist das?
Vermutungen: Wen meint Jesus mit dem „Nächsten“?

Bildbetrachtung: Schülerinnen und Schüler erzählen zu Bildern die Geschichte,
erkennen in der Geschichte den Nächsten als den, der mich braucht
Klassenregeln, Schulregeln, Gesetze, zehn Gebote, Verkehrsregeln sind als Schutz gemeint.
Was wir darüber hinaus tun können:
Ein neues Kind in der Klasse, helfende Hände

Welche Möglichkeiten/ Angebote gibt es vor Ort? Diakonie, Kinderschutzbund, Caritas, Hausaufgabenhilfe, Mittagstisch für Kinder; ggf. Unterrichtsgang.
Lied: Gott, du hast uns Hände gegeben, lass uns dem andern helfen. (Augen, Ohren, Füße…)
einen Nachmittag in einer sozialen Einrichtung mitgestalten (Lieder, Texte, Musik)

 

Die Kompetenzüberprüfung

Schriftliche oder mündliche Aufgaben, die sich auf den Kompetenzerwerb innerhalb einzelner Unterrichtseinheiten beziehen, helfen der Lehrerin bzw. dem Lehrer, jedes Kind individuell in den Blick zu nehmen und zu sehen, wie weit es in dem vorangegangenen Unterricht gekommen ist und gefördert werden konnte. Ebenso ist an den Ergebnissen abzulesen, an welchen Stellen Defizite sind, die im weiteren Unterricht bearbeitet werden können.

Bei der Zusammenstellung solcher Aufgaben müssen verschiedene Lerndimensionen angesprochen werden, d.h. sie sollten ebenso wie der Unterricht mit Texten, Bildern, Liedern usw. arbeiten und möglichst viele Zugänge anbieten.

Grundsätzlich muss die Lehrerin bzw. der Lehrer aufpassen, was jeweils kontrolliert wird: Ist es überwiegend die Lesefähigkeit? Ist es möglicherweise die Schreib- und Formulierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler? Ist es das, was die Kinder von zu Hause mitbringen? Wie können die Kinder tatsächlich das zeigen, was sie im Unterricht gelernt haben?

Die Aufgaben sind so aufzubauen, dass die drei Anforderungsbereiche angemessen berücksichtigt werden, d.h. in einer Gewichtung von etwa 30 Prozent für reproduzierende Aufgaben, 40 Prozent für Reorganisation und Transfer und 30 Prozent für problemlösendes Denken und Beurteilung. Diese Gewichtung muss flexibel gehandhabt werden.

Falls solche Kompetenzüberprüfungen in schriftlicher Form stattfinden, sollten es auf keinen Fall mehr als zwei im Halbjahr sein.

Die Aufgabe auf den folgenden Seiten ist als Beispiel und Anregung gedacht, die veränderbar ist und auf den jeweiligen Unterricht abgestimmt werden sollte. Der folgende Erwartungshorizont bezieht sich auf diese Aufgabe.

 

Erwartungshorizont

Aufgabe 1:
Die Aufgabe ist voll erfüllt, wenn die Schülerinnen und Schüler erkennen lassen, dass sie die Geschichte vom barmherzigen Samariter kennen und im Bild wieder erkennen.
(Anforderungsbereich I: Reproduktion)


Aufgabe 2:

Die Aufgabe ist erfüllt, wenn sich die Verbindungslinien überkreuzen.
(Anforderungsbereich II: Reorganisation, Transfer)


Aufgabe 3:

Die Aufgabe ist erfüllt, wenn der linke Text ausgewählt und umrandet wurde.
(Anforderungsbereich II: Reorganisation, Transfer)


Aufgabe 4:

Die Aufgabe ist erfüllt, wenn mindestens das untere Kästchen links angekreuzt wurde („der, der meine Hilfe braucht“). Alle anderen sind möglich, insbesondere die oberen Kästchen sollten erläutert werden, da sie weniger zu der Aussage der Beispielerzählung vom Samariter passen.
(Anforderungsbereich II: Reorganisation; Transfer)


Aufgabe 5:

Die Aufgabe ist erfüllt, wenn der Zusammenhang zwischen der in der Beispielgeschichte geforderten Nächstenliebe und der Fürsorge in einem Pflegeheim irgendwie deutlich wird.
(Anforderungsbereich III: Problemlösung, Beurteilung)


Aufgabe 6:

Die Aufgabe ist erfüllt, wenn die Schülerinnen und Schüler das zweite und das vierte Kästchen angekreuzt haben. Sie kann aber auch bereits als erfüllt angesehen werden, wenn nur eins der beiden ausgewählt wurde.
(Anforderungsbereich II: Reorganisation, Transfer)


Aufgabe 7:

Die Aufgabe ist erfüllt, wenn aus dem Lied mindestens eine Aussage unterstrichen wurde, die die Hinwendung zum anderen Menschen anspricht.
(Anforderungsbereich II: Reorganisation und Transfer)

 

„Das Doppelangebot der Liebe – der barmherzige Samariter“


© Egon Stöckle, Hohenfurt

1. Schau dir die Skulptur an. Sie hat den Titel „Der barmherzige Samariter“.
Was fällt dir dazu ein? Beschreibe, was du siehst und was du sonst noch dazu weißt!

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2. In der Geschichte vom barmherzigen Samariter gehen zwei Menschen an dem Verletzten vorüber, ohne ihm zu helfen. Der Samariter hilft. Das ist zu Jesu Zeit völlig unerwartet.
Du findest hier zwei kurze Beschreibungen zu Bevölkerungsgruppen in Israel. Verbinde die richtige Gruppe mit dem entsprechenden Text.

Eine Mischbevölkerung rund um Samaria,
die von den Juden als „unrein“ betrachtet
wurde und nicht in den Tempel in Jerusalem
durfte. Es gab Hass und Verachtung dieser
Gruppe gegenüber
Juden

 

Ursprünglich hießen alle Bewohner des Landes Juda so.
Erst später meinte man auch die Religionszugehörigkeit damit,
um sich con der Mischbevölkerung abzugrenzen.

Samariter

 

3. Der Verletzte in der Geschichte vom barmherzigen Samariter erinnert sich später an das, was ihm zugestoßen ist.
Wähle einen Psalm aus, den er sprechen könnte. Male einen bunten Rand um den passenden Text.

Der Herr ist bei mir,
er hält die Hand über mich.

              Psalm 121, 5

Ich bin so einsam,
mir ist so elend.

                 Psalm 25, 16

 

4. Jesus spricht in der Geschichte von dem „Nächsten“.
Wer ist – so wie Jesus es meint – dein „Nächster“? Kreuze an!

  mein Sitznachbar
□  meine Mutter
□  der, der meine Hilfe braucht
□  die, die gerade eine schlechte Zensur bekommen hat

 

5. Die oben abgebildete Skulptur steht vor einem Pflegeheim.
Dein Freund sagt: Was soll dieses Bild hier? Das gehört eher in die Kirche!
Wie ist deine Meinung dazu?

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6. Jesus spricht von dem Doppelgebot der Liebe, was meint er damit?

  Die Menschen sollen Gott doppelt so oft anbeten und loben
  Die Menschen sollen Gott lieben und dem Menschen, der es nötig hat, beistehen
  Die Menschen sollen doppelt so viele Menschen lieben wie bisher
□  Die Menschen sollen dem Nächsten helfen und dadurch Gott als den Schöpfer aller Menschen ehren

 

7. Lied: Wo ein Mensch Vertrauen gibt
Unterstreiche die Textstellen, die etwas mit der Geschichte vom barmherzigen Samariter zu tun haben!

2. Wo ein Mensch den anderen sieht,
nicht nur sich und seine Welt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.

3. Wo ein Mensch sich selbst verschenkt
und den alten Weg verlässt,
fällt ein Tropfen von dem Regen,
der aus Wüsten Gärten macht.

Text: Hans-Jürgen Netz
Melodie: Fritz Baltruweit
Aus: Oekumene heute, Mein Liederbuch2, 1992
Alle Rechte im tvd-Verlag Düsseldorf

*   Überarbeiteter Auszug aus der Arbeitshilfe Grundschule 14. Lena Kuhl (Hg.): Vom Kerncurriculum zum Religionsunterricht, Arbeitshilfen Grundschule Nr. 14, Rehburg-Loccum 2007, ISBN 978-3-936420-26-5

Text erschienen im Loccumer Pelikan 1/2008

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