Lebendig ist, wer wach bleibt,
 sich dem anderen schenkt,
 das Bessere hingibt,
 niemals rechnet.
Lebendig ist, wer das Leben liebt,
 seine Begräbnisse, seine Feste,
 wer Märchen und Mythen
 auf den ödesten Bergen findet.
Lebendig ist, wer das Licht erwartet
 In den Tagen des schwarzen Sturms,
 wer sich dem Herbst zuwendet
 und nicht aufhört zu lieben. 
 (Luigi Nono)
  
I. Religionspädagogische Reflexionen
In der Konfirmandenarbeit geht es wesentlich darum,  mit Kindern und Jugendlichen     die Schätze unserer Tradition und der  Kirche zu entdecken und sich mit     ihnen auseinander zu setzen. Für  viele Konfirmandinnen und Konfirmanden ist     dies zunächst eine  fremde, unbekannte Welt, die in ihrem Alltag und ihren     Familien  wenig Platz haben. Daher prüfen sie genau, ob sie sich und ihr     Leben  als eine Geschichte mit Gott verstehen können. Sie fragen kritisch,      was der christliche Glaube praktisch und konkret für ihr Leben  austragen     kann. 
 
 Um dem auf die Spur zu kommen, ist es wichtig, dass sie Menschen  begegnen, die     ihnen von ihrer Glaubensgeschichte erzählen mit allen  Zweifeln, Hoffnungen     und beglückenden Erfahrungen der Nähe Gottes.  Dazu gehören sicherlich     Menschen aus der Kirchengemeinde vor Ort,  aber auch die Auseinandersetzung mit     herausgehobenen  Persönlichkeiten der Kirchengeschichte, zu denen Dietrich     Bonhoeffer  fraglos zählt.
Der folgende Beitrag entwirft einen Gottesdienst zum Leben von Dietrich Bonhoeffer mit dem Ziel,
- über sein Leben und Werk zu informieren
- den Jugendlichen einen Menschen vorzustellen, der aus der Kraft seines Glaubens heraus Widerstand leisten konnte
- eine Ahnung davon zu vermitteln, dass der christliche Glaube in aller Gebrochenheit Freiheit und Unabhängigkeit von den Mächten und Mächtigen der Erde zu schenken vermag.
 Es ist ein Gottesdienst  für die Jugendlichen, da  es nicht möglich     war, ihn mit einer Gruppe zu erarbeiten. Die  verwendeten Materialien können     aber als Basis für eine gemeinsame  Gottesdienstgestaltung genutzt werden.     Der Entwurf orientiert sich  in seiner Struktur an den politischen Nachtgebeten.     Worte, Gebete,  Bilder und Musik sollen sich in ihren Wirkungen ergänzen     und die  Ebenen der Zeitgeschichte, der Biografie, der biblischen Botschaft  miteinander     verweben. Wünschenswert wäre es, wenn im Gottesdienst  verschiedene     Sprecher/Sprecherinnen aus der Gruppe der  Konfirmandinnen und Konfirmanden die     unterschiedlichen Texte und  Gebete übernehmen könnten. Die vorherige     Bearbeitung der Thematik  mit den Jugendlichen im Rahmen einer Unterrichtseinheit     ist  sinnvoll.1
Die Textauswahl bezieht sich dabei v.a. auf das Buch  "Widerstand und Ergebung",     da die anderen theologischen Werke für  die Altersgruppe zu komplex sind.     Gerade der tagebuchähnliche,  biografische Charakter der Briefe, Dokumente,     Gedichte und Gebete  lässt die Jugendlichen einen leichteren Zugang     zur Person Dietrich  Bonhoeffer finden. 
 
 Eine Gefahr bei solch einem Vorhaben liegt sicher darin, Bonhoeffer zu  einem     "Heiligen" zu stilisieren. Dem soll in der Weise vorgebeugt  werden,     dass auch jene Passagen aus Briefen und Dokumenten Gehör  finden sollen,     die seine Zweifel, Angst und Zerrissenheiten zeigen.
      II. Mit Engeln gegen den Strom - Gottesdienstentwurf
Musik
Begrüßung:
(Auf eine Leinwand 1 soll ein Foto Dietrich Bonhoeffers projiziert werden, das ihn auf dem Zingsthof, dem provisorischen Predigerseminar, im Jahr 1935 zeigt. )2

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Amen.
Heute vor 100 Jahren wurde Dietrich Bonhoeffer in Breslau geboren. Wir erinnern uns an ihn und ehren ihn als einen beeindruckenden Menschen. Er war ein gläubiger Christ und ein großer Theologe. Er hat es gewagt, in den Zeiten des Nationalsozialismus sich gegen die Herrschenden in Staat und Kirche zu stellen. Er hielt die Augen offen für das Unrecht, das um ihn herum geschah. Er hörte die falschen Töne und die Schreie derer, denen Gewalt angetan wurde. Er ließ sich den Mund nicht verbieten und ergriff Partei. Er arbeitete im Widerstand, versuchte, dem Rad in die Speichen zu fallen. Sein Engagement bezahlte er mit dem Leben. Am 9. April 1945 wurde er im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt.
Wir wollen uns heute an ihn erinnern und dem  nachspüren, was ihm Kraft     gab, so zu fühlen und mitzufühlen, so zu  denken und zu handeln, wie     er es getan hat. Was gab ihm den Mut? Was  ließ ihn standhaft bleiben in     der Haft bis zu seinem Tod?
 Folgen wir seinen Spuren und Gedanken und begeben uns an seine Seite.
In der Haft waren es Gesangbuchlieder, die er las und  auswendig lernte. Am     14. April 1943 - neun Tage nach seiner  Verhaftung - schreibt er an die Eltern     und erinnert sich: 
 
 "Heute vor 14 Tagen war der 75. Geburtstag. Der Morgen- und Abendchoral      mit seinen vielen Stimmen und Instrumenten klingt noch in mir nach:  "Lobe     den Herrn, den mächtigen König der Ehren... in wieviel Not hat  nicht     der gnädige Gott über dir Flügel bereitet." So ist es, und      darauf wollen wir weiter uns getrost verlassen." (WE 26f)3
LIED
 EG 316: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren
  
ERINNERUNG, Teil 1
 Auf der Leinwand 1 erscheint ein Foto der Zelle, in der Bonhoeffer in Tegel     inhaftiert war.4

Sprecher 1:
 In dieser Zelle wurde Dietrich Bonhoeffer im  Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis     Berlin-Tegel inhaftiert. Er  schreibt über die Haftbedingungen:
Sprecher 2 (Bonhoeffer):
 "Die Aufnahmeformalitäten wurden korrekt erledigt. Ich wurde für     die  erste Nacht in eine Zugangszelle eingeschlossen; die Decken auf der  Pritsche     hatten einen so bestialischen Gestank, dass es trotz der  Kälte nicht möglich     war, sich damit zuzudecken. Am nächsten Morgen  wurde mir eine Stück     Brot in die Zelle geworfen, so dass ich es am  Boden auflesen musste.     Der Kaffee bestand zu einem Viertel aus  Kaffeesatz. Von außen drangen     in meine Zelle zum erstenmal jene  wüsten Beschimpfungen der Untersuchungsgefangenen     durch das  Personal, die ich seither täglich von morgens bis abends gehört      habe. Als ich mit den Neueingelieferten anzutreten hatte, wurden wir von  einem     Schließer als Strolche tituliert, jeder wurde nach dem Grund  seiner Verhaftung     gefragt: als ich sagte, dass mir dieser nicht  bekannt sein, antwortete     der Schließer höhnisch: "Den werden Sie  schon früh genug     erfahren!" Es dauerte ein halbes Jahr, bis ich den  Haftbefehl erhielt.     .... Es wurde mir mitgeteilt, dass mein  Schriftverkehr bis auf weiteres     gesperrt sei, dass ich nicht wie die  anderen Häftlinge eine halbe     Stunde des Tages ins Freie dürfe,  worauf ich der Hausordnung gemäß     Anspruch habe. Ich erhielt weder  Zeitungen noch Rauchwaren. Nach 48 Stunden     wurde mir meine Bibel  zurückgegeben. Sie war darauf untersucht worden,     ob ich Säge,  Rasiermesser etc. eingeschmuggelt hatte. Im übrigen öffnete     sich die  Zelle in den nächsten zwölf Tagen nur zum Essensempfang und     zum  Heraussetzen des Kübels. Es wurde kein Wort mit mir gewechselt. Wie      ich aus den Bemerkungen entnahm und wie sich auch bestätigte, war ich  auf     der Abteilung für die schwersten Fälle untergebracht, wo die zum  Tode     Verurteilten und an Händen und Füßen Gefesselten lagen."      (WE 64f)5
Sprecher 1:
 Der Bericht beschreibt seine äußere Lage im Gefängnis. Auf einem      Zettel schüttet er sein Herz aus und schreibt, welche Gedanken und  Gefühle     ihn im Innern bewegen. 

Sprecher 2 (Bonhoeffer):
 Unzufriedenheit - 
 Gespanntheit
 Ungeduld
 Sehnsucht
 Langeweile
 Krank - tief einsam
 Gleichgültigkeit
 Beschäftigungsdrang, Abwechslung, Neuigkeit
 Stumpfheit, Müdigkeit, schlafen 
 Ordnung
 Das Phantasieren, Verzerrung der Vergangenheit
 Selbstmord, nicht aus Schuldbewusstsein, sondern weil ich im Grunde schon     tot bin, Schlussstrich
 Ist das Gedächtnis besser für erfreuliche Eindrücke? Woran liegt      das? Ein vergangener Schmerz steht unter dem Zeichen der Überwindung,  nur     unüberwundene Schmerzen (unvergebene Schuld) sind für das  Gedächtnis     immer frisch und quälend.
 Überwindung im  Gebet6(LBT 207)
  
ERINNERUNG, Teil 2
Gebet
 Psalm 143 (EG 755)
 Auf einer zweiten Leinwand - möglichst im Gegenüber zu Leinwand 1     - erscheint das Bild von Ernst Barlach "Der Müde"7
 
Herr, erhöre mein Gebet,
 vernimm mein Flehen um deiner Treue willen,
 erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen;
 und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht;
 denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.
 Denn der Feind verfolgt meine Seele
 und schlägt mein Leben zu Boden,
 er legt mich ins Finstere
 wie die, die lange schon tot sind.
 Und mein Geist ist in Ängsten,
 mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe.
 Ich denke an die früheren Zeiten;
 ich sinne nach über all deine Taten
 und spreche von den Werken deiner Hände.
 Ich breite meine Hände aus zu dir,
 meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.
 Herr, erhöre mich bald, mein Geist vergeht;
 verbirg dein Antliz nicht vor mir, 
 dass ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren.
 Lass mich am Morgen hören deine Gnade;
 denn ich hoffe auf dich.
 Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll;
 denn mich verlangt nach dir.
 Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden;
 zu dir nehme ich meine Zuflucht.
 Lehre mich tun nach deinem Wohlgefallen,
 denn du bist mein Gott;
 dein guter Geist führe mich auf ebner Bahn. Amen
Sprecher 3:
  Auf der Seite des Barlach-Bildes stehend
 Ein müder, erschöpfter Mann hat sich am Wegesrand niedergelassen.      Kraftlos stützt er sich auf seinen Stock. Nichts geht mehr. Nichts  trägt     er bei sich, keine Habe, keine Wegzehrung zur Stärkung. 
 
 Aber er bleibt in seiner Verzweiflung nicht allein. Ein Engel stellt  sich ihm     zur Seite. Sanft hebt er den Kopf des Mannes, eine  zärtliche, ermutigende     Geste. Eine Botschaft aus einer anderen Welt,  aus Gottes Welt. Gott schickt     seine Engel und richtet Menschen auf,  die nicht mehr können und am Ende     sind - zu Menschen wie Dietrich  Bonhoeffer, aber auch zu Menschen wie Du und     ich. Trost, Stärkung -  körperlich und geistig zu spüren, gestern,     heute, morgen und in  Ewigkeit.
LIED
 EG 595 (RT N/B) Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst
  
ERINNERUNG, TEIL 3
Sprecher1: 
 Bild der Fensterluke der Gefängniszelle auf Leinwand 18

 In der Haft sind es die Briefe an ihm nahestehende Menschen, die  Bonhoeffer     immer wieder Mut geben und seine Einsamkeit durchbrechen.  Sie sind wichtige     Gesprächspartner, auch wenn sie sich nicht  persönlich sehen und miteinander     reden können. Einer der wichtigsten  Wegbegleiter ist Eberhard Bethge. An     ihn schreibt er am 18.  November 1943:
Sprecher2 (Bonhoeffer):
 Licht auf Leinwand 1
 "Ich muss die Gelegenheit deiner Nähe einfach wahrnehmen, Dir     zu  schreiben. Du weißt ja, dass man mir hier sogar den Pfarrer versagt      hat. ... In den ersten 12 Tagen, in denen ich hier als Schwerverbrecher  abgesondert     und behandelt wurde - meine Nachbarzellen sind bis heute  fast nur mit gefesselten     Todeskandidaten belegt - hat sich Paul  Gerhard in ungeahnter Weise bewährt,     dazu die Psalmen und die  Apokalypse. Ich bin in diesen Tagen vor allen schweren     Anfechtungen  bewahrt worden. ... Anfangs beschäftigte mich auch die Frage,     ob es  wirklich die Sache Christi sei, um deretwillen ich Euch allen solchen      Kummer zufüge; aber bald schlug ich die Frage als Anfechtung aus dem  Kopf     und wurde gewiss, dass gerade das Durchstehen eines solchen  Grenzfalles     mit aller Problematik mein Auftrag sei, und wurde  darüber ganz froh und     bin es bis heute geblieben."
Sprecher 3:
 Licht auf Leinwand 2
 Bonhoeffer liest und bedenkt Worte der Bibel aus dem 1. Petrusbrief:  Denn was     ist das für ein Ruhm, wenn ihr um schlechter Taten willen  geschlagen werdet     und es geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter  Taten willen leidet und es ertragt,     das ist Gnade bei Gott. ... Und  wenn ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen,     so seid ihr doch  selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem Drohen und erschreckt     nicht.  (1. Petr. 2,20; 3, 14)
Sprecher 2 (Bonhoeffer):
 Licht auf Leinwand 1
 Aber las uns einander versprechen, treu in der Fürbitte für      einander zu bleiben. Ich werde für Dich um Kraft, Gesundheit, Geduld und      Bewahrung vor Konflikten und Versuchung bitten. Bitte Du für mich  um das     gleiche. Und wenn es beschlossen sein sollte, dass wir uns  nicht wiedersehen,     dann las uns bis zuletzt in Dankbarkeit und  Vergebung aneinander denken,     und Gott möge uns schenken, dass wir  einst füreinander bittend     und miteinander lobend und dankend vor  seinem Thron stehen.9
  
Gebet
 Licht auf Leinwand 2 mit Barlach-Bild
 Weihnachten 1943 betete Dietrich Bonhoeffer mit den Worten, mit denen auch wir     uns an Gott wenden:
 Gott, zu Dir rufe ich in der Frühe des Tages.
 Hilf mir beten
 und meine Gedanken sammeln zu Dir; 
 ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster,
 aber bei Dir ist das Licht;
 ich bin einsam, aber Du verlässt mich nicht;
 ich bin kleinmütig, aber bei Dir ist Hilfe; 
 ich bin unruhig, aber bei Dir ist Friede;
 in mir ist Bitterkeit, aber bei Dir die Geduld; 
 ich verstehe Deine Wege nicht, aber
 Du weißt den Weg für mich.
  
Lied
 Kommt Kinder lasst uns gehen
  
ERINNERUNG, TEIL 4
Sprecher 1:
 An der Wende zum Jahr 1943 schreibt Bonhoeffer fast wie ein Prophet.  Als wüsste  er, was auf ihn zukommen wird, denkt er über Gottes Handeln  in der Geschichte     nach. Wo ist Gott gerade auch angesichts des Bösen  in der Zeit des Nationalsozialismus     in Deutschland? Woher bekommen  Menschen die Kraft und den Mut, Widerstand zu     leisten? Voller  Gottvertrauen formuliert er so etwas wie ein Glaubensbekenntnis:
Sprecher 2 (Bonhoeffer):
 beide Leinwände beleuchten; auf Leinwand 1 Bild Konzentrationslager Flossenbürg10

 Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes  entstehen     lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich  alle Dinge zum     Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in  jeder Notlage soviel     Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.  Aber er gibt sie nicht im voraus,     damit wir uns nicht auf uns  selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem     Glauben müsste  alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich     glaube, dass auch  unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind,     und dass es Gott  nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit     unseren  vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum      ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten  wartet     und antwortet.11 (WE 18f)
  
LIED
Sprecher 3:
 Beleuchtung des Engelbildes auf Leinwand 2
 Gott wirkte und wirkt in der Geschichte. Damals und heute. Davon ist  Dietrich     Bonhoeffer überzeugt. Die Geschichten der Bibel geben ihm  recht. Hören     wir eine Widerstandsgeschichte aus alter Zeit. Elia,  Prophet Gottes, wird auf     den Weg geschickt und gerät dabei ins  Fadenkreuz König Ahabs. Elia     ist in Lebensgefahr und flieht. Woher  nimmt er am Ende den Mut, sich gegen den     König zu stellen? Was hilft  ihm? Hören wir seine Geschichte:
Lesung
 1. Könige 19, 1-8
Sprecher 2 (Bonhoeffer):
 Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft  geben     will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus,  damit wir uns nicht     auf uns selbst, sondern allein auf ihn  verlassen.
Lied
 EG 65 Von guten Mächten wunderbar geborgen
  
 MEDITATION
 Zwei Männer in unterschiedlicher Zeit, die sich mit den Herrschenden  anlegen.     Zwei Lebensgeschichten, die in bedrohliche Lagen geführt  haben. Eines verbindet     die beiden so verschiedenen Männer über die  Jahrhunderte hinweg: Sie     erfahren die Nähe Gottes in schwerer Zeit. 
 Elia macht die Erfahrung: Sein Leben steht auf dem Spiel bei der  Erfüllung     seines Auftrages, als er gegen die falschen Götter der  Königin Isebell  kämpft. König Ahab droht ihm den Tod an. Elia will  nicht mehr, legt     sich zum Sterben nieder. Und Gott schickt ihm einen  Engel und speist ihn. Der     Mutlose bekommt wieder Zuversicht.  Gestärkt kann er weiterziehen. 
 
 Dietrich Bonhoeffer ist im Gefängnis. Auch er leidet, ist manchmal  mutlos     und hat Angst vor dem, was kommt. Auch er kämpft gegen die  Mächtigen     seiner Zeit, die seinen Willen brechen und ihm später das  Leben nehmen.     In seiner Gefangenschaft stellt sich ihm Gott in  seinen Worten zur Seite. Bibelworte,     Gesangbuchlieder weiten die  Zellenmauern, schenken innere Freiheit. Worte gegen     die Angst.  Vielleicht sind sie auch ihm wie ein Engel in seiner Einsamkeit  erschienen,     der ihn innerlich und äußerlich aufrichtet. Gott stellte  sich Dietrich     Bonhoeffer zur Seite und gab ihm die  Widerstandskraft, die er in dieser Situation     brauchte.
Gottes Geschichte mit den Menschen geht weiter. Auch  heute schickt er seine     Engel, um Menschen zu stärken und Kraft zum  Widerstand zu schenken - im     Großen wie im Kleinen. Er gibt Menschen  die Kraft, die Stimme für     Menschen zu erheben, denen Unrecht  geschieht - in der Schule, im Sportverein,     der Politik, in den  Familien, in unserer Stadt und unserem Land. Er hat uns     Augen  gegeben, damit wir aufmerksam durch das Leben gehen und sehen, wo  Menschen     unsere Hilfe brauchen. Er hat uns Ohren gegeben, um  zwischen wahren und falschen     Tönen und Botschaften zu unterscheiden.  Er hat uns geschaffen, damit wir     Verantwortung übernehmen für die  Welt um uns herum. 
 
 Das ist schwer. Oft bedeutet es, gegen den Strom zu schwimmen, sich  für     Außenseiter einzusetzen, sich unbeliebt zu machen, isoliert zu  werden.     Aber er schickt auch uns seine Engel, die uns trösten und  stärken,     wenn unsere Kraft nicht auszureichen scheint. Er gibt auch  uns in jeder Notlage     die Widerstandskraft, die wir brauchen. Aber er  gibt sie uns nicht im voraus,     damit wir uns nicht auf uns selbst,  sondern allein auf ihn, Gott, verlassen.     Darauf können wir bauen. In  diesem Vertrauen können wir Augen, Ohren     und Herzen offen halten  für die Welt um uns herum mit ihren Licht- und Schattenseiten.     In  diesem Gottvertrauen können wir durch das Leben gehen, auch gegen den      Strom schwimmen und den Widerstand wagen. Denn Gott wird auch heute  Engel finden,     die uns aufrichten und ermutigen können. Er schenkt  uns die Freiheit der     Kinder Gottes, die wissen, wer der wahre und  einzige Herr dieser Welt ist, nämlich     Gott selbst.
  
LIED
 EG 607 (RT N/B) Vertrauen wagen dürfen wir getrost
  
FÜRBITTEN
 
 Beide Leinwände beleuchten
 Unser Gott, du hast uns geschaffen als Menschen mit einem aufrechten  Gang, als     Menschen, die Verantwortung für sich und andere übernehmen  können.     Mit offenen Augen, Ohren und Herzen sollen wir durch die  Welt gehen und sehen,     hören, spüren und fühlen, was um uns herum  ist. Dietrich Bonhoeffer     war solch ein Mensch, dem wir ein ehrendes  Andenken bewahren.
 
 Wir bitten dich: Schenke auch uns die Sensibilität und Aufmerksamkeit,     die wir dafür brauchen. 
 Alle: Kyrie ( gesungen nach EG 178.9)
 Unser Gott, es gibt viel Schönes auf dieser Erde. Du gibst es in  unsere     Hände, damit wir das Leben genießen können. Dafür danken      wir. 
 Lass uns aber die Augen nicht vor Unrecht und Leid verschließen.
 Gib uns den Mut, die Stimme für die zu erheben, die am Rande stehen.
 Gib uns die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen und Ungerechtigkeit  beim Namen     zu nennen. Stelle dich uns zur Seite, wenn wir kraftlos  und müde werden.     Sende uns einen Engel, wenn wir Ermutigung und  Stärkung brauchen. 
 Alle: Kyrie
Wir bitten 
 für alle, die in Ängsten leben, 
 dass sie Frieden haben.
 Für alle, die verloren umherirren und unter Kriegen leiden, 
 dass sie eine Heimat finden.
 Für alle, die hungern,
 dass sie satt werden.
 Alle: Kyrie
 Für alle, die die Zukunft fürchten, 
 dass sie vertrauen.
 Für alle, die gescheitert sind, 
 dass sie neue Chancen bekommen.
 Für alle, die schuldig geworden sind,
 dass ihnen vergeben wird. 
 Alle: Kyrie
 Für die Mächtigen,
 dass sie um ihre Grenzen wissen.
 Für alle, die in Wissenschaft und Wirtschaft Verantwortung tragen,
 dass sie dem Leben dienen und nicht ihren eigenen Interessen folgen.
 Für die Kleinmütigen und Resignierten,
 dass sie auf dich bauen und Veränderungen wagen. 
 Alle: Kyrie
Unser Gott, schenke uns alles, was wir zum Leben brauchen. Sei du bei uns in guten und in schweren Tagen. Hilf uns, so zu leben, wie du uns gedacht hast in Verantwortung vor dir und den Menschen.
Gemeinsam beten wir zu dir:
VATERUNSER
 
 
SEGEN
Guter Gott, segne meine Hände,
 dass sie behutsam sind,
 dass sie halten können,
 ohne zur Fessel zu werden,
 dass sie geben können ohne Berechnung,
 dass ihnen innewohnt
 die Kraft zu trösten und zu segnen.
Gott, segne meine Augen,
 dass sie Bedürftigkeit wahrnehmen,
 dass sie das Unscheinbare 
 nicht übersehen,
 dass sie hindurchschauen
 durch das Vordergründige,
 dass andere sich wohlfühlen können
 unter meinem Blick.
Gott, segne meine Ohren,
 dass sie deine Stimme hören,
 dass sie hellhörig sind
 für die Stimmen der Not,
 dass sie sich verschließen
 für den Lärm und das Geschwätz,
 dass sie das Unbequeme nicht überhören.
So segne uns der allmächtige und barmherzige Gott, 
 der Vater, der Sohn mit dem Heiligen Geist. Amen.
MUSIK
Literatur
- Geeignetes Unterrichtsmaterial findet sich u.a. in: Religion. Unterrichtsmaterialien Sek. I, Evangelisch, Jahrgangsstufe 9/10, Nr. 4/2001, Bergmoser+HÖLLER VERLAG Gmbh; Weber, M.: Freiheit zum Leben. Dietrich Bonhoeffer für Jugendliche, Gütersloh 2000; Bethge, E. u.a.: Dietrich Bonhoeffer. Sein Leben in Bildern und Texten, München 1986; darüber hinaus gibt es Unterrichtsmaterial zu Filmen über Dietrich Bonhoeffer "Die letzte Stufe" und "Brautbriefe - Zelle 92"
- Quelle: Bethge, E. u.a.: Dietrich Bonhoeffer. Sein Leben in Bildern und Texten, München 1986, S.143; das Foto kann auf eine Folie gezogen werden und mit einem OHP auf die Leinwand projiziert werden. M1)
- Bonhoeffer, Dietrich: Widerstand und Ergebung. Hrsg. Von Bethge, E.; München 1951, S. 26f
- Bethge, E. u.a.: Dietrich Bonhoeffer. Sein Leben in Bildern und Texten , a.a.O., S.205 M2
- Bonhoeffer, D.: Widerstand und Ergebung, a.a.O., S. 64f
- Bethge, E. u.a.: a.a.O., S. 207
- Quelle: Berg, S: Mit Engeln durchs Jahr , Stuttgart 1998, S.125 M3 Lithographie, 1916 aus der Folge "Der Bildermann"
- Bethge, E. ua.: a.a.O., S. 207 M4
- Bonhoeffer, D.: Widerstand und Ergebung, a.a.o., S. 70ff
- Bethge, E. u.a.: a.a.O., S.231
- Bonhoeffer, D.: a.a.O., S. 18f
- aus: Bartels, R.-R. u.a. (Hrsg): Beten, Themenheft 21, Evangelische Jugend, Landesjugendpfarramt, 1997, 12.00
 
