Konfis lesen Psalmen

von Andreas Behr

 

 

Vorbemerkung

Dies ist eine digitale Konfi-Einheit zu dem Psalmen. Am Ende steht eine Psalmlesung, in der alle Konfis gemeinsam einen Psalm aus der Bibel und einen eigenen Psalm lesen. 

Dazu braucht es folgende Bedingungen: 

  • Die Konfis brauchen ein Smartphone.
  • Über einen Messenger oder die KonApp sollte die Konfi-Gruppe verbunden sein.
  • Im Team, das die Konfi-Arbeit verantwortet, muss jemand in der Lage sein, Audiodateien zu bearbeiten.
  • (Für das Ergebnis ist es schön aber nicht notwendig, wenn sich im Team auch Leute finden, die wissen, wie eine Audiodatei mit Bildern unterlegt und so zu einem kleinen Film gemacht werden kann, der ins Netz gestellt wird.)

Ein einfaches Beispiel für so eine Lesung, die mit ein paar Bildern unterlegt ist, finden Sie hier1)https://www.youtube.com/watch?v=u0ezZVosl-o 

 

Ablauf

1.    Wichtige Texte der Konfis

Die Konfis sollen einen (oder ggf. auch mehrere) Text(e) aussuchen, die ihnen wichtig sind. Das können Sätze aus Songtexten, aus Büchern oder natürlich auch aus der Bibel sein. Vielleicht kursieren in manchen Familien Sprichworte oder Alltagsweisheiten. Zu denken wäre evtl. auch an Bauernregeln oder Sätze, die Erwachsene, z.B. in der Schule oder im Konfer einmal gesagt haben und die hängen geblieben sind. Zitate aus Filmen könnten ebenfalls in die Sammlung finden. 

Die Sammlung wird den Konfis zugänglich gemacht. Es hilft, die Sätze in einem Dokument zusammenzustellen und z.B. als pdf zu verschicken. (Zu klären ist hier, wie Konfis zuhause technisch ausgestattet sind. Im besten Fall haben sie Zugang zu einem PC, so dass sie das Dokument nicht nur auf dem Handy anschauen können; vielleicht ist sogar ein Drucker vorhanden. Andernfalls könnte die Liste auch ausgedruckt und per Post versandt werden.)

Alle Konfis für sich sollen die Zitate nun zu Gruppen zusammenfassen und zwar, indem sie die einzelnen Sätze jeweils einer der folgenden Überschriften zuordnen (Mehrfachnennungen sind möglich): 

  • Dankbarkeit
  • Mut, Kraft, Stärke
  • Angst und Sorge
  • Freude
  • Klage
  • Lob (der Natur, des Lebens, Gottes, ...)
  • Freiheit
  • Gebet
  • ...

Die Zuordnung wird nicht weiter überprüft. Es geht hier darum, dass Konfis merken, dass ihre Sätze verschieden Text-Genres zugeordnet werden können. Diese Aufgabe ist nicht für alle Konfis gleichermaßen anspruchsvoll; auch das ist ein Grund, warum die Ergebnisse nicht veröffentlich werden. Das führt sonst schnell zu Leistungsdruck und macht Unterschiede zwischen den Konfis deutlich, was hier nicht gewollt ist. 

In der Gruppe (z.B. in der KonApp) sollte die Möglichkeit bestehen, Fragen zu diskutieren, wenn einzelne Konfis nicht sicher sind, zu welcher Überschrift sie einen Satz zuordnen sollen. Ggf. kann die Gruppe auch neue Überschriften einführen, wenn einzelne Sätze aus Sicht der Konfis gar keiner Überschrift zugeordnet werden können. (Es ist auch möglich, einzelne Sätze mehreren Überschriften zuzuordnen.)


2.    Grundlagen

Die Konfis bekommen grundlegende Informationen zum Psalter. Vorsicht: Die Jugendlichen sollen nicht gleich Theologie studieren. Sie sollen aber eine Vorstellung davon bekommen, dass...

  • es sich bei den Psalmen um Gebete, Lieder und Gedichte handelt, 
  • diese Texte sehr alt sind, 
  • über Jahrtausende Menschen diese Texte wichtig fanden
  • und diese Texte ebenfalls den Überschriften zugeordnet werden können, d.h. dass es eben Klage und Lob, Freudenlieder und Angstlieder etc. gibt. 

Im besten Fall drehen Teamer*innen dazu einen PaperClip, also ein kurzes Erklärvideo. Wie das geht und warum das pädagogisch wertvoll ist, ist hier zu sehen2)

https://blogs.rpi-virtuell.de/praxiskonfirmandenarbeit/2018/05/16/die-simple-show-fuer-konfis/ 

Der Text für das Video könnte z.B. so lauten: 

Heute erklären wir euch, was ein Psalm ist. – So wird das geschrieben. 
Dazu müssen wir erst mal eine Zeitreise machen. 
Denn die Psalmen stammen nicht von heute.
Auch nicht von vor hundert Jahren. 
Vor 500 Jahren, als Martin Luther lebte, waren Psalmen auch schon sehr alt. 
Vor 2000 Jahre lebte Jesus Christus. 
Und wenn wir dann noch mal mindestens 500 Jahre und mehr zurückgehen, dann kommen wir in einen interessanten Bereich. 
Damals hatten die Menschen ein Instrument, das man Psalter nennt. Ein Saiteninstrument. Ungefähr so das aus. 
Außerdem haben die Menschen damals nicht nur gebetet – das machen Menschen immer - 
sondern sie haben diese Gebete auch aufgeschrieben.
Nicht auf Deutsch, sondern auf Hebräisch. So sieht da das Wort für Gott in Hebräisch aus. 
Manche Gebete waren Klagen.
Andere waren zum Mut machen da. Sie sollten Kraft geben. 
Manche Gebete waren Bitten. 
Andere waren Dank und viele auch Lob. Also, ein Lob für Gott. 
150 solcher Gebete sind im Laufe vieler Jahre zusammengekommen. Manche verstehen wir heute nur noch schwer, andere sind bis heute aktuell. 
Die 150 Gebete wurden gesammelt und in einem Buch zusammengestellt. 
Und weil man viele der Gebete vertont hatte, konnte man sie nicht nur sprechen, sondern auch singen. 
Als Instrument dafür hat man den Psalter genommen. 
Und deshalb wurden die Gebete Psalmen genannt. 
Ein Psalm ist also eigentlich ein Gebet, das man mit einem Saiteninstrument begleiten kann. 
Und die Sammlung der 150 Psalmen hat man dann so genannt wie das Instrument: Psalter. 
Heutzutage spielen wir eher Gitarre. Die alten Melodien sind verloren gegangen. Neue Lieder wurden geschrieben. 
Aber die Psalmen gibt es immer noch. 
In den meisten Bibel finden wir – ungefähr in der Mitte – ein Buch mit dem Namen eines Instruments: Der Psalter. 

Einen Paperclip mit diesem Text finden Sie hier: 
https://www.youtube.com/watch?v=sf-i3i3nKsE&t=6s 


3.    Konfis entdecken Psalmen

Die Konfis bekommen nun einige Tage Zeit, in den Psalmen auf Entdeckungsreise zu gehen. 

Sie können in ihrer Konfi-Bibel blättern oder in Online-Bibelausgaben (Bibelserver, Basis-Bibel, Volxbibel) stöbern. 

Ihre Aufgabe ist es auch hier, einen (oder mehrere) Sätze aus dem Psalter auszusuchen, die sie ansprechen. Sie können dabei schauen, ob sie in den Psalmen Texte finden, die zu den Sätzen passen, die sie selber anfänglich ausgesucht haben. 

Wichtig ist: In den Tagen, in denen die Konfis schmökern, ist regelmäßig eine hauptamtliche Person als Fachmensch in der Gruppe, um Verständnisfragen zu beantworten. (Konfis stellen ja oft nicht so gerne Verständnisfragen (z.B. Was ist denn eine Aue?). Sie könnten ein wenig durch einen kleinen Wettbewerb dazu animiert werden: Es gilt schwierige Worte oder Zusammenhänge zu finden, die auch die Hauptamtlichen nicht sofort und ohne Recherche beantworten können...)

Die Sätze, die von den Konfis aus den Psalmen ausgesucht werden, stellen diese wieder in die Gruppe. Auch sie werden in einem Dokument gesammelt und dabei schon den o.g. Überschriften zugeordnet. (D.h. die Konfis sollen nicht nur ihren Satz senden, sondern auch mitteilen, welcher Rubrik dieser Satz angehört.)


4.    Konfis lesen einen Psalm

Die Konfis lesen nun einen Psalm bzw. sprechen diesen ein. 

Dazu sind ein paar Vorüberlegungen und Vorbereitungen notwendig: 

  • Zunächst muss der Psalm festgelegt werden. Das geschieht in diesem Fall durch die Hauptamtlichen bzw. durch das Team, das den Konfer verantwortet. Ein Schöpfungspsalm wäre denkbar, evtl. auch ein Klagepsalm, Psalm 8 oder Psalm 1 haben sich in manchen Konfi-Gruppen bewährt. Hier sei aber Psalm 23 vorgeschlagen, aus mehreren Gründen: 1. Der Text gehört zu den Grundtexten, die in der Konfi-Zeit erschlossen werden sollen; 2. die Lesung der Konfis eignet sich dann gut für Andachten oder anderweitigen Einsatz in der Gemeinde, weil der Psalm in allen Generationen vertraut oder zumindest bekannt ist; 3. Psalm 23 enthält Sätze aus unterschiedlichen Genres, er macht Mut, er ignoriert die dunklen Täler nicht, er beschreibt Hoffnungsbilder, hat die Realität von Anfeindungen im Blick usw. 
  • Zu überlegen ist auch, welche Übersetzung für die Konfis geeignet ist. Fremde Worte gehen nicht so leicht über die Zunge. 
  • Es muss sichergestellt sein, dass die Konfis alle Worte und Sätze verstehen. Das bedeutet, es werden auch die Worte erklärt, die nicht nachgefragt werden. Wenn man sich für die Lutherübersetzung entschieden hat, kann man davon ausgehen, dass die meisten Konfis nicht wissen, was eine Aue ist oder was erquicken bedeutet. Auch das mit dem Stecken und Stab bedarf evtl. einer Erklärung. Konfis neigen auch dazu, den letzten Satz des Psalms so zu verstehen (und bei einer Lesung entsprechend zu betonen), als würde hier von einem Mann die Rede sein, der mit Nachnamen Immerdar heißt (ich werde bleiben im Hause des Herrn Immerdar). Womöglich nötigt auch der erste Vers zu einer Erklärung bzw. einer Verstehenshilfe: Im Moment erleben wir ja trotz des guten Hirten eine Zeit des Mangels (z.B. an sozialen Kontakten); der Psalm regt aber an, dies nicht als Leiden zu sehen, weil Gott auch im Mangel bei uns ist. So sind auch weitere Verse vielleicht nicht so sehr als Tatsachenbeschreibung zu verstehen, sondern als Durchhalteparole, gerade wenn ich eben doch unter dem Mangel leide oder Unglück im finsteren Tal fürchte. 
  • Womöglich ergibt sich auch eine Diskussion darüber, ob und wie ein solcher Psalm heute gesprochen werden kann. Das müssen die Konfis je für sich klären. Es mag der Hinweis hilfreich sein, dass dieser Psalm heute bestimmt von Menschen gebetet wird, die damit nicht zuletzt zum Ausdruck bringen, dass Gebet als gelebter Glaube diesen Glauben „in der Gestalt der ehrlichen und wütenden Klage, der Gestalt der erschöpften Bitte, aber auch in der Gestalt des mutigen Dankes und nicht zuletzt in der Gestalt des verwegenen Lobes“3) sichtbar macht.

Der Text wird nun unter den Konfis aufgeteilt, und zwar so, dass niemand den ganzen Psalm lesen muss, dass aber alle Sätze von mindestens zwei Konfis gelesen werden. Es ist hilfreich, wenn man den Psalm den Konfis auch als Dokument, ggf. auch als Ausdruck zukommen lässt und ihn dabei schon übersichtlich in Sinnabschnitte gegliedert hat, z.B. so4)

Ein Psalm Davids. 
Der Herr ist mein Hirte, darum leide ich keinen Mangel. 
Er bringt mich auf Weideplätze mit saftigem Gras 
und führt mich zu Wasserstellen, an denen ich ausruhen kann. 
Er stärkt und erfrischt meine Seele. 
Er führt mich auf rechten Wegen 
und verbürgt sich dafür mit seinem Namen. 
Selbst wenn ich durch ein finsteres Tal gehen muss, 
wo Todesschatten mich umgeben, 
fürchte ich mich vor keinem Unglück, 
denn du, Herr, bist bei mir! 
Dein Stock und dein Hirtenstab geben mir Trost. 
Du lädst mich ein und deckst mir den Tisch selbst vor den Augen meiner Feinde. 
Du salbst mein Haupt mit Öl, um mich zu ehren,
und füllst meinen Becher bis zum Überfließen. 
Nur Güte und Gnade werden mich umgeben alle Tage meines Lebens, 
und ich werde wohnen im Haus des Herrn für alle Zeit.

Die Konfis nehmen ihre Sätze bzw. Satzabschnitte mit dem Smartphone auf. Wenn sie zufrieden sind, schicken sie die Audiodatei an die Verantwortlichen oder posten sie einfach in der Gruppe. Letzteres hat den Effekt, dass zwar alle schon mal Schnipsel hören können, aber noch niemand den ganzen Psalm. 


5.    Der Psalm der Konfis wird zusammengeschnitten und veröffentlicht

Das Team, das für die Konfi-Arbeit verantwortlich ist, sammelt die Audiodateien, sucht die jeweils besten Lesungen heraus und schneidet sie zu einer Lesung zusammen. Dabei müssen natürlich alle Konfis zu Wort kommen. 

Der fertige Psalm kann ggf. noch mit Bildern unterlegt werden. Auch diese können von den Konfis beigesteuert werden. Das heißt, alle machen Bilder, die ihren Textabschnitt illustrieren. Oder das Team der Verantwortlichen sucht Bilder aus, z.B. aus der Kirche der Gemeinde. Möglicherweise freuen sich viele Menschen und auch die Konfis, dass ihnen das Kirchgebäude, das sie zur Zeit nicht oder nur bedingt betreten dürfen, auf diese Weise nahe kommt. 

Der fertige Psalm (als Film oder als Audiodatei) wird im Netz veröffentlicht. 


6.    Konfis entwickeln und lesen einen eigenen Psalm

Im letzten Schritt nehmen die Konfis sowohl den Satz bzw. einen der Sätze auf, die sie selber ausgesucht haben (s.o. 1.), als auch einen Satz aus einem Psalm, der sie angesprochen hat (s.o. 3.). 

Die Audiodateien werden erneut gesammelt und zu einem Psalm zusammengefügt. Dabei kann sich an folgender Reihe orientiert werden: Klage, Mut machen bzw. Zuspruch, Bitte, Dank, Lob. Das heißt, zuerst werden die Texte aufgenommen, die eine Klage formulieren usw. Die Konfis sollten deshalb dazu schreiben, wie sie den Text, den sie eingelesen haben, verstehen. 

Auch hier ist es wieder möglich, die Audiodatei mit Bildern zu einem Film auszubauen bzw. zu einer Diashow. 

Auf jeden Fall wird auch dieser Psalm veröffentlicht. Er kann z.B. auch im Vorstellungsgottesdienst  oder bei der Konfirmation den Gottesdienst bereichern. 
 

  1. Sie hören die Konfis der Kirchengemeinde Erichshagen. An dieser Stelle herzlichen Dank an Pastor Andreas Iber, der die Idee mit seinen Konfis ausprobiert hat. (Fotos und Filmbearbeitung: Andreas Behr.)
  2. Falls der Link nicht funktionieren sollte, geben Sie in eine Suchmaschine ein: „Konfikaktus“ und „Paperclip“.
  3. Günter Thomas: Im Schatten der Krise. Die Corona-Pandemie provoziert das theologische Nachdenken, in zeitzeichen 5/2020, S. 12 ff, dieses Zitat: S. 13 f. 
  4. Neue Genfer Übersetzung.
  5. Solle es leider gar nicht möglich sein, einen Vorstellungsgottesdienst5) zu feiern, sind die beiden Konfi-Lesungen zumindest ein kleiner Ersatz, denn auch damit stellen sich die Konfis ja vor.