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Theodor Ziegler
Motive und Alternativentwürfe christlicher Pazifisten.
Die vorrangige Option der Gewaltfreiheit im Religionsunterricht der Kursstufe
(Evangelische Hochschulschriften Freiburg, Band 8).
V&R unipress, Göttingen 2018
ISBN 978-3-8471-0898-6
426 Seiten, 50,00 €

Das Leitbild des gerechten Friedens begründet als prima ratio die „Option für die Gewaltfreiheit“ oder den „Vorrang der Gewaltfreiheit“, was militärische Gewalt als ultima ratio und als einen Grenzfall einschließt. Der Autor Theodor Ziegler stellt die friedensethische Frage auf den 426 Seiten seines Buches grundsätzlicher: Muss nicht die Gewaltfreiheit ausschließlich gelten? (33) Damit stärkt er den Trend in der friedensethischen Diskussion, die ultima ratio militärischer Gewalt zu überwinden.

Theodor Ziegler, Lehrbeauftragter an der Evangelischen Hochschule Freiburg und Mitglied im Leitungskreis des Forum Friedensethik in der Evangelischen Landeskirche in Baden, erfahren in der kirchlichen Jugendarbeit, in der Seelsorge für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende sowie im Religionsunterricht, hat im Rahmen seiner Dissertation fünfzehn Pazifist*innen zu ihren Motivationen und Alternativentwürfen befragt und die Ergebnisse in zehn Hauptthesen zu Merkmalen einer christlich-pazifistischen Einstellung für die schulische Friedensbildung im Religionsunterricht der Kursstufe verdichtet. Gesprächspartner*in von Ziegler waren Harald Bretschneider, Eugen Drewermann, Theodor Ebert, Fernando Enns, Ute Finckh-Krämer, Albert Fuchs, Hans Häselbarth, Ullrich Hahn, Ullrich Lochmann, Stefan Maaß, Paul Oestreicher, Ulrich Parzany, Paul Russmann, Horst Scheffler und Markus Weingardt. Seine unmittelbaren Zielgruppen sind die Schüle*‘innen der Mittel- und der Oberstufe und die dort unterrichtenden Lehrkräfte. Mittelbar sind jedoch alle angesprochen, die an der Überwindung und Verminderung von Gewalt arbeiten.

Die Forschungsfragen der religionspädagogischen Arbeit sind: Wie lässt sich eine christlich-pazifistische Einstellung theologisch, religionspädagogisch und ethisch begründen? Welche Perspektiven eröffnet sie und wie lassen diese sich realisieren? Welche Grundfragen und Probleme sind damit verbunden und welche Folgerungen ergeben sich daraus für die Befassung im Religionsunterricht der Oberstufe? (75). Das sind Fragen zur Bildung für den Frieden.

Antworten auf die Forschungsfragen geben die aus den Interviews und den 84 Teilthesen gewonnenen zehn Hauptthesen (360ff.).
Das Buch bereichert die religionspädagogische Literatur um ein profiliertes, thematisch auf die Gewaltfreiheit zugespitztes Werk. Die Antworten, die Ziegler durch die Interviews auf seine Forschungsfragen erhalten hat, sind nicht nur für den Religionsunterricht bedeutsam. Sie gelten auch für die aktuelle Diskussion zu Friedenstheologie und Friedensethik in den evangelischen Kirchen in Bezug auf die in diesem Jahr in Dresden bevorstehende Synode der EKD zum Thema „Frieden“ und das Denken und Argumentieren von Einzelnen, Gruppen in und außerhalb der verfassten Kirchen, insbesondere für Netzwerke wie die Ökumenische Konsultation Gerechtigkeit und Frieden (ÖKGF). Ziegler bereichert die Diskurse in der Friedenspädagogik durch eine klare pazifistisch begründete Stellungnahme. Deshalb ist seinem Buch nicht nur für den schulischen Religionsunterricht eine größere Verbreitung zu wünschen, sondern darüber hinaus auch bei allen friedenstheologisch und friedensethisch interessieren Menschen.

Ulrich Frey