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Sönke Zankel und Niklas Günther
Forschendes Lernen und Projektarbeit im Religionsunterricht
Beispiele für die schulische Praxis.
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019 ISBN 978-3-525-77024-5 93 Seiten, 14,99 €

Wer auf der Suche nach Ideen für Projektarbeit im Religionsunterricht ist oder wer sich bisher noch nicht so richtig an Projektarbeit herangetraut hat, weil er die Tücken des Schüler*innenverhaltens dabei fürchtet, dem kann das Buch des Autorenduos Zankel und Günther wärmstens empfohlen werden.

Die beiden Autoren, Sönke Zankel 2013 mit dem Deutschen Lehrerpreis für Unterricht innovativ ausgezeichnet und Niklas Günther, Studienleiter für Evangelische Religion am „Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins“, bringen viel unterrichtspraktische Erfahrung mit und beschreiben engagiert Praxisbeispiele, die im Unterricht umsetzbar sind.

Das nur 91 Seiten zählende Büchlein ist in fünf Abschnitte gegliedert. Die letzten beiden Abschnitte beschreiben konkrete Praxisbeispiele für Projektarbeiten und Forschendes Lernen, die für Lerngruppen ab dem Sekundarbereich I geeignet sind. Jedes Projekt wird ausführlich beschrieben: Der (sehr unterschiedliche) Zeitaufwand wird benannt, Akteure, die zum Gelingen des Projektes einbezogen werden müssen, werden aufgelistet, mögliche Probleme bei der Durchführung bedacht, Differenzierungsangebote vorgeschlagen und erwartete Widerstände der Schüler*innen in den Blick genommen. So ist eigentlich alles aufbereitet, was im Vorfeld eines Projektes von Lehrer*innenseite zu bedenken ist. Die Praxisbeispiele für Projektarbeiten reichen von einer Werkstatt zu Kreativem Schreiben über die Arbeit mit Senior*innen zum Themenfeld Demenz und Erinnerung bis zur Organisation einer Werbekampagne für Fairen Handel und Weltläden. Beim Forschenden Lernen stehen Befragungen im Vordergrund, z.B. zur Bedeutung sozialen Engagements in der Heimatstadt oder zu Einstellungen zur Sexualität bei Vertretern der Religionen. Aber auch die Betrachtung und Deutung von Denkmälern im Ort und die Analyse von Traueranzeigen werden als Ideen für Forschendes Lernen präsentiert. Lehrkräften, die eines der Praxisbeispiele umsetzen wollen, wird außerdem deutlich, worin ihre vorbereitende Arbeit besteht: Aus Archiven fünfzig Jahre alte Zeitungsartikel besorgen, z.B., den Kontakt zum Seniorenheim aufnehmen, Informationsmaterial vorbereiten und natürlich insgesamt für den Rahmen und die Bedingungen einer projektorientierten Arbeit sorgen. Dieser Frage ist das dritte Kapitel des Buches gewidmet: „Projekte organisieren und Forschendes Lernen gestalten“ ist es überschrieben. Darin finden Lehrer*innen hilfreiche Tipps für die Anleitung von Gruppenarbeiten und Hinweise darauf, wie Methoden aus dem Projektmanagement auch für die Arbeit von Schüler*innengruppen genutzt werden können. Schließlich gibt es Hinweise für das professionelle Verfassen von E-Mails, zur Bekanntmachung der Projektarbeiten und zur Recherche, die dann natürlich von der Lerngruppe zu leisten ist.

Die ersten beiden Kapitel des Werkes bieten grundsätzliche didaktische Reflexionen zur Projektarbeit und zum Forschenden Lernen, zu Kompetenzbezügen, zur Rolle der Lehrkraft und zu Lernchancen wie -risiken.

Den Autoren gelingt es, dem Rezensenten noch mehr Lust auf Projektarbeit und Lust auf Forschendes Lernen zu machen. Alle Projekte sind für den Schulalltag tauglich. Sie sind handlungs- und subjektorientiert und damit auch für die Arbeit mit Konfirmand*innen bestens geeignet.

Oliver Friedrich