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Wert der Arbeit, Kurzfilm s/w 2015, Regie: Matthias Koßmehl, Buch: Brix Vinzenz Koethe , Produktion: HMS – HamburgMediaSchool, Caroline Scheller, Bezug: www.filmwerk.de

Bodo ist Straßenkehrer. Ein stiller Typ, der abends, wenn die Geschäfte geschlossen haben und das Partyvolk die Straßen belebt, ruhig und gründlich seiner Arbeit nachgeht. Ein bisschen einsam kommt er einem vor. Im Leben bekommt er nichts geschenkt, das wird schon in der Eingangssequenz deutlich, wenn ihm die Bedienung in der Kantine ein paar Croutons für die Suppe verweigert.

Eines Nachts kommt Bodo an einem hell erleuchteten Schaufenster vorbei. Drinnen feiern Leute eine Vernissage. Bodo tritt an das Schaufenster und blickt hinein. Vor sich sieht er eine großformatige Fotografie, auf der ein Straßenkehrer mit Müllzange abgebildet ist – er selbst.

Bodo betritt den Ausstellungsraum, ohne dass jemand Notiz von ihm nimmt. Er betrachtet das Bild genau, dann nimmt er es einfach von der Wand. Einzig die Bedienung bemerkt ihn und nickt ihm aufmunternd zu. Als er mit dem Bild verschwunden ist, hängt sie die Müllzange und die Mütze des Straßenkehrers an die Wand. Diese ersetzen nun das eigentliche Kunstwerk.

Am nächsten Tag hat sich in der Kantine etwas verändert. Alle sind fröhlich und Bodo bekommt nicht nur ein Lächeln, sondern auch reichlich Croutons geschenkt. Der Grund für die Veränderung ist das Bild, das er über der Essensausgabe aufgehängt hat.

Gute Filme haben keine eindeutige Botschaft. Deshalb kann man sie zu verschiedenen Themen einsetzen. Eine mögliche Deutung dreht sich um die Frage, wie Bodo sichtbar wird. Er, der übrigens erst im Nachspann einen Namen erhält, wird von Kollegen und Kolleginnen ebenso übersehen wie von den Angehörigen der High Society, die auf der Vernissage zusammenkommen. Aber eine Künstlerin hat Bodo gesehen, so ist er zum Teil einer Ausstellung geworden. Er nimmt sich sein Recht am eigenen Bild im ganz wörtlichen Sinne, indem er sich das Kunstwerk, auf dem er abgebildet ist, aneignet. An seiner Stelle lässt er sein Werkzeug in der Ausstellung zurück.

So macht sich Bodo einerseits im fremden Milieu erneut unsichtbar, andererseits wird er aber ab sofort im eigenen Umfeld wahrgenommen und zwar nicht als Person auf einem Bild, sondern auch und vor allem als Mensch, der etwas für sich und andere getan hat.

Interessant dabei ist, dass Bodo kein Selfie von sich macht und postet, stattdessen funktioniert er das Kunstwerk zu einem Selfie im Sinne eines Selbstporträts um, das er dann in seinem eigenen Netzwerk ausstellt, das eben nicht digital funktioniert. So hat er es ja von Anfang an mit realem Müll zu tun und gehört nicht in die virtuelle Welt der Kunst.

Die DVD enthält Arbeitsmaterialien, unter anderem auch Standbilder aus dem Film im DVD-ROM-Teil. Das Einsatzalter ist ab 13 Jahren empfohlen. Eine Möglichkeit, wie der Film im Konfirmandenunterricht bzw. in Sek I eingesetzt werden kann, findet sich auf Seite 43 in diesem Heft. Bezug der DVD über die Katholische Filmwerk GmbH (www.filmwerk.de). Hier sind die Arbeitsmaterialien auch als pdf-Datei kostenfrei herunterladbar.

Andreas Behr

Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2017

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