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Reiner Andreas Neuschäfer: Alles aus!? Kopiervorlagen zum Thema Trauer, Trost und Hoffnung. Sekundarstufe I,
ISBN 978-3-525-61600-0, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, 64 Seiten, 16,90 Euro

Das Layout des Covers signalisiert sofort: Diese Kopiervorlagen gehören in den Kontext des Büchleins „Das brennt mir auf der Seele“. Was Reiner Andreas Neuschäfer für eine seelsorgerliche Schulkultur dort entfaltet hat, ist hier auf ein Thema hin in Form von Kopiervorlagen bearbeitet. Auf nur einer halben Seite (Seite 7) erfährt der Leser, die Leserin, wie der Kontext für die Kopiervorlagen gedacht ist: „Wenn Tod ins Leben einbricht, machen sich Sprach-,
Hilf-, Hoffnungslosigkeit breit. Gut, wenn jemand da ist, der das auffängt. Besser noch, wenn Jugendliche auf ein Netz von Denkmöglichkeiten, Handlungsmöglichkeiten, Möglichkeiten im Umgang mit Schock, Abschied, Trauer zurückgreifen können. Das Material will dazu anregen, solch ein Netz zu knüpfen.“ Präventiv ist es also gedacht. Es sind keine Kopiervorlagen, die sich mal schnell einsetzen lassen, wenn es gilt, einen aktuellen Todesfall an der Schule zu bearbeiten. Es sind – das liegt in der Natur von Kopiervorlagen! – auch keine Vorlagen mit didaktischen Kommentaren zum Einsatz und zur Auswertung, zum Zeitbedarf, zur thematischen Verankerung, nicht mal zur Klassenstufe. Sie sind gedacht für die schnelle „Vorbereitung“. Trotzdem wünscht man sich, diese Vorbereitung möge bei diesem Thema so schnell nicht sein. Denn die Kopiervorlagen sind schön gestaltet, sie enthalten Anregungen, Fragen, Leerstellen. Der Unterricht, für den sie gedacht sind, lebt von einer vertrauensvollen Atmosphäre, von einer Haltung der Achtsamkeit und der Wertschätzung, von einer Lehrkraft, deren erster Gedanke nicht ist: Wie soll ich das jetzt bewerten? So findet sich am Ende des Heftes ganz stimmig ein „Auswertungsbogen für das Ende einer möglichen Unterrichtsreihe oder Projektwoche, der nach längerer Beschäftigung mit dem Thema danach fragt, welchen Weg der Einzelne gegangen ist und welche Erfahrungen er mitnehmen wird.“ (Seite 6).

Ob ich mir die Kopiervorlagen in einer gemischten Lerngruppe aus vier Klassen mit 30 Kindern in der (Vor-)Pubertät vorzustellen vermag, in der man die Hälfte der Stunde damit zubringt, dass die Kinder sich gegenseitig ausreden lassen und einander zuhören, weiß ich nicht. Ich kann sie mir aber als Material für Lernstationen und für Einzel- oder Partnerarbeit vorstellen. Und als Anregung für die eigene Unterrichtsvorbereitung jenseits des Gangs zum Kopierer. Wenn diejenigen, die die Kopiervorlagen nutzen, zuvor Neuschäfers Büchlein „Das brennt mir auf der Seele“ gelesen haben, sind sie eingestimmt auf eine seelsorgerliche Schulkultur, in der für bloße „Zettel-Wirtschaft“ kein Raum mehr bleibt.

Bärbel Husmann