„… geheiligt werde dein Name“ – Ein Unterrichtsbeispiel zur ersten Bitte des Vaterunser für das 3./4. Schuljahr

Von Anna-Maria Klassen

 

Der Kontext der Unterrichtsstunde

Das Vaterunser – ein Text, mit dem die Botschaft Jesu im Kern ausgesagt ist, der zum Zentrum der christlichen Überlieferung und Glaubenspraxis 1 gehört und der Christenmenschen aller Zeiten, aller Konfessionen und jeden Ortes miteinander verbindet. Wenn sie nicht wissen, was sie beten sollen, so können sie diese Worte gebrauchen. Aber wissen sie, was sie da beten? „Was ist das?“, fragen die Lehrer der Kirche.2 „Was ist das?“, fragt auch die Unterrichtseinheit Mit Gott reden – Das Vaterunser (3./4. Schuljahrgang), in deren Kontext die vorgestellte Stunde steht. In der Einheit wird die Besonderheit der christlichen Rede zu Gott erarbeitet, indem der nicht immer leicht verständliche Text des Vaterunser gedeutet wird. Beginnend mit einer allgemeinen Stunde zu Wesen und Funktion des Gebets schreitet die Einheit die einzelnen Bitten des Vaterunser Stunde für Stunde ab. Eine fortlaufende Ergebnissicherung in Form eines Vaterunserhefts (M 1)3 ist sinnvoll, um den Zusammenhang der einzelnen Stunden für die Schüler und Schülerinnen zu verdeutlichen.

Die für Jesus charakteristische Anrede Gottes als Vater fungiert als Überschrift für das gesamte Gebet, vor deren Hintergrund die einzelnen Bitten zu verstehen sind. 4 Aus der Beziehung des Kindes Gottes zu seinem Vater heraus sind die Betenden dazu befähigt, Gott zu vertrauen und um alles zu bitten, was sie für ein gelingendes Leben benötigen. Die Bitte „… geheiligt werde dein Name“ schließt sich als erste der sieben Bitten direkt an die Anrede an und steht damit zu jener in enger inhaltlicher Verbindung.

Die Stunde baut dementsprechend auf die Erarbeitung des Bildes von Gott als Vater auf. Die Schüler und Schülerinnen kennen bereits verschiedene Gottesnamen und können benennen, aufgrund welcher Eigenschaften Gott als Vater angeredet werden kann (z. B. Gott liebt uns, hilft uns, begleitet uns, gibt uns Leben, beschützt uns, tröstet uns, vergibt uns, gibt uns Mut, vertraut uns). Was es bedeutet, den Vaternamen zu heiligen, soll in der hier vorgestellten Stunde erarbeitet werden.
 


Fachwissenschaftliche Überlegungen

Der Name als „identity marker“

Die Bitte „… geheiligt werde dein Name“ muss aus ihrem biblischen Kontext heraus verstanden werden.5 Im AT ist der „Name“ „der wichtigste identity marker und Vertreter einer Person; eine Person und ihr Name sind in vielerlei Hinsicht eins“6. „Einen guten Namen zu haben“ steht für den guten Ruf eines Menschen. Mit einem Schand- oder Ehrennamen kann dem Menschen ein positives oder negatives „stereotypes Etikett angehängt“7 werden, das seine Rolle im Sozialverband nachhaltig definiert. Hat die Person keinen Namen oder wird ihr Name verschwiegen bzw. dem Vergessen anheimgegeben, existiert diese nicht (mehr). Im Gedenken an den Namen lebt der Mensch, der ihn trägt, nach dem Ende seines physischen Lebens gleichsam fort. Der Name markiert die Zugehörigkeit zur Familie oder zu einer Gruppe. Von der „Größe des Namens“ wird synonym zur Macht einer Person gesprochen. „Wer den Namen eines anderen kennt und ihn zu nennen weiß“8, ist mit ihm verbunden und kann ihn um etwas bitten. Im NT wird diese Bedeutung übernommen. „Name“ kann „direkt mit Person/Mensch“ oder „Ruhm/Ehre“9 gleichgesetzt werden.

So aufgeladen wie im AT ist die Bedeutung eines Namens in heutiger Zeit sicherlich nicht. Dennoch können Parallelen zu unserem Umgang mit dem „Namen“ ausgemacht werden. Der Name markiert die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Für die Familie übernehmen der Nachname oder traditionell weitergegebene Vornamen diese Funktion. Es gibt Spitznamen, die nur eine bestimmte Bezugsgruppe oder Bezugsperson verwendet. Auch das Milieu, zu dem ein Mensch gehört, ist häufig durch den Stil des Namens erkennbar. Der Name sagt etwas über die Person, die ihn trägt, aus. Eltern wählen einen bestimmten Namen für ihr Kind, dabei machen sie sich auch über dessen Bedeutung Gedanken oder entscheiden eben danach, wie „gut“ der Name klingt 10. Sie wünschen sich für das Kind dasjenige, was sie im Namen ausgedrückt sehen – dass seine Bedeutung im Leben Gestalt gewinnt oder dass andere den Namen ebenso wohlklingend finden wie sie, und auch dessen Träger „gut finden“. Einen Rufnamen zu wechseln, einen Künstlernamen zu führen oder einen anderen Nachnamen anzunehmen sind nicht nur zufällige Äußerlichkeiten, sondern markieren den Übergang in eine andere Lebensphase und haben auch Einfluss auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung, auf die Identität.

Die Geschichte Gottes mit seinem Volk, die im AT erzählt wird, ist dadurch geprägt, dass Gott verschiedenen auserwählten Personen (z. B. Abraham und Mose) „seinen heiligen Namen bekannt gemacht hat“11.Er ist damit im Gebet ansprechbar. Zudem wird er den Seinen gegenwärtig, „indem er an dem von ihm bestimmten Ort‚ seinen Namen wohnen lässt“ (Dtn 12,11 u.ö.). Die Achtung vor dem Namen ist so hoch, dass er selbst nicht ausgesprochen wird, sondern das Tetragramm mit verschiedenen Wendungen umschrieben wird. Die bekannteste ist der „Herr“. In der jüdischen Tradition geht die Zurückhaltung gegenüber dem Namen bisweilen so weit, dass Gott schlicht „der Name“ (ha schem) genannt wird.

Für die Bitte „… geheiligt werde dein Name“ bedeutet dieser biblische Hintergrund: Gott selbst ist in seinem Namen gegenwärtig. Sein Name sagt etwas über sein Wesen und die Beziehung derer, die ihn ansprechen, zu ihm aus. Verstärkt wird die Gegenwart Gottes in seinem Namen dadurch, dass im Kontext des Vaterunser klar ist, mit welchem Namen Gott benannt ist: Vater.

 

Wer heiligt wie?

„Geheiligt werde dein Name“, wie kann das funktionieren? Häufig wird vom zweiten Gebot (Dtn 5,11) her der schnelle Schluss gezogen, dass natürlich der Mensch dafür verantwortlich ist, den Namen Gottes zu heiligen. Dem sind sprachlich zwei Dinge entgegen zu halten: Zum einen fällt auf, dass das Verb im Passiv steht und auf das handelnde Subjekt nicht verwiesen wird. Somit könnte die Verbform auch als für den biblischen Sprachgebrauch typisches passivum divinum verstanden werden. Derjenige, der heiligt, kann damit sowohl Gott selbst als auch der Mensch sein. Das wird – vielleicht bewusst – in der Schwebe gehalten. Zum anderen steht der Satz nicht im Modus des Imperativs, sondern der Bitte an Gott: Bitte, sorge du dafür, dass dein Name geheiligt wird.

Vom biblischen Kontext her ist die Heiligung zuerst das Werk Gottes selbst (Ez 36,22f): Gott macht seinen „großen Namen … wieder heilig“, indem er an seinem Volk zeigt, dass er bei ihm ist und ihm hilft. Er heiligt seinen Namen, indem er die, die an ihn glauben, heiligt (Joh 17,17.19). Damit ermöglicht er ihnen eine heilsame Gottesbeziehung und ein gelingendes Leben. Die Heiligung Gottes und seines Namens wird ebenfalls als Werk der Engel (Jes 6,3) und der Menschen (Jes 29,32; Ps 99,3) beschrieben: Gott wird geheiligt mit Lobpreis und mit Ehrfurcht. Die lebenspraktische Umsetzung dessen ist im biblischen Kontext die Befolgung der göttlichen Gebote.12 Vollenden wird sich Gottes Heiligkeit, wenn Gott „alles in allem“ (1Kor 15,24) ist – die Heiligung Gottes ist ein eschatologischer Akt, der schon jetzt und noch nicht ist, um den also stetig gebetet werden kann.

Die Namen der Menschen und der Name Gottes des Vaters gehören nach christlichem Verständnis eng zusammen: In der Taufe wird der Christenmensch in die Familie Gottes aufgenommen. Gott selbst hat ihn „bei seinem Namen gerufen“ (Jes 43,1). Der Mensch wird „auf den Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 27,19) getauft und ist damit Teil der Gemeinde des Leibes Christi. Er heißt dann auch „Kind Gottes“13 und gehört mit seinem Leben zu Gott (vgl. 1Kor 6,11). In der biblisch-christlichen Anthropologie wird diese Zugehörigkeit mit der Gottebenbildlichkeit des Menschen ausgedrückt: Das Bild Gottes ist in jedem Menschen. Mit der Taufe wird diese Zugehörigkeit namentlich: Im Namen und damit auch im Leben jedes Getauften scheint der Name Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auf. Dem heiligen Namen Gottes zu entsprechen, bedeutet damit auch, den Mitmenschen als Ebenbild Gottes wahrzunehmen, ihn zu respektieren und ihn mit seinen Schwächen und Stärken anzuerkennen.

Für die Bitte des Vaterunser heißt das: Es sind sowohl Gott als auch der Mensch, die am Vollzug der Heiligung Anteil haben. Die Betenden bitten Gott: Heilige deinen Namen, indem du unser Vater bist, indem du dich uns liebend zuwendest und indem du uns ermöglichst, als deine Kinder zu leben. Der Mensch heiligt Gottes Namen, indem er auf Gottes Zuwendung antwortet, indem er auf ihn vertraut und alles von ihm erhofft. Bereits die vertrauensvolle Hinwendung zu Gott im Gebet ist damit ein Akt der Heiligung. Dem entspricht es, sein Leben als Kind Gottes zu führen – konkret wird das in den ethisch konnotierten Bitten des Vaterunser, die ein liebendes Verhältnis zu den anderen Gotteskindern, den Geschwistern, vorzeichnen.14

Didaktische Überlegungen

Das Thema der geplanten Stunde ist auf den ersten Blick schwer zugänglich. Das Wort „heiligen“ wird wohl im Alltag der Schüler und Schülerinnen keine Rolle spielen. Das Adjektiv „heilig“ hingegen ist sicher vielen als Attribut für besondere Personen und Orte bekannt. Je nach kirchlicher Sozialisation und religiöser Bildung können weitere Assoziationen hinzukommen.

Das Gegenteil zum Heiligen eines Namens, „einen Namen missbrauchen“, ist geläufiger und wird zur Umschreibung von Identitäts- oder Datendiebstahl verwendet. Im Schulalltag kommt diese Dimension höchstens in Form der Fälschung der Unterschrift der eigenen Eltern, z. B. unter Klassenarbeiten oder Verweisen, zum Tragen. Ein weiteres Gegenteil von „einen Namen heiligen“ wäre „einen Namen verunglimpfen“ – in der Lebenswelt ist diese Dimension präsent, indem Mitschüler und -schülerinnen sich über den Namen eines Anderen lustig machen, gemeine Spitznamen bilden oder witzig gemeinte Reime formulieren. Spaßig findet das die betroffene Person meistens nicht, weil der Name nicht bloß als Äußerlichkeit empfunden wird, sondern zu einem selbst gehört und einen ausmacht – wird der Name verunglimpft, nimmt im Ernstfall auch die Person Schaden.

Umschreibt man das Wort ‚heiligen‘ selbst weiter, dann bieten sich Wendungen an wie jemanden „heil machen, ganz machen, würdigen, respektieren, ernst nehmen, achten“15, anerkennen. Damit kommt man der Relevanz der Wendung für die Schüler und Schülerinnen schon ein wenig näher: Anerkannt zu sein und ernst genommen zu werden sind menschliche Bestrebungen, die nicht nur in der leistungs- und erfolgsorientierten „Erwachsenenwelt“ eine zentrale Rolle einnehmen, sondern die ein menschliches Grundbedürfnis darstellen. Während der Grundschulzeit entwickeln Kinder zusätzlich zu ihrem Selbstkonzept ein Selbstwertgefühl.16 Dieses hängt auch davon ab, „welche Anerkennung ein Kind nach seinem subjektiven Eindruck insgesamt von bedeutsamen Menschen empfängt; das sind in der Regel vor allem die Eltern und Gleichaltrige“17.Das Gefühl des Anerkanntseins kommt zustande durch Lob für Gelungenes, aber auch dadurch, von anderen gemocht zu werden, so wie man ist. Lob fordert das Kind von Eltern und Lehrenden ein, Anerkennung durch Gleichaltrige äußert sich z. B. darin, für das gemeinsame Spiel auf dem Pausenhof gefragt zu werden, zu Geburtstagen eingeladen zu sein, in Gruppen gewählt zu werden, cool oder witzig gefunden zu werden, dazuzugehören.

Das Gegenteil ist es, sich wegen des Urteils oder der Reaktion anderer ausgegrenzt, missachtet, nicht wahrgenommen oder gar minderwertig zu fühlen. Gruppendynamische Prozesse vom Lästern und Schlechtmachen vor Anderen bis hin zum Extremfall des Mobbings, durch die Einzelne ausgeschlossen werden, weil sie nicht die richtigen Klamotten tragen oder komisch aussehen, weil die Eltern einen seltsamen Beruf haben, weil sie schwächer sind als die Anderen und man es mit ihnen deshalb machen kann, gehören nicht selten zum Schulalltag.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen ist es didaktisch sinnvoll, die Bitte „…  geheiligt werde dein Name“ in zwei Schritten zu erarbeiten: Zuerst sollte die allgemeine Bedeutung der nicht unmittelbar verständlichen Wendung erarbeitet werden. Zum einen sollte geklärt werden, dass der „Name“ nicht nur eine äußerliche Benennung ist, sondern wesentlich zu einem Menschen gehört, dass die Art und Weise seiner Verwendung etwas darüber aussagt, wie die Anderen mit einem umgehen. „Heiligt“ man den Namen, so „heiligt“ man den Menschen. Zum anderen sollte der Vorgang des „Heiligens“ mithilfe der benannten Umschreibungen und mithilfe seines Gegenteils plausibilisiert werden. Für beide Aspekte bietet es sich an, einen induktiven Zugang zu wählen. Was bedeutet es, wenn mein Name geachtet wird, wenn ich als Mensch anerkannt werde? – Mein Name und ich. Der Transfer der erarbeiteten Bedeutung auf die Gottesbeziehung kann über den bereits erarbeiteten Gottesnamen „Vater“ geleistet werden: Was bedeutet es, Gott als Vater zu ehren, anzuerkennen, zu achten? – Gott und sein Name.


 
Verlauf der Unterrichtsstunde

Der Einstieg in die Stunde wird kurz gehalten, da für die anderen Phasen der Stunde genügend Zeit eingeplant werden muss. In einer ersten Gesprächsrunde geht es darum, was die Schüler und Schülerinnen mit der Bitte „…  geheiligt werde dein Name“ bereits verknüpfen können. Antizipiert werden Antworten, die sich im Bereich der beschriebenen lebensweltlichen Relevanz und der vorhandenen Vorkenntnisse bewegen. Diese können in einem über die Stunde hinweg immer wieder ergänzten Mindmap an der Tafel festgehalten werden.

Für die Erarbeitung des Themas ist es – im Rahmen des gesamten Vaterunser – sinnvoll, die Bedeutung der Bitte auf den Aspekt des Gotteslobs zu reduzieren. Dieser Fokus legt sich aus fachwissenschaftlicher Perspektive nahe, da hier der ethische Aspekt des Heiligungsvollzugs zwar mit der Bitte impliziert ist, aber in den Hintergrund rückt.

Vermittelt werden soll dementsprechend zuerst: Das „Heiligen“ des Namens entspricht dem „Loben“ bzw. „Anerkennen“ des Namens und der Person, die ihn trägt. Als lebensweltliche Anknüpfungspunkte eignen sich die beschriebenen Erfahrungen des Anerkanntwerdens und der Umgang mit dem eigenen Namen und dem Namen anderer. Um die Erfahrung des Anerkanntseins und den Vollzug der Anerkennung handlungsorientiert zu erarbeiten, werden diese mit folgender Methode erprobt: Die Schüler und Schülerinnen schreiben (und gestalten) ein Kärtchen zur Bedeutung des Namens eines ihrer Mitschüler oder -schülerinnen und auf welche Weise dieser Name zu der jeweiligen Person passt. Auf diese Weise eignen sie sich eine ihnen wahrscheinlich unbekannte Bedeutung des Namens an und müssen diese in ihr Bild von dieser Person integrieren. Erscheint die Bedeutung des Namens fremd und zuerst überhaupt nicht zur Person passend, so wird dieses Bild dabei eventuell hinterfragt und neu konstruiert bzw. ergänzt. Die Übung erprobt damit auch „die andere Person in ihrer Ganzheit [zu] sehen, sie also nicht unter Teilaspekten zu verengen“18. Dafür muss für jedes Kind ein Kärtchen mit der Herkunft und Bedeutung seines Vornamens vorbereitet werden. Alternativ kann in der vorhergehenden Stunde die Hausaufgabe gestellt werden, die Bedeutung des Namens eines bestimmten Mitschülers oder einer Mitschülerin (z. B. über das Internet) herauszufinden. Im Arbeitsauftrag können als Hilfestellung Satzanfänge gegeben werden: „Dein Name bedeutet  …“, „Das passt gut zu dir, weil  …“. Hilfreich ist auch ein Beispiel. Sollten manche keinen Zugang zu der Bedeutung des Namens finden, kann ihnen die Alternative vorgeschlagen werden, den Satz mit „Ich mag deinen Namen, weil …“ oder „An dir finde ich gut, dass …“ einzuleiten. Sind manche schnell mit der Erstellung des Namenskärtchens fertig, können sie dieses mit Farben gestalten und es so noch mehr zum „Geschenk“ machen. Die Vorstellung der Kärtchen erfolgt in Partnerarbeit, entsprechend müssen jeweils zwei der Schüler und Schülerinnen bereits bei der Verteilung der Namenskärtchen einander zugeordnet sein.

Die Ergebnisse der Erarbeitungsphase werden gesichert, indem im Unterrichtsgespräch die Erfahrung reflektiert wird, die die Schüler und Schülerinnen mit der Übung gemacht haben. Damit wird das Gefühl des Anerkanntseins und der Vollzug des Anerkennens thematisiert. Dafür erhalten sie zuerst die Gelegenheit, ihre Gefühle zu beschreiben. Für die Umschreibung der Erfahrung des Anerkennens wird erwartet, dass manche Schwierigkeiten hatten, zur Bedeutung eines Namens etwas Passendes für dessen Träger zu finden, Anderen kann es so gehen, dass für sie die Bedeutung wunderbar passt. Auf beiden Seiten kann es für die Schüler und Schülerinnen interessant sein, die Bedeutung eines Namens zu entdecken oder vom anderen zu hören, die ihnen bis jetzt höchstwahrscheinlich nicht geläufig war. Die Erfahrung des Anerkanntwerdens wird vielleicht ausgedrückt in Sätzen wie „ich fand es schön, gelobt zu werden“; „ich fand es schön, etwas Gutes über mich und meinen Namen zu hören“. Von diesen Äußerungen ausgehend wird die beschriebene gegenteilige Erfahrung thematisiert, wenn jemand schlecht mit dem Namen eines Mitmenschen umgeht. Anschließend kann das Mindmap durch den Aspekt des Lobs und der zwischenmenschlichen Anerkennung ergänzt werden.

Der Transfer der lebensweltbezogenen Erfahrung auf die religiöse Dimension erfolgt anhand des Beters Jesus, der in der vorgestellten Stunde mithilfe eines Bildes (Betender mit Sprechblase) anschaulich gemacht wird. In den vorhergehenden Stunden wurde das Vaterunser als Gebet Jesu eingeführt und das Sohnesverhältnis Jesu zu seinem Vater, das als Vorbild für die Christenmenschen dient, thematisiert. Um die Heiligung des Gottesnamens zu plausibilisieren, bietet es sich an, dass die Schüler und Schülerinnen sich in die Figur Jesu hineinversetzen. Hiermit ist einerseits die Anknüpfung an die Gebetssituation, die in der über Jesus erzählten Geschichte dargestellt wird, gegeben und andererseits erhalten die Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit, sich davon zu distanzieren, selbst bekenntnishaft zu Gott als Vater sprechen zu müssen. Für den Beter Jesus wird dieselbe Formulierung gewählt, die für die Erstellung der Namenskärtchen verwendet wurde, um die Verbindung zwischen beiden Vollzügen deutlich zu machen. Die Schüler und Schülerinnen sollen sich vorstellen, dass Jesus sagt: „Vater, dein Name passt gut zu dir, weil …“ und diesen Satzanfang ergänzen. Mit der erneuten Frage nach der Bedeutung der Bitte wird das Mindmap um den Aspekt des Gotteslobs und die als Kind-Vater-Verhältnis gelebte Gottesbeziehung Jesu und der Christenmenschen ergänzt.

Als didaktische Reserve kann auf den inneren Zusammenhang der Erarbeitungsphase und des Transfers eingegangen werden: Die Heiligung des Gottesnamens und die Achtung vor den Mitmenschen gehen, wie oben beschrieben, zusammen, theologisch begründet mit der Gottebenbildlichkeit und der Taufe.

Abschließend wird das Gesamtergebnis der Stunde im fortlaufend geführten Vaterunserheft gesichert. Das Türchen wird dafür zweigeteilt: In die eine Seite kann das erhaltene Namenskärtchen geklebt werden, in die andere kann einer der Sätze, die Jesus in den Mund gelegt werden, geschrieben werden.


Literatur

  • Bovon, F.: Das Evangelium nach Lukas 2. Lk 9,51-14,35 (= EKK III/2), Düsseldorf/Zürich/Neukirchen-Vluyn 1996, 118-143
  • EKD (Hg.): Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung. Lutherbibel revidiert 2017 mit Apokryphen, Stuttgart 2016
  • Finze-Michaelsen, H.: Vater Unser – Unser Vater. Entdeckungen im Gebet Jesu, Göttingen 2004, 38-54
  • Freudenberg, H. (Hg.): Religionsunterricht praktisch. Unterrichtsentwürfe und Arbeitshilfen für die Grundschule 3. Schuljahr, Göttingen 2. Aufl. 1992
  • Halbfas, H.: Religionsunterricht in der Grundschule. Lehrerhandbuch 4, Düsseldorf 1986
  • Kohlheim, R. u. V.: Duden. Lexikon der Vornamen, Berlin, 7. Aufl. 2016
  • Lohse, E.: Vater unser. Das Gebet der Christen, Darmstadt 2009, 30-45
  • Luther, M.: Großer Katechismus, in: Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, 5. Aufl. 1930, 544-733
  • Luther, M.: Kleiner Katechismus, in: Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, 5. Aufl. 1930
  • Luz, U.: Das Evangelium nach Matthäus 1. Mt 1-7 (= EKK I/2), Düsseldorf/Zürich/Neukirchen-Vluyn, 5. Aufl. 2002
  • Mietzel, G.: Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend, Weinheim 4. Aufl. 2002
  • Neugebauer, F.: Das Vaterunser. Eine theologische Deutung, Leipzig 2. Aufl. 2008
  • Neumann, K.: Art. Name, in: Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, 4. Aufl. 2015, 347-349

 

 Anmerkungen

  1. Vgl. die Bezeichnung des Vaterunser als „Kurzfassung des ganzen Evangeliums“ durch Tertullian (z.n. Luz: Matthäus, 438).
  2. Vgl. Luther: Kleiner Katechismus.
  3. Vgl. Freudenberg: RU praktisch, 136.145.
  4. Vgl. zu exegetischen Fragestellungen zum Vaterunser und zu den fachwissenschaftlichen Erläuterungen im Ganzen Luz: Matthäus, 432-458; Bovon: Lukas 2, 118-143; Finze-Michaelsen: Vater Unser, 30-45. Neugebauer: Das Vaterunser.
  5. Vgl. zum Folgenden: Neumann: Name.
  6. Ebd., 347.
  7. Ebd., 348.
  8. Lohse: Vaterunser, 40.
  9. Neumann: Name, 348.
  10. R. u. V. Kohlheim benennen Umfragen zufolge den „Wohlklang“ als „Hauptmotiv für die Namenwahl“ (Kohlheim: Duden, 14).
  11. Lohse: Vaterunser, 40.
  12. Vgl. Lohse: Vaterunser, 42f.
  13. Vgl. Luther: Großer Katechismus, 670.
  14. Vgl. Bovon: Lukas, 127.
  15. Halbfas: Religionsunterricht, 399.
  16. Vgl. Mietzel: Wege, 295-298.
  17. Ebd.
  18. So beschreibt Hubertus Halbfas eine Möglichkeit, das ‚Heiligen‘ zu verstehen (Halbfas: Religionsunterricht, 399).
  19. S.o. Fn 3.