Mit Mose am brennenden Dornbusch – Ein Vorstellungsgottesdienst

Von Andreas Behr

 

Konfirmandinnen und Konfirmanden, die einen Gottesdienst gestalten, schaffen Menschenrede, die sowohl Antwort auf Gottes Wort als auch Rede im Angesicht Gottes ist.

In vielen Gemeinden ist es ohnehin üblich, dass sich die Jugendlichen kurz vor der Konfirmation mit einem Gottesdienst vorstellen. Dieser Vorstellungsgottesdienst hat die Konfirmandenprüfung glücklicherweise in den meisten Gemeinden ersetzt.

Sowohl die Bibel als auch der Gottesdienst stehen bei Konfirmandinnen und Konfirmanden zunächst einmal nicht sehr hoch im Kurs. Aber wenn sie, weil es die Gemeinde so vorsieht, einen Vorstellungsgottesdienst machen müssen, dann lassen sie sich gern darauf ein. Bietet es doch eine Chance, der Gemeinde einmal einen Gottesdienst zu präsentieren, wie er ihnen gefällt. Die Agende gibt dabei Sicherheit; die Jugendlichen wollen gar nicht alles neu erfinden, sondern sie finden sich gern in die bestehende Gottesdienstordnung ein und füllen diese dann mit eigenen Ideen.

Auch die Beschäftigung mit einem Bibeltext ergibt sich so ganz selbstverständlich, schließlich geht die Pastorin ja auch jeden Sonntag von einem solchen Text aus.

Bei einem Vorstellungsgottesdienst ist es ratsam, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden so viel wie möglich selber machen. Deshalb ist in der Vorbereitung darauf zu achten, dass verschiedene Produkte entstehen, die präsentiert werden können. So werden Inhalte erarbeitet, über die die Jugendlichen etwas sagen können. Es muss also etwas zu erzählen geben; kurze Szenen können später im Gottesdienst aufgeführt werden. Bilder oder Werkstücke können gezeigt, beschrieben und erklärt werden. So können sich die Jugendlichen bei der Erarbeitung und in der Feier des Gottesdienst mit ihren verschiedenen Gaben einbringen. Da dies Zeit braucht, kann so ein Gottesdienst am besten auf einem Seminar entstehen.

 

Im Folgenden werden Schritte vorgestellt, mit denen ein Gottesdienst zu Mose am Dornbusch erarbeitet werden kann. Der zugrundeliegende Bibeltext, 2. Mose 3,1-14, war in diesem Jahr der vorgeschriebene Predigtext am letzten Sonntag nach Epiphanias.


Schritt 1: Der Gott unserer Vorfahren

Intention:
Die Konfirmandinnen und Konfirmanden nehmen wahr, dass sie in einer langen christlichen Tradition verbunden sind. Sie setzen sich mit Gottesbildern auseinander. (Erfahrungsgemäß ist es gut, nicht gleich mit dem Bibeltext einzusteigen, sondern in der Lebenswelt der Jugendlichen anzusetzen.)

Bezug zum Bibeltext:
Gott stellt sich als Gott der Vorfahren vor. Gott stellt sich als „Ich werde sein“ vor.

Beschreibung:
Die Jugendlichen schreiben auf, welche Vorfahren sie kennen. Dazu bekommen sie ein Arbeitsblatt mit einem Stammbaum, den sie so weit wie möglich ausfüllen sollen (M 1). Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt. Dabei geht es zunächst darum, bis zu welcher Generation alle eine vollständige Namensliste erstellen können. Mit Moderationskarten in verschiedenen Farben wird kenntlich gemacht, in welcher Generation noch bei allen vollständige Informationen vorliegen und wo es zunehmend Lücken gibt. Dabei wird sichtbar, dass sich die Anzahl der Menschen von Generation zu Generation exponentiell steigert: Ein Mensch hat zwei Eltern, vier Großeltern usw.

Für die Jugendlichen ist es eindrucksvoll zu erfahren, dass es zur Zeit Martin Luthers mehr als 30.000 Vorfahren von jedem Einzelnen gab. Das bedeutet ja auch, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass in der Gruppe alle irgendwie verwandt sind.

Daran anknüpfend wird eine These als Impuls in die Runde gegeben: Ich behaupte, dass alle diese Menschen, die zu euren Stammbäumen gehören, etwas gemeinsam haben. Im Gespräch entdecken die Konfirmandinnen und Konfirmanden, dass zumindest die meisten ihrer Vorfahren Christen waren.
Nun sollen die Jugendlichen überlegen: Wenn man Euch fragt, wer ist denn der Gott eurer Vorfahren, wie sollte man ihn nennen, was würdet Ihr dann sagen? Wer ist Gott? Die Gottesnamen bzw. Beschreibungen Gottes werden auf Moderationskarten geschrieben. Sie werden geclustert, und jeder Cluster bekommt eine Überschrift. Zuletzt wird gemeinsam überlegt, ob es einen Begriff gibt, der alle diese Überschriften wiederum bündelt, der aber nicht einfach „Gott“ ist.

Produkt für den Gottesdienst:
Über diesen Schritt kann berichtet werden. Die Gottesnamen können vorgestellt werden.
 


Schritt 2: Begegnung mit Gott

Intention:
Konfirmandinnen und Konfirmanden erkennen, dass man sich auf die Begegnung mit Gott vorbereiten muss. Sie entdecken, dass auch heute Menschen von Gott berufen werden können.

Bezug zum Bibeltext:
Mose erkennt Gott im brennenden Dornbusch. Mose soll seine Schuhe ausziehen, denn er steht auf heiligem Boden. Mose bekommt einen Auftrag. Gott offenbart sich mit einem Namen.

Beschreibung:
Die Konfirmandinnen und Konfirmanden überlegen in Kleingruppen, wie man sich auf eine Begegnung mit Gott vorbereiten kann. Beispiel: Männer legen in der Kirche ihre Kopfbedeckung ab.
Nun soll jede Kleingruppe eine Theaterszene erarbeiten, in der ein Mensch Gott begegnet. Vier Elemente müssen in der Szene untergebracht werden. Sie werden auf einem Arbeitsblatt jeder Gruppe mitgegeben (M 2):

  1. Der Mensch bekommt ein Zeichen, dass es sich wirklich um Gott handelt, dessen Stimme er hört.
  2. Gott sagt zu dem Menschen: Dies ist heiliger Boden, wo wir uns begegnen, deshalb …
  3. Gott gibt dem Menschen einen Auftrag, der in der heutigen Welt gut zu gebrauchen ist.
  4. Der Mensch fragt Gott: Wenn mich die Leute fragen, wer dieser Gott ist, der mich beauftragt hat, was soll ich dann sagen? Wie soll ich dich nennen, Gott?

Produkt für den Gottesdienst:
Eine oder mehrere Szenen, die vorgespielt werden können. Im Gottesdienst werden diese anders als in der Vorbereitung nach dem Bibeltext platziert.
 


Schritt 3: Mose am Dornbusch

Intention:
Konfirmandinnen und Konfirmanden lernen den Bibeltext kennen.

Beschreibung:
Mit einer geeigneten Methode wird der Bibeltext eingeführt. Geeignet heißt, dass sie möglichst schnell Bezüge zum eigenen Leben herstellen können. Das gelingt durch Standbilder oder andere Methoden, die den Text schnell zu einer Darstellung bringen. Sehr zu empfehlen ist ein Bibliolog (M 3).

Produkt für den Gottesdienst:
Die Fragen des Bibliologs können den Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden. Daraus kann später eine szenische Darstellung erwachsen. So kann dann z. B. eine Nacherzählung unterbrochen werden, indem Mose selber auftritt und von einem Reporter interviewt wird.
 


Schritt 4: Nacherzählung

Intention:
Konfirmandinnen und Konfirmanden verstehen die Details des Textes.

Beschreibung:
In Kleingruppen schreiben die Jugendlichen den Bibeltext in ihre Sprache um, das darf auch witzig sein, aber es darf den Inhalt nicht verändern. In jeder Kleingruppe sollte ein Teamer mit dabei sein, der immer da, wo Passagen aus dem Text wörtlich übernommen werden, noch mal nachhakt, ob die Konfirmandinnen und Konfirmanden das wirklich so sagen würden. Dadurch wird nicht nur sichergestellt, dass die Jugendlichen den Text wirklich verstehen, sondern auch, dass alle mitarbeiten.

Produkt für den Gottesdienst:
Lesung.
 


Schritt 5: Dornbusch gestalten

Intention:
Konfirmandinnen und Konfirmanden setzen sich noch einmal mit ihrem Gottesbild, ihrem Namen für Gott auseinander. Sie spüren dem nach, was es für sie bedeuten könnte, Gott zu begegnen.

Bezug zum Bibeltext:
Dornbusch, Gottesnamen.

Beschreibung:
Die Konfirmandinnen und Konfirmanden gestalten ihren eigenen Dornbusch (M 4). Dabei können sie mit Symbolen arbeiten, Worte in den Dornbusch einfügen, z. B. einen der Namen Gottes, und mit Farben und Formen gestalten. So werden noch einmal andere Zugänge zum Text möglich.
Nach der Fertigstellung bilden jeweils drei Jugendliche eine Gruppe. Das eigene Bild wird an eine andere Person aus der Gruppe weitergegeben, diese schreibt eine Überschrift zu dem Bild auf. Dann erhält die dritte Person der Gruppe das Bild und die Überschrift und schreibt einen kurzen Text dazu, das kann eine Interpretation sein, darf aber auch assoziativ neben das Bild treten.

Produkt für den Gottesdienst:
Bilder vom Dornbusch, dazu ergänzende Texte.
 


Schritt 6: Über die Steppe hinaus

Intention:
Konfirmandinnen und Konfirmanden lernen, dass man manchmal bewährte Bahnen verlassen muss, um Impulse für Neues zu bekommen aber unter Umständen auch eine Begegnung mit Gott zu erfahren.

Bezug zum Bibeltext:
Mose führt die Schafe über die Wüste hinaus. Das hebräische rbdm meint hier nicht unfruchtbare Wüste, sondern eher Steppe bzw. den Teil der Wüste, der nach der Regenzeit fruchtbar ist. Mose führt aber seine Schafe über das Weideland hinaus, was ein Schafhirte eigentlich nie tun würde. Insofern provoziert Mose hier selber eine neue Erfahrung.

Beschreibung:
Die Jugendlichen entwickeln in Kleingruppen Szenen, in denen ein Mensch einen neuen Weg einschlägt – zum Beispiel ins Ausland geht – und dort Erfahrungen macht, die sein Leben verändern.

Produkt für den Gottesdienst:
Spielszenen, z. B. von einem Lehrer, der Urlaub in einem afrikanischen Land macht und für sich den Auftrag entdeckt, für einige Jahre dort Kinder zu unterrichten.
 


Schritt 7: Kirchen bauen

Intention:
Konfirmandinnen und Konfirmanden knüpfen noch einmal an die bisher bearbeiteten Themen an, besonders an die Begegnung mit Gott. Sie erfahren, dass Orte zu Heiligen Orten werden können. Gleichzeitig wenden sie sich gedanklich dem Gottesdienst zu.

Bezug zum Bibeltext:
Der Ort, an dem Mose dem brennenden Dornbusch begegnet, wird im Moment der Gottesbegegnung zu heiligem Boden.

Beschreibung:
Die Jugendlichen erhalten Bastelmaterial, z. B. Karton, Krepp- und Transparentpapier, Korken, Streichhölzer, Perlen etc, sowie Stifte, Scheren, Kleber …
Ihre Aufgabe ist es, Kirchen zu bauen, in denen gut Gottesdienste gefeiert werden können und die im Falle einer dort erlebten Gottesbegegnung zu einem Heiligen Ort werden können.

Produkt für den Gottesdienst:
Kirchen. (Diese sollten fotografiert werden, damit sie im Gottesdienst allen gezeigt werden können.)
 


Schritt 8: Der Gottesdienst

Alle entstandenen Produkte können im Gottesdienst genutzt werden. Die Texte werden noch einmal überarbeitet, die Szenen ausgewählt und ausgearbeitet. Zu Bildern und Werkstücken werden Texte geschrieben. Evtl. müssen Überleitungstexte verfasst werden. Dabei entsteht auch die Reihenfolge, in der die einzelnen Teile präsentiert werden. Nicht alles muss dabei Teil der Predigt werden. Die Übertragung des Textes in die Sprache der Jugendlichen kann auch als Lesung platziert werden, wobei sinnvoller Weise zuerst der Text im Original gelesen wird.

Auch alle anderen Texte des Gottesdienstes, von der Begrüßung bis zum Fürbittengebet, werden am besten auch von den Konfirmandinnen und Konfirmanden geschrieben und vorgetragen.

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