Jugend – Theologie – Bekenntnis: Theologisches Denken bei Lehrenden und Lernenden in der Konfirmandenarbeit*

von Michael Meyer-Blanck

 

 

Wie Sie dem Untertitel entnehmen, mit dem ich das mir gestellte Thema versehen habe, möchte ich bewusst eine Parallele und Anknüpfung an religiöse Erwartungen und an religiöses Denken von Jugendlichen herstellen, wie diese häufig thematisiert werden. Ich gehe also von dem Urteil – oder Vorurteil – aus, dass Jugendliche in der Konfirmandenarbeit theologische Erwartungen haben, dass sie theologisch agieren, wenngleich sie dieses – nach besonderer Professionalität oder gar nach Geheimwissenschaft klingende – Prädikat für sich wohl kaum in Anspruch nehmen würden. Ich gehe ferner davon aus, dass wir über die Theologie von Jugendlichen nicht reden können, ohne unser eigenes Theologieverständnis zum Thema zu machen, also unsere theologischen Erwartungen und Urteilsmuster.

Damit bin ich zu vier Abschnitten gelangt: 1. Prolegomena; 2. Elementare Theologie der Lehrenden; 3. Theologische Erwartungen bei Lernenden in der Konfirmandenarbeit; diesen schließe ich an 4. eine semiotischdidaktische Perspektive zum Spezialfall von Theologie, dem Bekenntnis.

 

1. Prolegomena einer Theologie der Konfirmandenarbeit
Ich will und kann an dieser Stelle keine soziologische Analyse der Gegenwart voranstellen. Aber ich möchte eine methodische Selbstverständlichkeit und einige Anmerkungen zum Subjektbegriff vorausschicken, um den Ansatz einer Theologie der Konfirmandenarbeit einleitend zu markieren.

Die methodische Selbstverständlichkeit betrifft theologische und psychologischsoziologische Fragestellungen gleichermaßen. Wenn wir Erwachsenen über Jugendliche reden, dann sind wir selbst Thema. Unsere Werthaltungen und unsere Theologie bestimmen unsere Wahrnehmungen, so dass die Frage: “Wer sind die Jugendlichen im Konfirmandenalter?” ein ideologiekritisches Verdachtsmoment nötig hat. Dazu zwei Beispiele. Als erstes nenne ich den uns in Berlin z. Zt. stark beschäftigenden Konflikt um “Lebensgestaltung, Ethik, Religion” (LER). Die Brandenburger Landesregierung wollte das Unterrichtsfach "Lebensgestaltung, Ethik, Religion" (LER) ursprünglich einführen, weil den Jugendlichen nach der Wende die Orientierung in der neuen gesellschaftlichen Unübersichtlichkeit fehle. Das wissenschaftliche Gutachten von Achim Leschinsky hat demgegenüber im Frühjahr 1995 nach einem eigenen Unterrichtsversuch festgestellt:

"Dabei sagt die Klage über die verbreitete Orientierungslosigkeit möglicherweise weniger etwas über die wirkliche Befindlichkeit der Jugendlichen in den neuen Bundesländern als über die Erwartung derer aus, die diese Orientierungslosigkeit (bei anderen) festzustellen glauben."

Das zweite Beispiel ist die vor drei Jahren für Furore sorgende Studie über die “Postmoderne Religion” Jugendlicher von Heiner Barz. Die Tendenzen der Religion Jugendlicher sind zwar von Praktikern immer wieder bestätigt worden. Dennoch hat die Studie gravierende methodische Mängel nicht nur im Soziologischen. Die sechs Typen (z.B.: kirchennahe Jugendliche sind nach Barz entweder missionarischbiblisch oder politischdiakonisch) sind als unausgewiesen kritisierungsbedürftig. Sollte es sich um Projektionen einer eigenen Theologie handeln, die Jugendliche in der Kirche so einteilt? Noch bedenklicher ist dieser Schematismus im theologischen Bereich im engeren Sinne, bei dem beschriebenen Gottesbild. Barz attestiert Jugendlichen das “neue monistische Gottesbild” und gelangt dazu, indem er es gegen das “christliche, dualistische Gottesbild” der Kirche setzt (S. 120ff.). Ein Dualismus, ein “dualistisches Gottesbild” findet sich bekanntlich in gnostisierenden Systemen, nicht aber in Bibel oder Lehre der Großkirchen. Dualismus im Sinne zweier gegensätzlicher Kräfte scheint eher im Ansatz der BarzStudie begründet zu liegen, und es wundert nicht bzw. lässt hoffen, wenn Barz – mit solchem Ansatz! – zu dem Ergebnis gelangt: “Das christliche Gottesbild findet kaum noch Anhänger.” (S. 117) Das dualistische Gottesbild fand schon in der Bibel wenig Anhänger – man denke an die Entstehung des Johannesevangeliums!

Die BarzStudie ist das beste Beispiel dafür, dass die Frage “Wie denken die Jugendlichen theologisch?” massiv von den Erwachsenen beeinflusst wird, die diese stellen und ihre eigenen Fragen dabei mitstellen und mitbeantworten.

Mein zweites Prolegomenon kann ich ebenfalls von Barz ausgehend formulieren. Trotz allen Widerspruchs, den dieser Begriff gefunden hat, knüpfe ich positiv bei der “Postmoderne” an und skizziere kurz, in welchen Widersprüchen Theologie gegenwärtig zu formulieren ist. Um den Begriffsstreit zu vermeiden, können wir jetzt statt “Postmoderne” auch einfacher “Krise der Moderne” sagen. Die Krise der Moderne wirkt sich aus als Krise des Subjekts, und der Satz “Der Konfirmand ist Subjekt der Konfirmandenarbeit” gerät nun so in den Sog des Zweifels am Subjekt wie der antiquierte Satz, im KU gehe es um “das Bewusstsein einer jungen Bruderschaft” , der um 1970 in den Sog des Zweifels an der Kirche geriet.

Die Moderne ist nach allgemeiner Ansicht in der Krise. In der Moderne wurde das Subjekt für nahezu allmächtig gehalten In der Postmoderne wird es als machtlose Fiktion beschrieben. Doch die Theologie wird jetzt vom machtlosen Subjekt nicht einfach als Rettungsanker angefragt. Denn der Anspruch des Subjekts, sich selbst zu konstituieren, bleibt bestehen, wird aber begleitet von massiven Selbstzweifeln. Dem politischphilosophischen Gegenwartsdiskurs zwischen Fortschrittszwang und Subjektrekonstruktion, zwischen Weltrettung und passiven Regressionsphantasien mit religiösen Anteilen, entspricht durchaus auch das in Alltag und Medien zu beobachtende Lebensgefühl von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Einerseits gibt es keinerlei geistige Gegebenheiten – um das missverständliche Wort “Werte” zu vermeiden –, denen sie sich einfach anvertrauen können und wollen. Jugendliche sind voll und ganz Subjekt ihrer Sinnkonstruktion. Doch eben diese Tatsache fällt in dem gleichen Moment, wo sie dies begreifen, wieder auf sie zurück. Das Subjekt erlebt sich als allmächtig und ohnmächtig zugleich. Dass dies durchaus eine Affinität zu monistischen Anschauungen hat, sei Barz ausdrücklich zustimmend konzediert. Die Sehnsucht, mit depersonalisierenden Ursprungsmächten zu verschmelzen, kann aus diesem seltsamen Gemisch von Allmachts und Ohnmachterlebnissen resultieren. Eine theologische Kritik an synkretistischen Tendenzen, so viel liegt auf der Hand, greift da selbstverständlich zu kurz. Das Subjekt schwankt zwischen Selbstüberschätzung als Sinnkonstrukteur (die vielzitierte “patchworkExistenz”) und Resignation angesichts systemischer Kälte. Das Subjekt kann und soll alles leisten – so die Botschaft der Moderne; das Subjekt ist trotz aller Möglichkeiten nicht in der Lage, etwas zu verändern, und seine Vernunft ist eine lächerliche Größe angesichts der Eigendynamik gesellschaftlicher Funktionen. Alles ist möglich – aber alles könnte auch ganz anders sein, und ich kann fast nichts ändern. Eine theologische Kritik an der Subjektivität ist in dieser Situation so deplaziert wie eine Theologie des Subjekts, welche es zum Axiom erheben will. Die Kritik am Subjekt stößt weiter in die Depression und die neue Hoffnung, das Subjekt theologisch “aufzubauen”, baut mindestens das Subjekt mit manischer Tendenz mit auf, das den noch tieferen Sturz in die Resignation dann erst recht vor sich hat.

In einer solchen Situation mit jungen und erwachsenen Menschen vom Glauben zu reden, erfordert zuerst, dem Drang zu einfachen Lösungen nicht nachzugeben.

Eine Theologie der Konfirmandenarbeit muss den benannten Widersprüchen Rechnung tragen – sie muss mit einem anderen Wort: dialektisch gedacht werden. Es geht dabei nicht nur um eine Dialektik zwischen neuzeitlicher Erfahrung und christlicher Überlieferung. Dieses Spannungsverhältnis ist oft beschrieben worden, und die immer wieder formulierte Aufgabe, “Tradition” und “Situation” aufeinander zu beziehen und miteinander zu “versprechen” , ist richtig, aber relativ nichtssagend, nachdem die “empirische Wendung” der Praktischen Theologie eine einseitige Orientierung an der theologischen Überlieferung abgelöst hat. Es müssen vielmehr die neuzeitliche Erfahrung wie die christliche Überlieferung in sich bereits als dialektisch, als in widersprüchlicher Spannung beschrieben werden. Dies habe ich im Hinblick auf die neuzeitlichgegenwärtige Subjekterfahrung eben zu beschreiben gesucht. Eine vergleichbare Dialektik ließe sich aber auch für die theologische Subjekterfahrung, die Rechtfertigung im Glauben, beschreiben. Wie die galatische und korinthische Gemeinde zeigen, steht das gerechtfertigte Subjekt in der Dialektik von Gesetzlichkeit und Willkür. Die Identität des Glaubenden verlangt ganz bestimmte äußere Verhaltensweisen – so die Galater; “Alles ist erlaubt” (1. Kor 10,23), so die Korinther. Kurz: Die Spannung von Selbstüberschätzung und Resignation im modernen Subjekt muss ins Verhältnis gesetzt werden mit der Spannung von Libertinismus und Anpassung im Glauben im biblischen Korinth und in Galatien. Oder noch einmal negativ formuliert: Eine Theologie des Subjekts greift zu kurz, weil sie gegenwärtige Widersprüche zu wenig ernstnimmt. Eine Theologie der Kritik am Subjekt stürzt in die Resignation noch tiefer hinein. Eine Theologie der Freiheit greift zu kurz, weil sie als Willkür gegenüber den anderen missverstanden werden kann. Eine Theologie eindeutiger christlicher Identität droht in Anpassung und Gesetzlichkeit umzuschlagen.

Eine angemessene religionspädagogische Theologie, so fasse ich meine Prolegomena kurz zusammen, muss sich demnach vor Projektionen und vor einfachen Lösungen hüten. Die Theologie darf nicht unverbunden neben der Lebensweltanalyse stehen, sondern sollte als kritisches Instrumentarium bei der Problembeschreibung in Anschlag gebracht werden.

 

2. Eine elementare Theologie bei Lehrenden in der Konfirmandenarbeit
Bereits im Jahre 1973 wurde als die erste Aufgabe für die Erneuerung des KU benannt, “an der Entwicklung einer didaktisch verantworteten elementaren Theologie mitzuarbeiten”. Als Weert Flemmig diese Zielvorstellung formulierte, meinte er damit nicht nur die Unterrichtenden. Sein damaliges Programm hat nichts an Aktualität eingebüßt:

“Es geht um die Fähigkeit, theologisch denken und handeln zu können, um im Streit um die Wirklichkeit Glauben zu erfahren und Kirche zu werden. Theologisches Denken und Handeln muss selbst Gegenstand von Lehr und Lernprozessen werden, weil nur dadurch Fähigkeiten und Verhalten erworben werden können, die den Lernenden und Lehrenden in den wechselnden Bedingungen und Situationen des Lebens konkret glauben und für das Evangelium eintreten lassen.”

Ich gehe von dem Programm zunächst im Hinblick auf die Lehrenden aus. Elementar ist demnach eine Theologie, die sich selbst nicht als “Tradition”, als “Stoff” oder als Doktrin missversteht. Elementar ist die Theologie, wenn sie Fragen eröffnet, Lernprozesse anstößt, gegenwärtige Lebenswelt wahrnehmen und formulieren hilft. Elementare Theologie als ideologiekritische Analyse von Lebenswelt und Überlieferung wird so auf die beschriebene doppelte Dialektik zurückgreifen müssen. Weder eine gut studierte historische Theologie noch eine sozialwissenschaftliche bzw. interessierte, einfühlsame Alltagswahrnehmung sind dabei allein zureichend. Nötig ist eine Theorie, welche Theologie nicht vor allem in die Lösung, sondern in die Formulierung von Gegenwartsproblemen einbringt. Der Fehler der Problemorientierung war es wahrscheinlich, die biblischen Texte als “Problemlösungspotential” zu sehen und ihnen damit ihr “Problemformulierungspotential” zu nehmen. Die Bibel konnte dann nur noch sagen, was im wesentlichen bereits ohne sie herausgefunden worden war.

Eine gegenwärtige elementare Theologie von Unterrichtenden sollte demnach zu Flemmigs Programm zurückkehren und sich nicht durch die fatalen Alternativen von Bibel oder Problemorientierung, Theologie oder Anthropologie, Jugend oder Kirchenorientierung, Vermittlung oder Aneignung irre machen lassen. Unterrichtende haben nicht Traditionen zu vermitteln, nicht das Wort Gottes autoritativ zu sagen und nicht das Leben von Jugendlichen zu therapieren. Gefragt ist vielmehr ein gemeinsames elementares Theologisieren, wobei biblische Texte dabei helfen, die Lebenswelt neu und anders zu analysieren. Die Aufgabe der Unterrichtenden ist es, solche gemeinsamen theologischen Analysen durch eigene praktischtheologische Überlegungen vorzubereiten. Wenn dies schwierig ist bzw. nicht gelingt, ist dies vor allem eine Anfrage an die theologische Ausbildung, in der Theologie allzu oft mit Historie und Praxis dann mit Methodik gleichgesetzt wird.

Ich gebe nun anstelle von Kritik ein Beispiel, wie ich mir theologisches Denken als Lebensweltanalyse durch die Unterrichtenden vorstelle. Dabei gehe ich aus von gegenwärtigem Erleben Jugendlicher und Erwachsener, das sodann von Theologinnen und Theologen mit Hilfe der Freiheitskategorie zu beschreiben ist. Ich bleibe damit bei dem bereits angesprochenen Themenkreis von Subjekt und Rechtfertigung.

Die Dialektik gegenwärtiger Erfahrung lässt sich mit dem Terminus Wahlzwang beschreiben. Den Jugendlichen heute stehen alle Wege offen – jedenfalls theoretisch. Dies bezieht sich auf Schule, Beruf, Privatleben und auf die eigene Leiblichkeit. Alles ist möglich, und alles, was unmöglich ist, ist nur mir unmöglich. Ein unterschwelliger Leistungsdruck dehnt sich auf immer mehr Bereiche aus. Für meine Qualifikationen, für meine Beziehungen, Freundschaften und auch für mein Aussehen bin ich selbst verantwortlich. Ich habe das Richtige auszuwählen und bin gezwungen, dabei keinen Fehler zu machen. Das ist mit dem Stichwort Wahlzwang gemeint.
Um Jugendliche in dieser Situation zu begleiten, hilft weder ein kulturpessimistischer Einspruch gegen die Konsumwelt unter christlichem Vorzeichen noch eine gut gemeinte theologische Aufwertung des Subjekts. Um diese beiden – wichtige Momente enthaltenden! – Intentionen zur Geltung zu bringen, muss die Dialektik gegenwärtigen Wahlzwanges mit der biblischen Dialektik interpretiert werden. Solche Analysen sind dann elementare Theologie der Unterrichtenden in didaktischer Absicht.

Die Botschaft des (post)modernen Wahlzwanges lautet: “Du hast alle Chancen! Nutze sie! Jedes Verpassen ist deine eigene Schuld!” Dies ist zu interpretieren als eine ganz spezifische Sicht von Subjekt, Freiheit und Sünde. Die Erlebnisform von Sünde ist heute nicht mehr das Übertreten einer Norm, sondern das Verpassen einer Chance zur eigenen Attraktivitätssteigerung bzw. Identitätsfindung. Arbeite an deiner Identität! Du hast jede Freiheit dazu! Aber wehe, wenn du das nicht schaffst. Es herrscht ein totaler Anpassungsdruck an die Freiheit. Sünde ist, die Freiheit nicht zu nutzen. Du hast völlig freie Wahl – und dazu dann keine Alternative. Die Freiheit schlägt auf die Jugendlichen zurück. Von daher ist auch der Ausbruch von Gewalt gerade bei zunehmender Freiheit nicht so völlig überraschend, wie dies in der Presse im Zusammenhang jugendlicher Gewalt in den letzten Jahren mehrfach zu lesen war. Wer immer wieder hört, dass er alle Freiheiten hat und sich von gar nichts freizumachen oder zu befreien braucht, dem bleibt nur der blinde Befreiungsschlag gegen die repressive Toleranz der Wahlfreiheit.

In Römer 7 schreibt Paulus, wie das zum Leben gegebene Gebot unter der Hand der Sünde zum Tod bringenden Gesetz wurde. Was Paulus für eine an Ordnungen und Geboten orientierte Gesellschaft formulierte, kann zum Schlüssel für die Interpretation modernen Wahlzwanges werden. Die Freiheit kann (ebenso wie das Gebot) der Sünde in die Hände fallen. Ich ersetze dazu in Römer 7, 10.11 das Wort “Gebot” durch das Wort “Freiheit”. Dann heißt es:

“Und so fand sich’s, dass die Freiheit mir den Tod brachte, die doch zum Leben gegeben war. Denn die Sünde nahm die Freiheit zum Anlass und tötete mich durch die Freiheit.”

Was Sünde ist: Das, was ich mitkonstituiere, dem ich aber ausgeliefert bin; was ich nicht will, wozu ich aber auch keine Alternative will oder wollen kann – dies kann zur theologischen Interpretation gegenwärtigen Wahlzwanges dienen. Die biblische Überlieferung als Problematisierung löst nicht einfach unsere Probleme, hilft aber, diese anders zu formulieren.

Diese doppelte Dialektik von Lebenswelt und Überlieferung kann ausgezogen werden auf die anderen, damit zusammenhängenden Fragen der Konfirmandenarbeit: die Freiheit und das Verhältnis zu sich selbst und zum eigenen Körper, zu anderen, zu der uns umgebenden Welt und zu Gott. Die Dialektik des in der Freiheit sich selbst versklavenden Menschen findet sich ja nicht nur bei Paulus, sondern auch schon in der Exodus und Wüstenwanderungsgeschichte (Mannaspeisung 2. Mose 16; das goldene Stierbild 2. Mose 32), in der Prophetie, besonders des 8. Jahrhunderts (Glaube zwischen Erwählungssicherheit und Erbarmensvergessenheit ) und in der Christologie der Evangelien (Joh 1,911: “die Welt erkannte ihn nicht”). Der Wahlzwang der Gegenwart mit der Dialektik von Freiheit und Selbstversklavung kann mit der biblischen Theologie anders gedeutet werden, weil dort ebenfalls der freie unfreie Mensch gerechtfertigt wird, welcher von seiner eigenen Versklavung frei wird.

Eine solche Praxis theologischer, elementarer Gegenwartsanalyse ist die Aufgabe der Unterrichtenden, auch wenn sie nicht direkt oder nur in Ansätzen im Unterricht vorkommt. Sie bildet den notwendigen Hintergrund für die Arbeit mit den Jugendlichen. Die Elementarisierung meint also nicht – wie in der früheren Elementarisierungsdebatte – vornehmlich die Elementarisierung theologischer Inhalte, sondern vor allem das Aufsuchen elementarer Theologie in der Lebenswelt von Jugendlichen (und Erwachsenen) in der Konfirmandenarbeit.

 

3. Theologische Erwartungen bei Jugendlichen in der Konfirmandenarbeit
Ich knüpfe nochmals an das Zitat von Weert Flemmig aus KUPraxis 1 an. Nicht nur für die Lehrenden, auch für die Lernenden im KU geht es darum, theologisch denken und handeln zu können, damit sie in wechselnden Lebenssituationen konkret glauben können. “Theologisches Denken” darf und muss dabei keine kognitive Überforderung der Jugendlichen sein. Die Entscheidung für die Notwendigkeit theologischen Denkens im KU ist vielmehr zugleich die Frage nach dem Aufsuchen der theologischen Fragen der Jugendlichen. Die Auskunft, Jugendliche interessierten sich nicht für Theologie, dürfte eher in einer fehlenden Beziehung auf die jugendliche Lebensgeschichte oder schlicht in einfallsloser Methodik ihre Ursache haben.

Ich widerspreche der These, Jugendliche im KU hätten keine theologischen Praktiken und keine theologischen Erfahrungen vor der Zeit des Unterrichts. Hinter dem Bestreiten jugendlicher Theologie dürfte ein steiler, letztlich klerikaler Glaubens und Theologiebegriff stehen: “Theologen” sind dann diejenigen, die die wissenschaftliche Fachsprache beherrschen und den kirchlichen Lehrbestand kennen. Theologie als “Funktion des Glaubens” hingegen ist mit dem Glauben – als Akt und als Inhalt – notwendig gegeben. Da nach evangelischem Verständnis der Glaube mindestens als Akt nicht quantifizierbar ist – auch der kleinste Glaube als fiducia hat das ganze Heil (vgl. Röm 10,10: “Wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet”), darum gilt: Konfirmandinnen und Konfirmanden sind als Glaubende ernstzunehmen, zumindest als glauben Wollende oder sich auf Glauben probeweise Einlassende. Damit sind sie theologische Partner, wenigstens theologisch Interessierte. Sie fragen, ob man denn überhaupt angesichts der Dialektik von Wahlzwängen glauben kann. Sie formulieren das selbstverständlich nicht in dieser Begrifflichkeit. Aber die Frage ist durch den Konfirmandenunterricht als solchen gestellt. Die Grundfrage ist: Können die selbst gewählte und selbst konstituierte Form von Religion und Glauben zusammenbestehen mit dem christlichen Gott , dessen Wahrheitsanspruch durch die Institution Kirche ins Spiel gebracht wird? Ich behaupte: Die Herausforderung, sich mit dem gesellschaftlichen Teilbereich Kirche zu beschäftigen im Hinblick auf die eigene Religiosität, dies macht das spezifische theologische Profil von Konfirmandenarbeit aus. Ich versuche dies jetzt nicht mit empirischen Daten zu untermauern, sondern gehe einfach phänomenologisch von der Tatsache aus, dass selbst wählende Jugendliche den Versuch mit einer Institution wählen, die beansprucht, eine nicht zur Wahl stehende Wahrheit zu verkündigen. Dieser Anspruch wird immer wieder befragt. Die Gottesfrage, zugespitzt auf die Glaubwürdigkeit von Vertretern der sich auf Gott berufenden Institution Kirche, ist die erste theologische Frage, deren Thematisierung im KU erwartet wird. Dies ist ein anderer, neuer Aspekt gegenüber dem schulischen Religionsunterricht, den die meisten Jugendlichen bei Eintritt in den KU besucht haben. Theologisches Denken und Argumentieren kennen die Jugendlichen aus der Schule ansatzweise. Ein großes Manko ist immer noch der fehlende Kontakt zwischen Schule und Gemeinde und die ignorante Annahme vieler Pfarrer(innen), sie begännen im KU neu mit der Theologie und könnten nichts voraussetzen. Vieles an der Klage über mangelndes Vorwissen dürfte eher an der mangelnden Fähigkeit von Unterrichtenden liegen, Jugendliche zur Äußerung ihres Vorwissens und ihres Fragehorizonts zu ermutigen.

Die theologischen Vorprägungen von Jugendlichen sind weiter durch Werbung und Medien geprägt. Diesem Gesichtspunkt wird in der religionspädagogischen Theorie noch wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Die Werbung aber thematisiert zunehmend religiöse Themen und die Gottesfrage, und zwar gerade in ironisierender Brechung der Angehörigen religiöser Institutionen. Der Pfarrer in der Werbung sorgt nicht nur für Aufmerksamkeit, sondern steht für die Tendenz, die freie Wahl religiöser Überzeugungen mit solchen skurrilen “authentischen Vertretern” zu kontrastieren, die – kaum vorstellbar! – eine klar begrenzte und beschreibbare Überzeugung repräsentieren. Die kritische Anfrage an die Wahrheitsansprüche der Kirche werden durch solch ironisierenden Umgang mit Gott und Kirche in der Werbung noch verschärft. Ist unser Pfarrer auch so eine Karikatur wie der in der KaffeeWerbung, oder ist er samt seinem Produkt ernster zu nehmen? Die Werbung ist Symptom wie Verstärkung religiösen Wahlverhaltens. Darin dürfte andererseits eine besondere Chance für theologisches Nachdenken in der Konfirmandenarbeit liegen. Das Wahlverhalten bringt genaue Qualitätsprüfung mit sich, und Theologie richtig verstanden ist eben diese Qualitätsprüfung christlicher Wahrheitsansprüche. Die ironisierende Darstellung von Pfarrern – meines Wissens nicht von Pfarrerinnen – muss darüber hinaus nicht notwendig denunziatorisch wirken. Um so positiver kann die Überraschung sein, im KU keiner Karikatur zu begegnen, sondern einem interessierten Gesprächspartner, der die theologische Qualitätsprüfung nicht nur zulässt, sondern seinerseits herausfordert.

Diese Prüfung mit Hilfe eines gesprächsfähigen Pfarrers (einer Pfarrerin) dürften Jugendliche schließlich auch deswegen erwarten, weil der religiöse Markt auch für sie bunt und unübersichtlich geworden ist und im KU jemand greifbar ist, der oder die eine profilierte religiöse Position, ein Bekenntnis zum Beruf gemacht hat (bzw. bei ehrenamtlich Tätigen: sich dafür in der eigenen Freizeit einsetzt).

Die wegen methodischer Mängel zu Recht kritisierte Jugendstudie von Heiner Barz zeigt immerhin, dass Jugendliche nicht ohne Glauben sind, sondern gerade nach einer für sie angemessenen Transformation überlieferter Glaubensvorstellungen suchen. Bei eben solchen Transformationsbemühungen kann die Konfirmandenarbeit (wie der Religionsunterricht) behilflich sein. Jugendliche Transformationen dürfen dabei weder als automatisch hingenommen werden, wie Barz dies suggeriert, noch als Bedrohung von Kirche und Bekenntnis gebrandmarkt und als Häresie bekämpft werden. Eine elementare didaktische Theologie hat Jugendliche vielmehr bei ihren Transformationen kritisch, aber vor allem auch selbstkritisch zu begleiten. Darüber hinaus scheint mir das, was Barz als soziologische Ablösung eines HierarchieModells durch ein monistischinnengeleitetes Modell von Religion beschreibt, auch oder stärker mit der Entwicklung jugendlicher Religiosität zusammenzuhängen. Kurz: Projiziert Barz die von Fritz Oser u.a. beschriebene Stufe 3 des religiösen Urteils in eine von ihm postulierte gesellschaftliche Entwicklung? Entspricht das Beschriebene nicht vielleicht einfach der psychologischen Entwicklung, die Friedrich Schweitzer als “gleichzeitige Verinnerlichung, Verpersönlichung und Abstraktion des jugendlichen Gottesbildes” bezeichnet hat?

Ich benenne am Schluss dieses Abschnitts noch theologische Einzelthemen, in denen die ausgezogenen Grundlinien von Wahlzwang, IndividualitätSubjektivität, Glaube, Gott und Kirche zu thematisieren sind. Denn die formulierten theologischen Grundfragen sind ja nicht von vornherein identisch mit den Themen der Konfirmandenarbeit. An anderer Stelle habe ich mehrfach formuliert, dass die Thematik der Konfirmandenarbeit zusammenzufassen ist unter dem Leitsatz “Ich und die anderen und Gott”, und dass Liturgie und Diakonie das besondere Profil des Lernortes Kirchengemeinde ausmachen. Ich will dies jetzt noch etwas anders akzentuieren. Gemeinsames gottesdienstliches und sozialdiakonisches Experimentieren und Handeln ist für eine handlungsorientierte Didaktik des KU zentral. Aber dabei droht das Vorzeichen bei aller Offenheit im einzelnen doch immer wieder das Interesse der Hauptamtlichen zu sein. Ich denke dabei jetzt selbstkritisch an meine eigene Gemeindearbeit, an meine Gottesdienstexperimente und an die Arbeit unserer damaligen “3.WeltGruppe”. Die sich verschärfende Dialektik von Freiheit und Zwang im Alltag von Jugendlichen macht die Behandlung von Fragen wichtig, die sich von ihrem Alltag her in der Konfrontation mit dem System Kirche besonders stellen, weil Kirche, Gott und Christentum besonders für moralischethische Orientierung stehen. Kurz: Für die Konfirmandenarbeit müsste stärker an einer Theologie des Leibes, an einer Theologie der Stärke, Kraft und Macht und auch an einer Theologie des Geldes gearbeitet werden. Alles Moralisieren an diesem Punkt, ohne wirkliches Aufnehmen der Gedanken von Jugendlichen, greift zu kurz. Das frühere Moralisieren in Sachen Sexualität sollte sich nicht auf den Umgang mit Stärke, Macht und Geld verlagern. Dass die Sexualität nicht “böser Trieb”, sondern Lebensenergie ist, wird inzwischen nicht mehr bestritten (wenngleich homosexuelle Sexualität, die immerhin einige Konfirmandinnen und Konfirmanden betrifft, noch weitgehend ein TabuThema in Kirche und KU ist). Dass der Umgang mit Macht, Geld und Erfolg ebenso zu der sich entfaltenden Lebensenergie gehört, scheint mir in einer kurzschlüssigen Anwendung von Bibelworten (etwa Mt 5,3) zu wenig berücksichtigt zu sein. Die Kontrastierung von Geldgeschenken und Bekenntnis bei der Konfirmation hat immer noch solche moralisierenden Anteile und leidet unter Selbstwiderspruch (denn welcher Pfarrer konfirmiert nur für das Bekenntnis und ohne Gehalt?)

Bevor ich zum Bekenntnis komme, eine letzte Anmerkung: Eine Theologie der Auferstehung des Leibes scheint mir gegenwärtig besonders erforderlich zu sein. Die Frage nach der individuellen Zukunft beschäftigt den Umfragen zufolge mehr als die Hälfte der Jugendlichen. Die Entgegensetzung von Reinkarnation und Auferstehung dürfte theologisch und erst recht didaktisch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Gesucht ist eine Theologie der Auferstehung, die sich nicht scheut, die sich vom Alten zum Neuen Testament herausbildende Linie der individuellen Auferstehung in die Neuzeit auszuziehen. Ohne dies hier weiter ausführen zu können, meine ich, dass man von der Taufe her durchaus von der “Unsterblichkeit des Geistes” (im Sinne des Gottesbezuges) reden kann.

 

4. Spezialfall Bekenntnis: ein abduktiver Schluss und eine Codierung von Wirklichkeit


Das Wort “Bekenntnis” ist mehrdeutig. Zumindest unterschieden werden müssen:

  • die individuelle Glaubensaussage als Bekenntnis (confessio)
  • das Bekenntnis im juristischen Sinne als Merkmal einer Konfessionskirche (ev.luth., röm.kath. u.a.)
  • das Bekenntnis im Sinne bestimmter, meist liturgisch gebrauchter Texte (das Apostolikum und das von Jugendlichen selbst formulierte Bekenntnis).

Von besonderem Interesse in der Konfirmandenarbeit ist die Spannung von überlieferten und eigenen Bekenntnissätzen sowie die zur Diskussion stehende Entscheidung, sich künftig als Mitglied einer bestimmten (Bekenntnis)Kirche zu verstehen oder nicht. Dass ein Ausklammern der Bekenntnisfrage in Unterricht und Konfirmation die Jugendlichen nicht ernstnimmt und einen übersteigerten Bekenntnis und Theologiebegriff zugrundelegt, habe ich an anderer Stelle ausgeführt und will es hier nicht wiederholen.

Ich formuliere das Problem jetzt nur noch einmal neu unter semiotischer Perspektive. Bekenntnisse sind Zeichenkomplexe, die die Wirklichkeit mit bestimmten Deutungspotentialen versehen; semiotisch: mit Signifikanten, die ihrerseits zu neuen Signifikaten werden und einen offenen, aber nicht beliebigen Auslegungsprozess in Gang bringen können. Bekenntnisse – konkret: das im Unterricht und Konfirmationsgottesdienst vorkommende Apostolikum – müssen als Signifikanten ernstgenommen werden, die Lernen anstoßen können. Wie bei der Predigt sind dabei ausgetretene Pfade , von vornherein ausgeschlossene bzw. festgelegte Signifikationen, die größere Gefahr als der sehr alte Text des Bekenntnisses selbst. Wie wäre es, wenn das Apostolikum von einer Theologie des Leibes, der eigenen Kraft, Lebensenergie und Lebenszukunft her angeeignet würde? In diesem ersten Verständnis ist das Apostolikum ein auslegungsbedürftiger, nicht zu schnell zu begrenzender Text, ein Ensemble von Bedeutungen für eine möglichst weitgehende Bedeutungsweiterschreibung.

In einem zweiten Sinne lässt sich das Bekenntnis aber auch als Modell von Glauben verstehen. Es versieht die eigene Wirklichkeit mit einem Bedeutungssystem. Das Bekenntnis ist nicht deduzierbar aus logischen Schlüssen nach festen Regeln. Das Bekenntnis ist aber auch kein Regelsystem, das aus eigenen Erfahrungen durch induktive Schlüsse ableitbar ist. Mit Ch.S. Peirce (18391914) lässt sich das Bekenntnis eher in Analogie zum “abduktiven” Schließen” verstehen. Die Abduktion ist eine Art kreativer Zeichenlektüre, welche versuchsweise Regeln und Fälle einander zuordnet und dann die Tragfähigkeit solcher Versuche erprobt. Das Bekenntnis in diesem Sinne (jede individuelle confessio wie das gesprochene oder ausgelegte Bekenntnis) ist eine Abduktion, welche versuchsweise eine Bedeutungshypothese der Wirklichkeit zuordnet. Damit ist die Offenheit des Bekennens denkbar und die falsche Alternative “Bekenntnis ja oder nein” überwindbar. Bekenntnisse sind offene Texte, die auszulegen und versuchsweise abduktiv auf Wirklichkeit zu beziehen sind. Die deduktivhistorische wie die induktivanthropologische Herleitung von Glaubensaussagen führen zu falschen Alternativen.

Um es am Schluss noch einmal von der Gottesfrage her zu sagen: Konfirmandenarbeit erfolgt nicht von dem selbstverständlichen Bekenntnissatz her, dass Gott da (oder gar verfügbar) ist. Sie erfolgt aber auch nicht unter der Maßgabe, dass wir unsere individuellanthropologische Religion generieren, weil alles andere fraglich wäre. Nicht “Deus datur” und nicht “etsi Deus non daretur”, wie im Anschluss an Ernst Lange und Dietrich Bonhoeffer gern formuliert wird, sind die angemessenen Überschriften, sondern: “etsi Deus daretur”. Unter der Hypothese, dass Gott da sein könnte, wird das Bekenntnis der Kirche kreativ ausgelegt, um von der konkreten eigenen Wirklichkeit Bekenntnisversuche zu abduzieren, wobei die tradierten Bekenntnisse zugleich neue Wege eröffnen wie begehbar machen können.

* Vortrag bei der Studientagung des Herausgeber und Redaktionskreises von KUPraxis am 7. 12. 1995 in Berlin
LESCHINSKY, Achim: Bericht der wissenschaftlichen Begleitung über den Modellversuch zum Lernbereich "Lebensgestaltung Ethik Religion", Berlin, März 1995 (Manuskript), S. 60.
Heiner BARZ: Postmoderne Religion. Die junge Generation in den Alten Bundesländern (Jugend und Religion 2), Opladen 1992 (der erste Band, Religion ohne Institution, Opladen 1992, bezieht sich auf bisherige Forschungen, der dritte Band unter dem Titel “Postsozialistische Religion” (Opladen 1993) auf die Jugend in den Neuen Bundesländern. Der äußerst polemische Streit um die BarzStudie ist dokumentiert in: Ingo Holzapfel u.a. (Hrsg.), aejStudientexte 2/92: JUGEND UND RELIGION. “Wer glaubt denn heute noch an die sieben Gebote?”, Evangelische Akademie Bad Boll 1992.
Dazu s. Andreas FEIGE: Was kann eine qualitative Studie leisten? Religionssoziologische Überlegungen zum Forschungsansatz der Studie “Jugend und Religion”, in: aejStudientexte 2/92 (s.o. Anm. 2), S. 6375.
H. Barz, Postmoderne Religion (s.o. Anm. 2), S. 2832. (Seitennachweise im folgenden in Klammern im laufenden Text.)
A. Feige (s.o. Anm. 3), S. 71.
Ausführlich dazu s. meine Münsteraner Antrittsvorlesung: Praktische Theologie und Postmoderne. Ein Dialog mit Wolfgang Welsch, 1994 (bisher unveröff.).
Als eine Maxime zitiert von Johannes Opp in einem Gespräch in Loccum im September 1994.
Karl WITT, Konfirmandenunterricht. Neue Wege der Katechetik in Kirche und Schule, Göttingen 1959, S. 14.
Dies hat schon 1977 Heinz SCHMIDT beschrieben in seiner Dissertation: Religionspädagogische Rekonstruktionen. Wie Jugendliche glauben können, Stuttgart 1977, bes. S. 4486. Im folgenden nehme ich Gedanken von Schmidt auf.
Einflußreich war in diesem Zusammenhang vor allem: Ernst LANGE, Zur Theorie und Praxis der Predigtarbeit, in: ders., Predigen als Beruf. Aufsätze zu Homiletik, Liturgik und Pfarramt, München 1982, S. 951, vgl. dort S. 30: “Predigtarbeit wird von daher erkennbar als ein Prozeßgeschehen zwischen Tradition und Situation.”
Dazu s. Klaus WEGENAST, Die empirische Wendung in der Religionspädagogik, in: EvErz 20/1968, S. 111124.
Heinz Schmidt (s.o. Anm. 9), S. 7880. Die Dialektik von neuzeitlicher Erfahrung und christlicher Überlieferung wird von Schmidt insgesamt so beschrieben (S. 4486):
DIALEKTIKzwischen neuzeitlicher Erfahrung christlicher Überlieferung

Die eigenständige Dialektik gegenwärtiger Erfahrung: Die eigenständige Dialektik der christlichen Überlieferung:

  1. Rationalität zwischen Verwissenschaftlichung und Verdinglichung 1. Herrschaft Gottes zwischen schwärmerischem Aktivismus und resignierender Verdrängung
  2. Leben zwischen Lebensverbesserung und Lebensvernichtung 2. Rechtfertigung zwischen Gesetzlichkeit und Willkür
  3. Gemeinschaft zwischen Vereinzelung und Kollektivierung 3. Liebe/Gemeinschaft zwischen Konservativismus und Utopismus
  4. Frieden zwischen Unterdrückung und
    Interessenausgleich 4. Glaube/Hoffnung zwischen frommer Selbstsicherheit und Selbstbehauptung
  5. Sinn zwischen Traditionsverlust und Traditionalismus

Text erschienen im Loccumer Pelikan 1/1996

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