Gesehen: Der Tatortreiniger – Comedy-Serie des NDR

Von Andreas Behr

 

Heiko Schotte, genannt Schotty, hat einen Beruf, für den man wohl so etwas wie Berufung braucht. Er ist Tatortreiniger, das heißt: Er kommt, wenn nach einem Verbrechen oder Unfall aufgeräumt werden muss. Vor Blut darf er sich dabei genauso wenig ekeln wie vor den Bildern, die sich wohl jeder unweigerlich von einem Tathergang macht, wenn er einen Tatort inspiziert.

Schotty, verkörpert von Bjarne Mädel, scheint mit Leib und Seele bei seinem Beruf zu sein. Er ist echter Fachmann, deshalb unersetzbar, und das weiß er auch. Wenn er anderen erklärt, wie verschiedene Rückstände aus diversen Materialien zu entfernen sind, dann klingt das fast liebevoll. Man spürt den Könner am Werk.

In jeder der inzwischen 27 Folgen der mehrfach preisgekrönten Serie begegnet Schotty am Tatort anderen Menschen und damit meistens auch anderen Berufen. Gleich in der ersten Folge – „Ganz normale Jobs“ – bekommt er es mit einer Prostituierten zu tun, die eigentlich mit dem Mordopfer verabredet war, dessen Wohnung Schotty reinigen soll. Der Tatortreiniger trifft auf Manager, Künstler, Bestatter und Rentnerinnen. Gelegentlich muss er sich gar in anderen Berufen bzw. Berufungen ausprobieren, als Eisverkäufer, werdender Vater oder Business-Trainee.
Immer kommt er mit den Menschen ins Gespräch; und oft drehen sich diese Gespräche um das Thema Beruf und Berufung.

In der Folge „Schluss mit lustig“ (Folge 27, Staffel 6) trifft Schotty auf einen Clown, der sein Theaterprogramm zwar mit großer Leidenschaft, aber fast ohne Publikum aufführt. Und während der Clown den Tatortreiniger zu überzeugen versucht, dass dieser doch bestimmt auch noch andere Träume hat als seinen Job und dass er diese doch verwirklichen müsse, gibt sich Schotty typisch pragmatisch und macht seinerseits dem Clown klar, dass man manche Träume auch als gescheitert beiseite legen muss.

In der Folge „Anbieterwechsel“ (Folge 22, Staffel 5) muss Schotty ein Geschäft aufräumen, wo es einen Fall von gezieltem Vandalismus gegeben hat. Die Inhaberin des Ladens erklärt dem Tatortreiniger ihr Geschäftsmodell: Bei ihr können Menschen eine maßgefertigte, individuelle Religion kaufen. Dazu gehört eine Philosophie mit den wesentlichen religiösen Inhalten, je nach Geschmack diesseitig oder jenseitig ausgerichtet. Es gibt Symbole und Kultgegenstände, auch diese sind auf die Persönlichkeit der Kunden zugeschnitten. Schotty fragt wie immer interessiert, aber auch kritisch nach; so entwickelt sich ein Gespräch über Sinn und Unsinn, Nutzen und Wert von Religion.

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Der Tatortreiniger, Folge „Anbieterwechsel“. Die Folge kann auf DVD in der Medienstelle des Hauses kirchlicher Dienste unter www.medienzentralen.de ausgeliehen werden. © NDR / LETTERBOX FILMPRODUKTION GmbH