'Mji wa Huruma village', der erste Slum im Internet

von Dietmar Peter

 

Mji wa Huruma village, ein Slum im Internet, lädt zum Besuch ein. Nehmen Sie die Einladung an, dann können Sie die Dorfstraße entlanggehen, Joyce oder Maurice in ihren Häusern besuchen, etwas über die Kirche erfahren, einen Blick in die Schule werfen, dort Informationen über die Möglichkeiten des Lernens unter besonderen Bedingungen erhalten und zum Schluss einen kleinen Gang zum Ruaka River, dem Wasch- und Badeplatz des Slums machen. Gleichzeitig erfahren Sie etwas über die Geschichte des Dorfes und die Matumaini Youth Group.

Die Idee zum ersten Internetangebot eines Slums entstand auf einer Reise, die der österreichische Autor Martin Auer im Februar und März dieses Jahres auf Einladung mehrerer Schulen und Universitäten in Kenia unternahm. Während dieser Zeit besuchte er den Slum Mji wa Huruma, eines der ärmsten Wohngebiete Nairobis. In vielen Gesprächen vor Ort entstand bei Auer die Idee, ein Buch über die Geschichte des Slums und deren Einwohner zu schreiben. Bald setzte sich allerdings die Erkenntnis durch, dass es besser sei, wenn die Einwohnerinnen und Einwohner selbst zu Wort kämen und über sich, das Dorf und die soziale Situation vor Ort berichten.

Aufgrund der technischen Internetkenntnisse von Auer und der Möglichkeiten des Mediums, ein weltweit kostengünstiges Publikationsforum zu bieten, lag es nahe, den Bewohnern den Vorschlag zu machen, das Internet für die geplante Selbstdarstellung zu nutzen. Die Idee wurde aufgegriffen, erste Fotos für das Angebot noch während Auers Aufenthalt durch die Bewohner gemacht. Inzwischen sind die Seiten im Netz eingestellt (www.pips.at/huruma) und die Matumaini Youth Group, eine 1996 im Slum entstandene Jugendgruppe, fühlt sich für die aktuellen Inhalte verantwortlich. Dazu nutzen die Jugendlichen einmal pro Woche die Computer der Deutschen Schule in Nairobi. Die Texte werden von dort per eMail an Martin Auer nach Österreich geschickt, der sie in die Internetseiten einbaut. Diese technische Unterstützung geschieht zunächst für die Zeit, die die Jugendlichen benötigen, um sich entsprechende Kenntnisse anzueignen.

Die Erwartungen der Slumbewohner an die Internetseiten sind unterschiedlich. Wesentlich ist der politische Aspekt, in der übrigen Welt authentische Informationen über die soziale Situation in Afrika zu verbreiten. Hinzu kommt die Möglichkeit, im Fall aktueller Probleme schnell die Öffentlichkeit informieren zu können. Hierzu zählen Polizeiübergriffe oder die drohende Vertreibung von städtischem Land, eine in Nairobi drohende ständige Gefahr. Weiterhin dienen die Seiten dem Austausch von Ideen mit Menschen in ähnlichen Situationen weltweit. Die Möglichkeit, für die soziale und politische Arbeit der Jugendgruppe finanzielle Unterstützung zu bekommen, ist ein erwünschter Nebeneffekt.

Ein Besuch der Seiten im Rahmen des Religionsunterrichts empfiehlt sich aufgrund der Authentizität des Angebots in besonderer Weise. Die Möglichkeiten, zu den Jugendlichen der Matumaini Youth Group via eMail Kontakt aufzunehmen (matumainiyouth@netscape.net), an dem Diskussionsforum teilzunehmen und aktuelle Informationen über den monatlich erscheinenden Newsletter zu erhalten, bieten sich vor allem für unterrichtsbegleitende Projekte an.

Rechtlicher Hinweis: Die Redaktion ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten und kann deswegen auch keine Gewährleistung für deren Inhalt übernehmen.

Text erschienen im Loccumer Pelikan 1/2001

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